Handball - Löwen werden in Melsungen den eigenen hohen Ansprüchen nicht gerecht / Appelgren bemängelt Einstellung

Handarbeit ohne die nötige Präzision

Von 
Thorsten Hof
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Uwe Gensheimer verlässt nach der 26:31-Niederlage bei der MT Melsungen enttäuscht das Parkett in der Rothenbach-Halle in Kassel. © Michael Ruffler

Mannheim. Die abendliche Rückreise durch die Kasseler Berge kann im Herbst düster und deprimierend sein – vor allem, wenn man wie am Donnerstag die Rhein-Neckar Löwen eine schmerzliche Niederlage einpacken muss. „Das wird die nächsten zwei Tage ordentlich weh tun“, erwartete nach der 26:31-Pleite bei der MT Melsungen auch Sportchef Oliver Roggisch alles andere als eine lustige Klassenfahrt im schicken schwarzen Mannschaftsbus Richtung Kurpfalz – und das nicht nur weil mit den parallelen Niederlagen von Flensburg in Hannover und Magdeburg in Wetzlar eigentlich alles für die Löwen gelaufen war.

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Rhein-Neckar Löwen gegen MT Melsungen

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Doch die Tabelle der Handball-Bundesliga interessierte im Löwen-Rudel zunächst die wenigsten, vordringlicher war die Frage, warum die Mannheimer die starke Leistung vom Auswärtssieg gegen Magdeburg nicht wiederholen konnten. An der Börde spielten die Löwen noch ihre individuelle Klasse aus, am Donnerstagabend hatte dann aber Melsungen eindeutig die besseren Einzelspieler. Kai Häfners Rafinesse im Wurf (8 Tore), die Wucht eines Julius Kühn (4 Tore) oder der sensationelle Schlussakkord eines Lasse Mikkelsen, der fünf seiner neun Treffer in der entscheidenden Phase nach dem 22:21 (46.) erzielte – all das fehlte den Löwen bei den Nordhessen, von der verbesserungswürdigen Torwart- und Abwehrleistung einmal ganz abgesehen.

„Insgesamt zu schlecht“

„Wir waren insgesamt zu schlecht“, brachte es Spielmacher Andy Schmid enttäuscht auf den Punkt. „Es fehlte an allen Ecken und Enden ein bisschen“, wollte Schmid gar nicht erst ins Detail gehen, der Schweizer hatte einfach zu viele Baustellen gesehen, auf denen nicht mit der nötigen Präzision gearbeitet wurde. „Auf diesem Niveau waren das dann letztlich zu viele Fehler“, fasste Trainer Kristjan Andresson den Auftritt zusammen. „Wir sind immer nur hinterhergelaufen und konnten aus dem Spielverlauf keine Energie ziehen“, sah Andresson meist nur die Roten in Front. Und selbst als die Löwen nach dem Seitenwechsel mit 16:15 vorn lagen (36.), fingen sie sich in etwas mehr als drei Minuten einen 0:5-Lauf zum 16:20 ein. „Das war schon etwas der Genickbruch“, blickte Schmid auf diese Phase – auch wenn die Badener nochmals auf 24:23 herankamen (50.). „Aber wir wären heute nicht der verdiente Sieger gewesen.“

So fand etwa auf den Halbpositionen etwa nur jeder dritte Ball sein Ziel, in der Abwehr versuchte es Andresson im Innenblock mit mehreren Varianten, bevor die mit Gedeon Guardiola griff – am Ende dann aber ebenso erschreckend zerbröselte. „Wir haben unsere Ziele nicht erreicht. Auch ich habe zu schlecht abgeliefert“, übte Torwart Andreas Palicka (drei Paraden) deutliche Selbstkritik und hatte von Kollege Mikael Appelgren ebenfalls keine Entlastung erfahren. Dass beide Keeper so einen Tag erwischen, ist die absolute Ausnahme, passte aber zu einem Abend, an dem keiner an sein Limit kam.

„Wir müssen eben in jedem Spiel so auftreten wie in Magdeburg. Dazu hat uns heute vielleicht auch ein bisschen die Einstellung gefehlt“, mahnte Kapitän Appelgren, der vor dem Pokal-Achtelfinale am nächsten Mittwoch gegen Göppingen sicher nochmals das Gespräch mit den Kollegen suchen wird. „Da müssen wir ganz anders auftreten“, bestätigte Sportchef Roggisch. Schließlich hat bei den Löwen keiner Lust auf einen düsteren und deprimierenden Herbst.

Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkte SV Waldhof, Rhein-Neckar Löwen.

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