Mannheim/Mainz. Franz Beckenbauer platzierte den Ball einst auf einem Weißbierglas – und schoss ihn von dort tatsächlich durch das untere Loch in der Torwand des ZDF-Sportstudios. Ganz so spektakulär machte es Jennifer Kettemann am Samstagabend zwar nicht, als die Geschäftsführerin der Rhein-Neckar Löwen bei Moderatorin Dunja Hayali zu Gast war. Doch bei sechs Versuchen erzielte sie immerhin einen Treffer – und war damit genauso erfolgreich wie Oke Göttlich, der anders als Kettemann aus dem Fußball-Geschäft kommt. Er ist Präsident des Zweitligisten FC St. Pauli. Übrigens: Gleich dreimal traf der Amateurkicker Robin Heimann. Die Vertreter des Profisports hatten also das Nachsehen.
Allerdings war Kettemann ohnehin nicht primär ins Mainzer Studio gekommen, um den Ball auf eine Torwand zu schießen. Die Rückkehr der Zuschauer in die Stadien und Hallen trotz der Corona-Pandemie war das große Thema der Sendung. Und die Diskussion erhielt noch zusätzlichen Stoff durch die bekannt gewordenen Beratungen der Länder über bundeseinheitliche Richtlinien für die Fan-Rückkehr. Ein Vorschlag, den die Arbeitsgemeinschaft der Chefinnen und Chefs der Staatskanzleien erarbeitet haben soll, sieht angeblich eine Auslastung der Arenen von 30 bis 40 Prozent vor. Die Richtlinie solle den lokalen Gesundheitsbehörden als Vorlage für die Fußball-Bundesliga dienen und auch für andere bundesweite Sportveranstaltungen gelten, heißt es. Unklar ist, ob sich alle Länder an der Einigung beteiligen.
„Auf jeden Fall“ würde sich das für die Löwen rechnen, meinte Kettemann mit Blick auf eine Auslastung zwischen 30 und 40 Prozent. In diesem Fall könnte der Handball-Bundesligist minimum 3900 Fans in die 13 200 Zuschauer fassende Mannheimer SAP Arena lassen. Im besten Fall würden die Badener sogar vor mehr als 5000 Fans spielen.
Die baden-württembergische Corona-Verordnung lässt aktuell nur Veranstaltungen mit maximal 500 Teilnehmern zu, weshalb die Löwen sich entschlossen, ihre Heimspiele bis Ende Oktober ohne Publikum auszutragen. Kosten und Aufwand stehen für den Verein in keinem vernünftigen Verhältnis. Kettemann findet die Fokussierung auf 500 Zuschauer „problematisch“, weil diese strikte Vorgabe die örtlichen Gegebenheiten unberücksichtigt lasse: „Wir können nicht durch ein Hygienekonzept überzeugen, aber das würden wir gerne.“ Sicher sei man momentan ohnehin nirgendwo: „Aber wir können das Risiko sehr gut minimieren.“
Wie viele andere Vereine sind auch die Löwen auf Publikum angewiesen – und das weniger wegen der lautstarken Unterstützung, sondern vor allem aus finanziellen Gründen. Normalerweise erlöst der Club mehr als 40 Prozent seiner Einnahmen durch den Kartenverkauf.