Rostock. Bernhard Trares redet nicht gerne über Spieler, die seiner Mannschaft fehlen. Eigentlich macht das der Trainer des SV Waldhof Mannheim sogar nie. Es bringt ja auch nichts, denn was auch immer er sagen würde, die Situation bliebe unverändert. Und so ließ sich der 54-Jährige von seiner Marschroute auch vor dem Auswärtsspiel gegen Hansa Rostock nicht abbringen, wenngleich die verletzungsbedingten Ausfälle beim Fußball-Drittligisten natürlich trotzdem ein Thema waren. Schließlich fehlte nicht irgendwer.
Personalsorgen bleiben groß
- Der SV Waldhof kämpft vor dem Heimspiel am Samstag (14 Uhr) gegen Viktoria Köln erneut mit Personalproblemen. „Kevin Conrad ist im Vergleich zur Partie in Rostockder einzige Spieler, der dazustoßen kann“, sagte Trainer Bernhard Trares. Conrad hatte beim 1:0-Erfolg an der Ostsee mit Knieproblemen gefehlt.
- Völlig unklar ist, wann Max Christiansen in den Waldhof-Kader zurückkehrt. Der Mittelfeldspieler ist am Pfeifferschen Drüsenfieber erkrankt. „In den nächsten drei Begegnungen wird er uns auf jeden Fall fehlen. Es kann aber auch sein, dass er in dieser Saison kein Spiel mehr bestreitet“, sagte Trares.
Angeführt von Routiniers
Max Christiansen, Kevin Conrad, Marcel Seegert, Valmir Sulejmani, Dorian Diring – fünf verletzte Stammkräfte. Da kann man dann schon mal drüber reden. Nach dem 1:0 (0:0)-Sieg an der Ostsee ging es allerdings nicht mehr um dieses Quintett, sondern um ein junges Duo, das maßgeblich zum Sieg beitrug. Der 20-jährige Florian Flick und Gerrit Gohlke (21) überzeugten. Folgerichtig sprach man über sie. So wie es Trares schon vor der Begegnung gemacht hatte – und wie er es auch nach dem Schlusspfiff tat. „Beide haben ihre Aufgaben fantastisch gelöst“, lobte der Trainer, der offenbar keine großen Bauchschmerzen dabei hatte, Flick und Gohlke in die Startelf zu beordern: „Sie sind schon eine Weile bei uns und wissen, wie wir Fußball spielen wollen.“
Nun ist es aber durchaus ein Unterschied, Fußball zu spielen oder sich im Saison-Endspurt um den Zweitliga-Aufstieg zu behaupten. Im Profisport geht es schließlich auch immer um das Mentale. Aber Flick und Gohlke spielten so, als seien sie schon immer dabei gewesen, was wiederum auch an ihren Nebenleuten, allen voran an Marco Schuster und Michael Schultz lag. „Die Erfahrung von Marco war sehr gut für mich. Wenn ich einen Fehler gemacht habe, hat er mich korrigiert und mich darauf hingewiesen, wie ich mich positionieren soll. Einen Mann wie ihn neben mir zu haben, hat mir geholfen. Es hat mir die Aufgabe leichter gemacht“, schwärmte Flick nach seinem Startelf-Debüt, von dem der defensive Mittelfeldmann erst in der Sitzung kurz vor dem Spiel erfuhr. Für Nervosität blieb da fast keine Zeit, zumal ja neben Schuster mit Innenverteidiger Michael Schultz noch ein zweiter Stabilitätsanker als Ansprechpartner und Führungsfigur auf dem Feld stand, der Mut machte, lobte und dirigierte.
„Michael und Marco haben uns perfekt gecoacht. Von denen kommen keine Alibi-Floskeln, sondern richtige Hilfen. Außerdem vertraut bei uns jeder jedem. Da ist es egal, wer spielt“, sagte Gohlke, der in der Winterpause vom Regionalligisten Kickers Offenbach zum SVW gekommen war und in Rostock ein richtig starkes Drittliga-Debüt gab: „Ich hatte den ganzen Tag auf den Abend hingefiebert und bin perfekt ins Spiel gekommen. Das war ein Super-Gefühl.“
Angeführt von Schuster und Schultz verrichteten Gohlke und Flick schließlich ihre Arbeit mit einer Aufmerksamkeit, als verrate ihnen gerade jemand die Lottozahlen des nächsten Wochenendes. Sie saugten jeden Tipp wie ein Schwamm auf und standen als personifizierte Zukunft des Vereins schon in der Gegenwart ihren Mann. Gohlke ging robust in die Zweikämpfe, Flick lief viele Löcher zu. „Er ist nicht umsonst unser fittester Kerl“, sagte Trares, der bei all dem Lob aber nicht den routinierten Rest vergessen wollte: „Die Jungen können nur glänzen, wenn sie von Spielern geführt werden, die den Takt vorgeben. Sie können mitschwimmen und Leistung bringen, wenn die Abstimmung passt. Dann gewinnen sie Sicherheit. Die Verantwortung müssen aber andere tragen.“
In Rostock machten das allen voran Schuster und Schultz, sie waren mehr als sonst als Führungsfiguren gefordert und werden auch am Samstag (14 Uhr) gegen Viktoria Köln vorangehen müssen. Denn wieder werden einige Spieler fehlen. Aber darüber möchte Trares bekanntlich ja nicht sprechen.