Fußball - Der Magdeburger Top-Scorer der 3. Liga erklärt seine Leistungsexplosion mit einem veränderten Lebenswandel / Am Sonntag gegen Ex-Club SV Waldhof

Am Sonntag gegen Waldhof: Magdeburger Top-Scorer Atik erklärt seine Leistungsexplosion

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Claudio Palmieri
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Schon im Hinspiel beschäftigte Baris Atik (li.) die SVW-Abwehr (hier Marcel Gottschling) von Beginn an. © Pix

Magdeburg/Mannheim. In einer Sache ist sich Baris Atik treugeblieben: Ohne schonungslos offene Statements geht es beim gebürtigen Frankenthaler nicht. Auch im knapp 15-minütigen Telefongespräch mit dieser Redaktion hält der 26-Jährige, der am Sonntag (13 Uhr) mit Drittliga-Tabellenführer 1. FC Madgeburg auf seinen Jugendclub SV Waldhof trifft, mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg.

Dabei blickt Atik auf die wohl bewegtesten 18 Monate seiner bisherigen Laufbahn zurück. Da wäre etwa die Leistungsexplosion, die der zuvor vereinslose Kurpfälzer seit seiner Unterschrift bei den Sachsen-Anhaltinern im Frühjahr hingelegt hat. Mit neun Toren und acht Vorlagen führt der 26-Jährige noch vor Mannheims Dominik Martinovic (15 Punkte) die Scorerliste der 3. Liga an. Schon in der Rückrunde der vergangenen Saison hatte Atik mit sieben Treffern und acht Assists einen Löwenanteil daran, dass die im Winter akut abstiegsbedrohten Magdeburger auf Platz elf kletterten – und das, obwohl er zunächst wochenlang wegen eines Muskelfaserrisses ausfiel.

Über Hoffenheim nach Dresden

Die Frage nach den Gründen beantwortet Atik ausführlich und ohne Umschweife. „Wichtig ist, dass sich meine Einstellung und meine Lebensart geändert haben“, sagt der Offensivmann, der einst unter Julian Nagelsmann den Sprung zu den Profis der TSG Hoffenheim schaffte. Und legt direkt nach: „Gemessen am Talent, das ich habe, war meine Einstellung zum Profifußball einfach schlecht.“

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Früher habe er „nicht immer wie ein Profi gelebt“, gibt Atik zu: „Ich habe gedacht: Das wird schon klappen, Talent habe ich ja. Das war dann aber nicht so.“

Diese Einstellung habe sich auch in seiner Spielweise widergespiegelt, räumt er ein: „Früher war ich eher ein egoistischer Fußballer. Mittlerweile bin ich ein Teamspieler, der im Spiel natürlich seine individuelle Klasse zeigen kann. Nichtsdestotrotz steht für mich jetzt der Teamerfolg an erster Stelle. Ich glaube, das ist ein Schlüsselpunkt, der mir gefehlt hat und den ich jetzt verinnerlicht habe.“

Auch seine Ess- und Schlafgewohnheiten habe er umgestellt, verrät Atik. „Jetzt bin ich fast schon Vegetarier. Zucker lasse ich komplett weg, trinke nur noch Wasser. Ich nehme das alles jetzt einfach ernst“, holt Magdeburgs Leistungsträger aus: „Bei jeder noch so kleinen Übung im Training, jeder Kleinigkeit, bin ich mit 100 Prozent dabei. Die Zeiten, in denen ich nur an mich gedacht habe – die sind vorbei.“

Egoistisch, lasche Einstellung, schlechte Ernährung: Da mag es kaum verwundern, dass Atik nach dem Zweitliga-Abstieg mit Dynamo Dresden im Sommer 2020 ein halbes Jahr ohne Vertrag dastand. „Das war eine Lehre für mich“, klingt er heute schon fast dankbar für diese Zeit: „Ich konnte alles Revue passieren lassen und analysieren, was ich falsch gemacht hatte. Dann habe ich mir gesagt: Okay, so geht es nicht weiter.“ Seinen Karrieretiefpunkt überwand Atik letztlich ohne Hilfe von außen. „Meine Frau war die größte Hilfe“, erklärt er: „Ich habe alles mit ihr, meiner Familie und mit mir selbst ausgemacht.“ Sabrina lernte vor acht Jahren in Sinsheim kennen, am 1. Dezember feierte das Paar seinen ersten Hochzeitstag.

„Der SVW ist gut drauf“

Seine sportlichen Leistungen gehen für Atik deshalb mit einer persönlichen Entwicklung einher. „Ich glaube, wenn man regelmäßig viele Scorerpunkte sammelt, kann man nicht mehr von einer Phase reden“, glaubt er – und gibt sich ganz als Teamplayer: „Wenn du so einen Trainer hast und in einem solchen Team spielst, macht es dir das schon einfacher. Ich kann da einfach meinen Teil dazu beitragen.“ Einen Bonus genieße Atik bei FCM-Coach Christian Titz, der aus der Quadratestadt kommt, übrigens nicht: „Er spricht ja auch nicht mit Mannheimer Dialekt. Aber wir unterhalten uns schon ab und zu mal über Mannheim oder auch darüber, wo er gelebt hat und aufgewachsen ist.“

Das Top-Match gegen den SV Waldhof nennt Atik, der elf Jahre in der SVW-Jugend am Ball war, „ein besonderes Spiel“ – auch wenn es zurzeit keinen Kontakt nach Mannheim gibt. „Wenn mal frei ist und ich Marcel Seegert sehe, unterhalten wir uns aber, das ist klar“, erklärt Atik.

Geschenke will der Deutsch-Türke jedoch nicht verteilen: „Unser Ziel ist natürlich, auch gegen den SVW zu punkten. Aber wir müssen aufpassen. Man sieht ja, dass der Waldhof gut drauf ist, dass sie guten Fußball spielen. Wichtig wird sein, dass wir unseren dominanten Fußball durchziehen.“

Freier Autor Geboren in Viernheim. Freier Mitarbeiter seit 2009 (Sport, Online, Lokales)

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