Vor dem Play-off-Stress nutzt Jan-Axel Alavaara die Gelegenheit, in seiner schwedischen Heimat noch einmal kurz durchzuschnaufen. „Es ist ein kleiner Urlaub mit der Familie“, sagt der Manager der Adler Mannheim im Interview mit dieser Zeitung. Ganz ohne Eishockey geht es aber nicht: „Jeden Abend schaue ich mir Spiele vor Ort an.“
Der Adler-Sportmanager
- Jan-Axel Alavaara wurde am 14. März 1975 in Kiruna, der nördlichsten Stadt Schwedens, geboren.
- Der zweifache schwedische Meister mit dem Frölunda HC aus Göteborg wechselte 2008 nach Wolfsburg, wo er unter Trainer Pavel Gross spielte.
- Nach dem Ende seiner Profikarriere, die er 2012 mit dem Titelgewinn in Österreich (Linz) abschloss, stieg Alavaara in Schweden ins Trainergeschäft ein. Bevor er bei den Adlern einen Dreijahresvertrag bis 2021 unterzeichnete, arbeitete er als Talentspäher für den NHL-Club Buffalo Sabres.
Herr Alavaara, wie fällt Ihre Hauptrundenbilanz aus?
Jan-Axel Alavaara: Wir haben eine solide Hauptrunde gespielt. Dass wir sie auf dem ersten Platz abgeschlossen haben, freut mich. Es ist ein Riesenvorteil, in einer Play-off-Serie in einem entscheidenden siebten Spiel Heimrecht zu genießen. Das steht außer Frage. Wir haben gezeigt, dass wir eine gute Mannschaft sind und uns Selbstvertrauen für das geholt, was jetzt noch kommt.
Am viertletzten Spieltag ist München bis auf drei Punkte herangekommen? Inwiefern hilft die Erfahrung, diesem Druck standgehalten zu haben, für die Play-offs weiter?
Alavaara: Ehrlich gesagt haben wir gar keinen so großen Druck gespürt. Wir waren nur auf uns fokussiert, auf unsere Aufgaben, unsere Spiele, unsere Spieler. Aber natürlich ist es gut, dass wir gezeigt haben, dass wir in der Lage sind, dann gute Leistungen zu zeigen, wenn es darauf ankommt.
Was waren die Erfolgsfaktoren in der Hauptrunde?
Alavaara: Wir haben wie eine Mannschaft gespielt! Jeder Spieler kennt seine Rolle und hat diese so gut wie möglich ausgefüllt. Außerdem haben wir die Kleinigkeiten richtig gemacht, gut und hart trainiert, denn eines steht fest: So, wie man trainiert, spielt man auch.
Hatten Sie bei Ihrer Vertragsunterschrift damit gerechnet, dass es gleich im ersten Jahr in Mannheim so gut laufen würde?
Alavaara: Wir hatten eine Vision und haben natürlich gehofft, dass sich unsere Maßnahmen auszahlen würden. Damit rechnen konnten wir allerdings nicht. Wir wussten, dass wir gute Spieler haben und alle Voraussetzungen, um erfolgreich zu sein. Es ist schwer abzuschätzen, wie lange der Prozess dauert, bis jeder seine Rolle gefunden hat. Die Mannschaft hat sich viel schneller gefunden als gedacht.
Was muss passieren, damit einer starken Hauptrunde erfolgreiche Play-offs folgen?
Alavaara: Wir müssen ab sofort im Play-off-Modus sein, die Hauptrunde ist vorbei! Wenn wir es schaffen, uns auf jedes Spiel zu fokussieren und eine Aufgabe nach der anderen anzugehen, haben wir die Möglichkeit, jede Partie zu gewinnen. In den Play-offs ist es wichtig, immer nur nach vorn zu schauen - egal, was passiert. Wenn man zurückblickt, verliert man den Fokus. Das darf uns nicht passieren. Jeder muss bereit sein und seine Arbeit erledigen.
Viele sprechen von einem logischen Finale Mannheim gegen München - wie stehen Sie zu dieser Prognose?
Alavaara: Wir sprechen nicht über ein mögliches Finale, ja nicht einmal über das Halbfinale! Für uns ist jetzt erst einmal wichtig, dass wir das erste Spiel der Viertelfinalserie gewinnen. Es gilt, am 13. März Leistung zu zeigen. Nur das zählt momentan.
Die Play-offs stehen vor der Tür, am Mittwoch startet das Viertelfinale. Im Hintergrund sind die Planungen für die nächste Saison längst angelaufen. Wie weit sind Sie mit dem Team 2019/2020?
Alavaara: Während der Play-offs passiert nicht mehr viel in Sachen Vertragsgespräche. Wir schauen uns jetzt erst einmal an, wie sich die Spieler in der entscheidenden Phase der Saison schlagen. Aber natürlich haben wir in den vergangenen Wochen und Monaten geschaut: Womit sind wir zufrieden? Wo gibt es Verbesserungsbedarf? Über dieses Thema habe ich mich täglich mit unseren Trainern, mit Marcus Kuhl und Daniel Hopp ausgetauscht. Wir sind mit den Planungen für nächste Saison schon ziemlich weit. Klar ist, dass es keinen so großen Umbruch geben wird wie im vergangenen Jahr.
Im Heimspiel gegen die Kölner Haie saß nahezu von jedem NHL-Club ein Talentspäher auf der Tribüne der SAP Arena. Wie groß ist die Sorge, nach dieser Saison Spieler wie Markus Eisenschmid ziehen lassen zu müssen? Beim Draft Ende Juni wird sich ja auch ein NHL-Club die Rechte an Supertalent Moritz Seider sichern.
Alavaara: Wo Erfolg ist, werden Begehrlichkeiten geweckt. Das ist die Wahrheit. Wir haben gute Spieler in der Mannschaft und wollen diese zu noch besseren entwickeln. Insofern ist es doch klar, dass andere Clubs Interesse an ihnen haben. Wir können niemandem verbieten, in die NHL zu gehen - und wollen das auch gar nicht. Klar ist aber auch: Wir tun alles, um unsere besten Spieler bei uns zu halten.
Im Februar haben Sie in Nordamerika Spieler beobachtet, unter anderem waren Sie in Rochester - ist Stürmer Danny O’Regan ein Thema, der in Berlin geboren wurde und einen deutschen Pass hat?
Alavaara: Wir kennen Danny O’Regan, keine Frage. Wenn er nach Deutschland kommt, werden wir alles versuchen, ihn nach Mannheim zu holen. Aber ich denke, es wird noch drei, vier, fünf Jahre dauern, bis er ein Thema für deutsche Clubs werden könnte. Die Buffalo Sabres halten viel von ihm und haben ihn zur Ausbildung nach Rochester geschickt. Wir haben jeden deutschen Spieler im Blick, der zurzeit in Nordamerika spielt.
Beim gebürtigen Mannheimer Marc Michaelis wird es ähnlich aussehen, oder?
Alavaara: Ja. Ich stehe ständig in Kontakt mit den Talentspähern. Sie bescheinigen, dass Marc alles hat, um über kurz oder lang in der NHL zu landen.
Jan-Axel Alavaara beantwortete die Fragen unseres Sportredakteurs Christian Rotter telefonisch und bekam das Interview vor Veröffentlichung zur Freigabe vorgelegt.