Sandhausen. Schon am Montagmittag knisterte es gewaltig (wir berichteten), am Abend war es dann klar: Michael Schiele musste den Trainerposten am Hardtwald räumen. Schon in einem ersten Telefonat hatte der Sportliche Leiter Mikayil Kabaca gegen 14 Uhr ein Bekenntnis zum 42-Jährigen gegenüber dieser Zeitung vermieden.
Ein Schicksalsspiel am Samstag beim SC Paderborn stritt Kabaca da noch ab. „Wir befinden uns immer noch in der Analyse des verlorenen Spiels gegen Karlsruhe und der vorangegangenen Partien. Es kann jederzeit passieren, dass wir zu einem Ergebnis kommen. Ich möchte mich nicht festlegen, denn es wäre falsch, sich nicht mit allen Wegen auseinanderzusetzen.“
Knapp sechs Stunden später fiel dann die Entscheidung gegen Schiele und für einen weiteren Neuanfang. Präsident Jürgen Machmeier sagte in einer Pressemitteilung: „Leider hat die intensive Arbeit von Michael Schiele, die auch messbare Verbesserungen in jeder Hinsicht gezeigt hat, in den vergangenen Wochen nicht die erwarteten Punkte gebracht. Die nötigen Ergebnisse und Erfolgserlebnisse sind ausgeblieben. Es geht im Profifußball nie um einzelne Personen, sondern immer nur um das große Ganze. Ich halte nach wie vor als Trainer und Mensch sehr viel von ihm.“
Wunschlösung von Machmeier
Am Ende hat das aber nicht mehr für eine Weiterbeschäftigung ausgereicht. Das lag mitunter auch daran, dass der Coach, der im November auf Uwe Koschinat folgte, nicht die nötige Ausstrahlung für den Abstiegskampf mitbrachte. Immer wieder verwies er darauf, dass noch ausreichend Zeit sei, das Ruder herumzureißen. Zeit wird handelnden Personen im Fußball-Geschäft aber selten eingeräumt. Die Mechanismen sind bekannt: Bleibt der Erfolg aus, muss der Trainer als schwächstes Glied gehen. Das war bei Kenan Kocak im Oktober 2018 der Fall und dieses Schicksal ereilte auch Uwe Koschinat 25 Monate später im November 2020.
Machmeiers Wunschlösung hieß daraufhin Schiele. Mit ihm hätte die Wende eingeleitet werden sollen. Nun die Erkenntnis, dass der Präsident ihm diese Aufgabe nach nicht einmal drei Monaten schon nicht mehr zutraut. Neben Schiele wird auch der frisch verpflichtete Co-Trainer Matthias Lust von seinen Aufgaben entbunden. Der Club-Boss weiter: „Für den SV Sandhausen ist es jetzt wichtig, in einer schwierigen Saison mit einem neuen Impuls die Weichen für das Erreichen des Klassenerhalts in der 2. Liga zu stellen.“
Kommt Schwartz zurück?
Diese Aufgabe zu meistern, wird für den Nachfolger - unter anderem wird Ex-SVS-Coach Alois Schwartz gehandelt - eine heikle Sache. Sandhausen spielt die zweitschwächste Saison in der 2. Liga. Im Aufstiegsjahr 2012/13 (Anm. d. Red.: ebenfalls 18 Punkte und ein Torverhältnis von - 18) war die Bilanz identisch und nur 2018/19 lief es noch schlechter. Hinzu kommen die beinahe schon standardmäßigen Einbrüche nach der Pause oder nach dem ersten Gegentor. Unter Schiele verbesserten sich zwar die Fitnesswerte, aber nicht die Resultate.
Der SVS kann von Glück reden, dass die Aufsteiger Eintracht Braunschweig und Würzburger Kickers noch schwächer sind. Beim VfL Osnabrück, der unmittelbar vor den Schwarz-Weißen liegt, wurde die Patrone ebenfalls am Montag gelöst. Die Niedersachsen stellten Trainer Marco Grote frei. Am Abend zogen Kabaca und Machmeier nach. Interimsweise werden Stefan Kulovits und Gerhard Kleppinger die Trainingseinheiten leiten. Sie sollen auch in Paderborn die Mannschaft betreuen. Ausreden haben die Profis nun nicht mehr.