Mannheim. Die Ottawa Senators ließen sich etwas Besonderes einfallen. Nachdem sich die New York Rangers beim virtuell ausgetragenen NHL-Draft wie erwartet Alexis Lafreniere gesichert hatten – der kanadische Eishockey-Stürmer lief wie einst Superstar Sidney Crosby von den Pittsburgh Penguins als Junior für die Océanic de Rimouski auf –, und sich die Los Angeles Kings für den Kanadier Quinton Byfield entschieden hatten, schaltete NHL-Commissioner Gary Bettman zur bekannten Ratesendung „Jeopardy!“ Die richtige Lösung war schnell gefunden – jedenfalls für alle, die sich im deutschen Eishockey auskennen: Tim Stützle wird seine NHL-Karriere beim Club aus der kanadischen Hauptstadt beginnen. Nach der Bekanntgabe umarmte der 18-Jährige seine Familie, verließ für einen kurzen Moment das Bild, um sich danach das Trikot der Senators überzuziehen, das seinen Namen und die Nummer 88 trug.
Das Mega-Talent
- Tim Stützle wurde am 15. Januar 2002 in Viersen geboren.
- Das Eishockeyspielen lernte der flexibel einsetzbare Stürmer im Nachwuchs des Krefelder EV. 2017 wechselte er zu den Jungadlern nach Mannheim.
- Nach zwei Titeln in der Deutschen Nachwuchs Liga (DNL) mit der Mannschaft von Trainer Frank Fischöder absolvierte Stützle in der vergangenen Saison sein erstes Profijahr.
- In 41 Spielen für die Adler erzielte der 18-Jährige sieben Tore und bereitete 27 Treffer vor.
- Stützle, den die DEL zum besten „Rookie“ (Neuling) des Jahres kürte, wird eine große Karriere in Nordamerika prophezeit. Die Talentziehung (Draft) findet in der Nacht auf Mittwoch virtuell statt.
"Die Ottawa Senators befinden sich gerade mitten im Neuaufbau, das passt super für mich", sagte Stützle dieser Redaktion in einer ersten Reaktion. "Da wir am Mittwoch kein Training haben, werden wir vielleicht noch das eine oder andere Getränk zu uns nehmen."
Stützle veranstaltete den Draftabend mit seiner Familie und seinen Teamkollegen der Adler Mannheim. „Ich habe den Jungs viel zu verdanken. Ich hatte das Bedürfnis, diesen Abend mit ihnen zu teilen“, sagte der gebürtige Viersener, der auch den ehemaligen Adler-Kapitän Marcus Kink in die Mannheimer Sportsbar „Whistle“ eingeladen hatte.
Die nordamerikanischen Experten sparten nicht mit Lob. NHL-Legende Brian Burke – unter anderem langjähriger General Manager der Toronto Maple Leafs, sagte: „Stützle ist ein Gewinnertyp. Früher hieß es: ,Die Russen kommen!‘ Aufs Eishockey bezogen kann man den Spruch in ,Die Deutschen kommen!‘ abändern.“ Burke spielte mit dieser Aussage auf die gute Entwicklung der deutschen Nachwuchsarbeit an: Draisaitl, der bisher am höchsten gezogene und auch in Deutschland ausgebildete Spieler im Draft, wurde gerade zum besten Spieler (MVP) der NHL-Hauptrunde gewählt, vor einem Jahr wählten die Detroit Red Wings Mannheims Meister-Verteidiger Moritz Seider an sechster Stelle. Herausgestrichen wurden Stützles läuferische Qualitäten und seine Pässe, feilen könne er noch an der Arbeit in der defensiven Zone.
Stützle bestätigte, dass es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Los Angeles und Ottawa war. "Unterm Strich hätte ich es aber gar nicht besser treffen können", sagte er. "Der Draft-Abend war ein super-tolles Erlebnis für mich. Diesen Tag werde ich nie vergessen."
Das Video wird präsentiert von Magenta Sport