Wintersport - Sölden ist am Wochenende die erste Station des alpinen Weltcups / Ein schwedischer Trainer positiv auf Corona getestet

Auftakt in einen existenziellen Winter

Von 
Lars Müller-Appenzeller
Lesedauer: 
Hat Verständnis dafür, vor leeren Rängen zu starten: Stefan Luitz. © dpa

Sölden. Die (Après-Ski-)Party in Tirol fällt aus, der Auftakt der Alpinen im Weltcup beginnt am Wochenende in Sölden ohne Zuschauer. In beiden Riesenslaloms geht es nicht nur um erste Siege und Punkte, sondern vor allem darum, ob es der Skizirkus mit seinem Vier-Blasen-Modell schafft, Corona die kalte Schulter zu zeigen. Risikogebiet: Zumindest eine gute Schneelage erwartet die Profis. Es ist ein exklusives Erlebnis, da das Ötztal Risikogebiet ist: Nur vier Personenkreise dürfen auf den Gletscher: Sportler/Betreuer, Organisation/Helfer, Medienvertreter und wenige geladene Gäste. „Das Konzept ist sehr strikt und funktioniert sicher“, sagte Männer-Renndirektor Markus Waldner kürzlich. Ins Tal durfte nur reisen, wer einen negativen Test vorweisen konnte; vor Sölden wurde ein mobiles Labor aufgebaut. Am Freitag wurden prompt positive Ergebnisse bekannt: Einem schwedischen Trainer sei eine Infektion nachgewiesen worden, teilte Teamchef Lars Melin mit. Waldner bestätigte, dass es Fälle in zwei Teams gegeben habe, ohne Namen zu nennen. Auch am Freitag hat der Schweizer Skiverband mitgeteilt, dass die eidgenössischen Alpin-Weltcups grundsätzlich ohne Zuschauer stattfinden werden. „In der aktuellen Situation ist es für alle Beteiligten besser, wenn keine Zuschauer vor Ort sind“, sagt der deutsche Profi Stefan Luitz.

Kalender-Puzzle: Alle Rennen finden in Europa statt – einzige Ausnahme ist der Test für Olympia 2022 in Peking; lediglich die Frauen sind im chinesischen Yanqing am Start. Die Blasen sollen möglichst wenig Kontaktflächen haben, wobei es Blasen in der Blase gibt: Nur Sölden, das Parallelrennen in Lech/Zürs, die WM in Cortina d’Ampezzo und das Weltcupfinale in Lenzerheide sind gemeinsame Stationen für Frauen und Männer. Zudem wird getrennt zwischen schnellen und technischen Disziplinen: In Val d’Isère werden erst zwei Riesenslaloms gefahren, eine Woche später Abfahrt und Super-G. Ausnahmen: die Klassiker Wengen und Kitzbühel sowie das Finale. Einziger deutscher Weltcup ist Garmisch-Partenkirchen.

Reisebeschränkungen: Die Grundphilosophie hieß „Flexibilität und Anpassungsfähigkeit“, sagte DSV-Sportvorstand Wolfgang Maier im Sommer. Während Österreicher und Italiener im Frühjahr auf ihren Gletschern das Training aufnahmen, mussten die Deutschen warten, bis die Grenzen wieder aufgingen. Maier: „Durch die ganzen Corona-Beschränkungen hat man nochmal deutlich gesehen, welchen Standortnachteil wir haben.“ Doch nach Trainings in Italien, der Schweiz und in Norwegen spricht Männer-Bundestrainer Christian Schwaiger von einer „Topvorbereitung“.

Stimmen: „Wir müssen Rennen fahren. Heuer geht es ums Überleben“, sagt Markus Waldner. Das sei für den DSV wichtig. Und für die Skiindustrie sowie den Skitourismus. Das Einhalten der Vorschriften sei im Training kein Problem gewesen, sagt Schwaiger: In den Gondeln bestehe Maskenpflicht, die Abstandsregeln seien in Liften ohne Probleme einzuhalten. Der Schweizer Beat Feuz hofft auf einen anderen Effekt: „Es könnte im Winter das Gleiche passieren wie im Sommer, als alle Leute raus wollten“, das Fahrrad neu entdeckten oder sich ein neues Rad kauften, sagt der beste Abfahrer der vergangenen Saison.

Mehr zum Thema

Kommentar Eisige Piste

Veröffentlicht
Kommentar von
Jürgen Berger
Mehr erfahren

Südwest Mehr FSME-Fälle durch Zecken als im Vorjahreszeitraum im Südwesten

Veröffentlicht
Mehr erfahren