Handball

Die Gänsehaut-Gala für Uwe Gensheimer

Seine Karriere hatte Uwe Gensheimer bereits im vergangenen Mai beendet. Das Abschiedsspiel der Löwen-Legende setzte aber nochmals besondere Maßstäbe.

Von 
Thorsten Hof
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Uwe Gensheimer nahm am Dienstagabend auch offziell Abschied vom aktiven Handball. © Kösegi/PIX-Sportfotos

Mannheim. Es waren noch keine drei Minuten gespielt, da war in der SAP Arena am Dienstagabend eigentlich alles wie früher: Ein langer Ball zum Gegenstoß fand zentimetergenau Uwe Gensheimer und der mittlerweile 38-Jährige versenkte den Ball zur Freude der 13.400 Fans in den Maschen. Es gibt Dinge, die verlernt man als Weltklasse-Handballer eben einfach nicht, auch wenn der ehemalige Kapitän der Nationalmannschaft und langjährige Linksaußen der Rhein-Neckar Löwen vor dem Anpfiff noch etwas scherzhaft Bedenken hatte.

„Ich habe am Montag mal wieder einen Ball in die Hand genommen, damit mir vom Harz nicht die Fingerkuppen wegfliegen“, meinte die Mannheimer Handball-Legende. Doch die Finger hielten. Bei seinem offiziellen Abschiedsspiel inmitten von alten Weggefährten aus Löwen-Zeiten und Nationalmannschaftstagen gegen die Bundesliga-Profis der Rhein-Neckar Löwen trug sich Gensheimer beim 38:36 (17:19) der All Stars sogar acht Mal in die Torschützenliste ein. Doch solche Statistiken waren am Dienstagabend natürlich ebenso zweitrangig wie das Ergebnis. Es galt eine Karriere zu feiern, die mindestens eine ganze Handball-Generation inspirierte.

Dem Anlass entsprechend kam alles, was in der Szene Rang und Namen hatte. Allen voran Gensheimers Ex-Coach Nikolaj Jacobsen, der vor zwei Tagen mit Dänemark zum vierten Mal in Folge Weltmeister wurde, den Weg nach Mannheim aber gerne machte. „Das war mir schon wichtig hier dabei zu sein. Zum einen, weil wir wie etwa mit der ersten Löwen-Meisterschaft viel gemeinsam erlebt haben, aber es ist natürlich auch schön, die anderen alle wiederzusehen. So kommen wir ja nicht oft zusammen. Das ist ein bisschen wie ein Klassentreffen“, freute sich Jacobsen nicht zuletzt darauf, den Party-Marathon in Mannheim fortsetzen zu können. „Vielleicht gibt es ja noch ein paar Bierchen“, flachste der Däne.

Nikolaj Jacobsen coacht illustre Auswahl

Jacobsen durfte eine illustre Auswahl coachen, die beispielsweise die 2007er-Weltmeister Christian Schwarzer und Johannes Bitter aufbot. Aus den Glanztagen der Löwen waren Andy Schmid, Gudjon Valur Sigurdsson, Alexander Petersson und Kim Ekdahl du Rietz dabei. Der Schwede war eigens aus Hongkong angereist. Mit Gensheimer gemeinsam in der Nationalmannschaft spielten die Kieler Profis Hendrik Pekeler und Patrick Wiencek.

„Ich hoffe, das wird ne gute Trainingseinheit“, sagte Löwen-Trainer Sebastian Hinze vor dem Spiel und der Löwen-Coach sollte nicht enttäuscht werden. Körperlos und mit vielen technischen Finessen ging es zur Sache und nach 42 Minuten machten die Handball-Größen für fünf Minuten dann das, was die meisten Handballer gerne zum Aufwärmen machen: Fußball spielen.

Rhein-Neckar Löwen - Uwes Allstars 36:38 (19:17)



  • Rhein-Neckar Löwen: Appelgren, Späth (1/1) - Nothdurft (4), Plucnar (2), Groetzki (2) - Jaganjac (2), Davidsson (4), Lindenchrone (6) - Forsell Schefvert (1), Moré (2), Mayer (3), Michalski (3), Willner (5), Le. Karrenbauer (1), Laur. Karrenbauer.
  • Uwes Allstars: Wolf, Heinevetter, Bitter - Gensheimer (8/1), Schwarzer (2), Reichmann (1) - Ekdahl du Rietz (1), Schmid (2), Petersson (2) - Sesum, Sigurdsson (2), Weinhold, Strobel, Wiencek (5), Steinhauser (6), Allendorf (4), Pekeler, Häfner (2), Groetzki (2. HZ/3).
  • Trainer: Sebastian Hinze - Nikolaj Jacobsen
  • Schiedsrichter: Philipp Dinges/Fabian Baumgart.
  • Zuschauer: 13.200 (ausverkauft)

Die letzten beiden Minuten hallten dann die bekannten „Uwe, Uwe“-Sprechchöre durch die SAP Arena und das der letzte Wurf dem heutigen Sportchef der Löwen vorbehalten war, war Ehrensache: Den Siebenmeter zwirbelte Gensheimer wie zu besten Zeiten mit seinem außergewöhnlichen Handgelenk zum 38:36-Endstand ins Tor. „The Last Spin“, der letzte Dreher landete um 20.31 Uhr im Netz. Danach war Zeit für große Emotionen.

So performte Rolf Stahlhofen mit „Meine Stadt“ einen der Lieblingssongs von Uwe Gensheimer, was sicher nicht nur bei Gensheimer für Gänsehaut sorgte. Doch die Tränen, die noch im Mai beim letzten Liga-Spiel gegen Magdeburg flossen, hielten sich dieses Mal in Grenzen.

Ein emotionaler Abschied

„Heute stand der Spaß im Vordergrund und ich hoffe, alle hatten ihren Spaß. Ich bin einfach megastolz, dass alle zu diesem Spiel gekommen sind“, bedankte sich Gensheimer bei seinen ehemaligen Teamkollegen. „Da gehen einem schon viele Bilder durch den Kopf“, blickte der Weltklasse-Linksaußen nochmals auf seine Karriere zurück und genoss nicht zuletzt die zahlreichen Grußworte, die beispielsweise von Ex-Nationaltrainer Heiner Brand oder dem aktuellen DHB-Coach Alfred Gislason über den Video-Würfel geschickt wurde.

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Im Aufgang der SAP Arena wurde Gensheimer zudem mit einem Wandbild verewigt, den Schlusspunkt setzte The-Voice-Sieger Andreas Kümmert mit „Rocket Man“. Und dann kamen auf seiner Ehrenrunde wohl nicht nur dem gefeierten Mann des Abends doch noch die Tränen.

Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkte SV Waldhof, Rhein-Neckar Löwen.

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