Eishockey - Um im Viertelfinale gegen Berlin zu bestehen, müssen sich die Adler in allen Bereichen steigern / Heute Spiel fünf

Rätselraten über den Totalausfall

Von 
Christian Rotter
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Adler-Verteidiger Aaron Johnson (l.) und Torhüter Dennis Endras versuchen Berlins Nick Petersen zu stören.

© PIX

Berlin. Der Frust, er musste raus. Als Dennis Endras nach dem 1:6-Debakel im vierten Viertelfinale gegen die Eisbären die Kabine verließ und die Katakomben betrat, donnerte er seine Sporttasche mit großer Wucht auf den Boden. Rumms, das hatte gesessen! Der Torhüter der Mannheimer Adler hatte auch allen Grund dazu, sauer zu sein, zu oft hatten ihn seine Vorderleute bei der bösen Klatsche im Stich gelassen. Nur 20 Minuten lang zeigten die Adler eine ordentliche Leistung, ab dem zweiten Drittel liefen sie von einer Peinlichkeit in die nächste, Manager Teal Fowler fand deutliche Worte für den Totalausfall: "Wir haben alles vermissen lassen, was man braucht, um in den Play-offs erfolgreich zu sein."

Nach vier Duellen mit den Eisbären stehen 11:17 Tore aus Sicht der Mannheimer Adler in der Statistik. Die Verantwortlichen bemühen sich zwar, hervorzuheben, dass bei nun 2:2-Siegen noch nichts passiert sei - und haben damit sicherlich nicht ganz unrecht, da der Halbfinaleinzug immer noch möglich ist, wenn die Mannschaft von Trainer Sean Simpson ihre Heimspiele gewinnt. Die Gegentorflut in den beiden Auftritten in Berlin (3:6 und 1:6) lässt allerdings Fragen offen. Wie kann ein Team, das den Gegner beim 3:2 am Sonntag noch klar beherrscht hatte und am Mittwoch sogar in Führung ging (Ryan MacMurchy/17.), solche Schwächen offenbaren?

Lange Mängelliste

Brent Raedeke versuchte sich in einer Erklärung. "Wir waren überaggressiv", sagte der Mittelstürmer der dritten Reihe. "Wir haben zu viele unnötige Strafen genommen, das müssen wir abstellen", forderte der Deutsch-Kanadier. Auf die Sperenzchen von Eisbären-Torhüter Petri Vehanen angesprochen, der beispielsweise Daniel Sparre das Bein stellte, dafür aber keine Strafe kassierte, während sich der Mannheimer so lange darüber echauffierte, bis ihn die Schiedsrichter in die Kühlbox schickten, meinte Raedeke: "Wir müssen in solchen Situationen einfach zurückstecken, wegbleiben - so schwer das auch fallen mag."

Der 26-Jährige sprach mit der fehlenden Disziplin einen ganz wichtigen Punkt an, an dem die Adler arbeiten müssen - die Mängelliste war aber länger: In der Anfangsphase hätten die Mannheimer mehr aus ihren Möglichkeiten machen müssen, nach der Führung nicht 29 Sekunden später den Ausgleich kassieren - und vor allem nicht immer und immer wieder ins offene Messer rennen dürfen. "Wir haben so hart für das 1:0 gearbeitet - und dann fängt alles wieder von vorne an, weil wir nicht aufpassen", ärgerte sich auch Aaron Johnson über das schnelle 1:1 von Charles Linglet (18.). "Wir reden schon die ganze Saison darüber, wie wichtig der Wechsel nach einem Tor ist." Aber wie in Spiel zwei, als die Adler zweimal in Führung gingen und diese beide Male rasch verspielten, blieb der Lerneffekt erneut aus.

"Wir müssen das, was passiert ist, gründlich analysieren, wir müssen ganz genau in den Spiegel schauen", forderte Johnson. Dabei wäre es zu einfach, die Gegentorflut an den Verteidigern festzumachen, es war ein kollektives Versagen in der Defensive, weil die Stürmer nicht hart genug nach hinten arbeiteten, beziehungsweise mit aggressivem Forechecking die Gegner gar nicht erst unter Druck setzten. "Klar: Am Freitag muss eine Reaktion kommen", sagte Christoph Ullmann. "Es bringt aber nichts, Berlin mit hängenden Köpfen zu verlassen. Wir müssen all das Schlechte, das passiert ist, hier lassen."

Hoffnung macht, dass sich die Adler schon nach der ersten Klatsche in Berlin eindrucksvoll zurückmeldeten und zeigten, dass sie die bessere Mannschaft sind, wenn alle an einem Strang ziehen. "Ich bin überzeugt, dass die Trainer die richtigen Konsequenzen ziehen", sagte Fowler. "Es gibt keinen Grund, jetzt auseinanderzufallen. Fest steht jedoch auch, dass wir uns individuell steigern müssen, weil nur wenige gut gespielt haben. Wir müssen physisch und mental stärker sein."

Es ist zumindest nicht ausgeschlossen, dass Simpson vor dem fünften Duell in der ausverkauften SAP Arena (heute, 19.30 Uhr) das Personal ändert. Eines ist aber klar: Die Adler sollten es tunlichst vermeiden, mit einem 2:3-Serienrückstand zum sechsten Spiel am Sonntag (14 Uhr) zu fahren. Denn bei all den Mannheimer Auftritten in der jüngeren Vergangenheit bekommt man den Eindruck, dass unter der Arena eine Voodoo-Puppe versteckt ist, die ein Adler-Trikot trägt.

Redaktion Koordinator der Sportredaktion

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