Bonn. Der Fall des fristlos gekündigten Basketball-Nationalspielers Joshiko Saibou sorgt für Debatten und wird für die Telekom Baskets Bonn wohl ein juristisches Nachspiel haben. An der Haltbarkeit der fristlosen Kündigung durch den Bundesligisten äußert ein Arbeitsrechtler Zweifel, der Deutsche Basketball Bund will die Angelegenheit mit dem Nationalspieler aufarbeiten – ein Auswahl-Aus ist nicht unmöglich.
„Eine Nominierung von Joshiko Saibou ist Sache des Bundestrainers. Es wird definitiv ein klärendes Gespräch geben müssen“, sagte DBB-Präsident Ingo Weiss. Bereits vor sechs bis acht Wochen habe es ein Gespräch gegeben, als die Ansichten von Saibou erstmals hochkamen. „Ich habe ihm gesagt, ich nehme deine Meinung zur Kenntnis, teile sie aber nicht“, sagte Weiss.
Fünf Fälle bei den Baskets
Saibou hatte bereits am Dienstag auf Instagram geschrieben: „Wenn ich eine polarisierende Meinung habe, ist Gegenwind verständlicherweise vorprogrammiert. Daraufhin jedoch meinen Job zu verlieren, ist totalitär und ein Schlag ins Gesicht der Meinungsfreiheit.“ Der Arbeitsrechtler Oliver Simon äußerte: „Aufgrund der aus Presseveröffentlichungen bekannten Umstände kommen aus arbeitsrechtlicher Sicht Zweifel an der Haltbarkeit der fristlosen Kündigung auf.“
Baskets-Präsident Wolfgang Wiedlich wies im Fall Saibou auf die Meinungsfreiheit auch bei kritischen Themen hin. Die Baskets legen Wert auf die Feststellung, „dass es bei uns keinen Maulkorb gibt. Im vorliegenden Fall geht es um die Einhaltung von Regeln zum Schutz aller“, teilte der Präsident mit.
Wiedlich verwies aber auch darauf, dass „die anderen Clubs sich auf uns verlassen können müssen, dass das Infektionsschutzgesetz beachtet und die Hygieneregeln eingehalten werden. Wenn wir das nicht schaffen, gefährdet das nicht nur unsere, sondern die Existenzgrundlage aller Vereine der BBL.“ Ende März gab es bei den Baskets „fünf Infizierte, davon drei Erkrankte und darunter eine Person, die wochenlang auf der Intensivstation lag und künstlich beatmet wurde“, teilte er mit.
Von Saibou und dessen Freundin, der Weitspringerin Alexandra Wester, waren in den sozialen Netzwerken Fotos von ihrer Teilnahme an der Demonstration gegen die staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie am Wochenende in Berlin zu sehen. Beide waren auch ohne Mund-Nasen-Schutz und ohne Abstand zu anderen Menschen zu sehen.
Freundin Wester außer sich
„Ein Verein sollte einen Athleten in seiner Diversity, seiner Entwicklung und auch seiner polarisierenden Meinung unterstützen oder zumindest sie akzeptieren“, sagte Wester auf Instagram. „Ihn aber so abzufertigen, ist ein Schlag ins Gesicht, und es ist unfair. Das ist krass, und ich hätte nicht gedacht, dass das im Jahr 2020 noch passieren kann.“ Sie hätten „sehr bewusst darauf geachtet, niemanden bei der Demo in Gefahr zu bringen und erst recht nicht seine Teamkollegen, weil die Telekom Baskets im Moment gar nicht im Team spielen oder trainieren“.
Die Weitspringerin und der Basketballer waren zuletzt schon durch Meinungsäußerungen zur Coronavirus-Pandemie aufgefallen. So hatte Wester in einem Video beklagt, durch die Corona-Maßnahmen ihrer Freiheit beraubt zu werden. Zudem sprach sie in dem Beitrag von einem Impfzwang für die Bevölkerung. dpa