Mannheim. Nur wenige Minuten nach dem Abpfiff bildeten die Waldhof-Profis nochmals einen Kreis und ließen die vergangenen 90 Minuten Revue passieren. Die Stimmung war dabei entsprechend gedrückt, denn so hatten sich die Mannheimer den Start in die neue Spielzeit der 3. Liga sicher nicht vorgestellt. Vor erstmals wieder 7568 Zuschauern ging der Traditionsclub im Carl-Benz-Stadion mit einem 0:2 (0:2) gegen den 1. FC Magdeburg vom Platz. Das Ärgerliche daran: Durch zwei frühe und im Aufbau selbst verschuldete Gegentreffer durch die FCM-Profis Jan-Luca Schuler (6.) und Baris Atik (9.) brachte sich der Waldhof selbst auf die Verliererstraße. Zwar konnten sich die Blau-Schwarzen im zweiten Durchgang dann spielerisch noch deutlich steigern, brachten die Ostdeutschen aber nicht mehr entscheidend in Bedrängnis. „Das war natürlich eine kalte Dusche. Da sind Dinge passiert, die können wir besser“, kommentierte SVW-Trainer Glöckner den spielentscheidenden Auftakt in die Partie, wollte daran aber nicht die gesamten 90 Minuten messen. „Nachdem wir in den ersten 30 Minuten den Faden verloren haben, haben wir uns dann wieder gefangen und hatten auch Chancen, heranzukommen. Wir haben alles versucht, konnten die Nadelstiche aber nicht setzen“, sagte der 44-Jährige zur bitteren Heimniederlage.
Glöckner hatte sich auf der Torwartposition für Timo Königsmann entschieden, in der Abwehr musste Kapitän Marcel Seegert aufgrund seiner Schulterverletzung passen. Für ihn übernahm gleich Neuzugang Marc Schnatterer die Kapitänsbinde, der im bereits in der Vorbereitung erprobten 4:3:3-System auf dem linken Flügel agierte. Der Angriff der Mannheimer kam bis auf eine Mini-Druckphase zum Start aber gar nicht erst groß ins Laufen, weil sich der SVW vom Start weg im Spiel nach hinten immer wieder selbst in Bedrängnis brachte. Das blieb nicht lange ohne Folgen: Keeper Königsmann spielte einen Ball zum Gegner ins Halbfeld, Magdeburg bedankte sich mit einer kleinen Stafette und FCM-Spielmacher Baris Atik steckte den Ball zu Jan-Luca Schuler durch, der an der Strafraumgrenze zum 0:1 abschloss. (6.). Damit war der Start gehörig verpatzt, doch es kam noch schlimmer. Der völlig neben sich stehende Marcel Gottschling betätigte sich unbedrängt ebenfalls als Vorlagengeber im Spielaufbau auf der rechten Seite und dieses Mal war es der Ex-Waldhöfer Atik selbst, der bis zum Strafraum nur begleitet wurde und den Ball zum 0:2 ins Tor schlenzen durfte (9.).
Danach war es teilweise vogelwild, was die Mannheimer vor dem eigenen Tor produzierten, auch Innenverteidiger Gerrit Gohlke schloss sich dem Pannen-Festival an und die Blau-Schwarzen konnten von Glück sagen, dass beispielsweise Alexander Bittroff nach einer Ecke nicht zum 0:3 einköpfte (11.). Nach vorne ging weiter nichts, weil der SVW in der Hauptsache damit beschäftigt war, den in weiß spielenden Magdeburgern hinterherzulaufen, die immer wieder geschickt die Räume auf den Flügeln besetzten und nur auf Fehler der Gastgeber warten mussten. Erst nach rund einer halben Stunde trat der Waldhof dann auch auf der Gegenseite in Erscheinung. Ein Steilpass erreichte Dominik Martinovic im Strafraum, doch der SVW-Stürmer wurde im letzten Moment gestoppt. (30.). Auch Schnatterer bekam nun mehr Bälle, sein erster Versuch ging aber über das Magdeburger Tor (34.). Die größte Möglichkeit war dann wieder Martinovic vorbehalten. Stefano Russo hatte nach einem Missverständnis in der Magdeburger Abwehr abgezogen, den Abpraller bekam Martinovic aber nicht unter Kontrolle. Dominik Reimann im FCM-Tor konnte parieren (44.). „Wir hatten unsere Chancen, um den Anschluss herzustellen, aber die Fehler im Defensivverhalten dürfen uns so nicht passieren“, kommentierte der sichtlich angespannt wirkende SVW-Sportchef Jochen Kientz bei MagentaSport den ersten Durchgang.
SVW - 1. FC Magdeburg 0:2 (0:2)
SV Waldhof: Königsmann – Gottschling (46. Boyamba), Verlaat, Gohlke, Donkor (73. Sommer) – Saghiri, Russo (76. Garcia), Gouaida (59. Wagner) - Costly, Martinovic, Schnatterer.
1. FC Magdeburg: Reimann – Obermair, T. Müller (80. Knost), Bittroff, Bell Bell – Condé, A. Müller, Krempicki – Conteh (59. Ceka), Schuler (71. Franzke), Atik (59. Brünker).
Tore: 0:1 Schuler (6.), 0:2 Atik (9.).
Karten: Verlaat, Gohlke, Garcia – Bell Bell, Atik, Obermair, Schuler, Franzke.
Beste Spieler: Russo, Costly – Atik.
Schiedsrichter: Florian Heft (Neuenkirchen).
Zuschauer: 7568.
In der Halbzeit erlöste Trainer Glöckner den sichtlich überforderten Gottschling von seinen Aufgaben und beorderte Marcel Costly auf die rechte Abwehrseite. Joseph Boyamba übernahm Costlys Part im Angriff. Die ersten 15 Minuten gingen dann auch ganz klar an den Waldhof, der ordentlich Druck ausübte, allerdings nicht entscheidend zum Abschluss kam. Näher am nächsten Treffer war da schon Magdeburg, das sich mit einem Konter befreite. Den satten Schuss von Leon Bell Bell konnte Königsmann aber gerade noch an die Latte lenken (57.). Die verbleibende halbe Stunde bis zum Schlusspfiff hatte der SVW dann weiter deutlich mehr von der Parte und kam immer wieder vors Tor, doch weder bei Standards noch bei Angriffen aus dem Spiel heraus entwickelte sich bis auf den Kopfball des eingewechselten Fridolin Wagner (88.) und Martinovics Versuch (90.) ausreichend Zwingendes, so dass die Magdeburger die Punkte aus Mannheim mitnahmen.
Auf den SVW kommt dagegen bis zum nächsten Spiel am Samstag bei Aufsteiger Borussia Dortmund II, der zum Auftakt 2:1 in Zwickau gewann, noch jede Menge Arbeit zu. „Wie wir den Start verschlafen haben, war fahrlässig. Wir müssen dann von der ersten Minute an ein anderes Gesicht zeigen, dann werden wir auch unsere Punkte holen“, kommentierte Routinier Schnatterer den verpatzten Auftakt der ambitionierten Mannheimer.
Das nächste Spiel: Borussia Dortmund II - SV Waldhof (Samstag, 31. Juli, 14 Uhr), alle Spiele der 3. Liga gibt es auch live bei MagentaSport