Mannheim. Wer Meister wird, und wie gut die Chancen der Adler stehen? Ronny Arendt tut sich schwer damit, diese Fragen zu beantworten. Zu viele Unwägbarkeiten warten auf die DEL-Clubs in der neuen Saison. Eines steht für den 37-Jährigen aber fest: „Technisch spielen viele Mannschaften in etwa auf einem Niveau. Der größte Unterschied wird sein, wer am längsten seine Füße bewegen kann: Viele Spiele werden wohl im letzten Drittel entschieden.“
Damit den Adlern die Puste nicht ausgeht, haben sie in einem langen Sommer die Grundlagen gelegt. Bereits Anfang Mai stiegen die ersten deutschen Spieler in die Vorbereitung ein, nach dem Aus im Play-off-Halbfinale gegen München und der WM in Dänemark gönnten sich einige nur zwei oder drei Wochen Urlaub. Das musste reichen. „Wir haben Gas gegeben, weil wir natürlich auch wissen, dass die anderen Clubs ihre Hausaufgaben ebenfalls erledigen werden“, sagt Arendt, der 2017 seine Profikarriere beendete, seinem Club aber treu blieb.
In seiner neuen Rolle als Athletiktrainer sorgt der langjährige Publikumsliebling dafür, dass seine Jungs topfit in die Saison gehen. Mit Martin Müller, der schon zum Inventar gehört, und dem neu dazugestoßenen Schweden Patrick Högberg bildet er ein Team, das sich ergänzt – und voneinander lernt. „Es ist nicht so, dass jeder sein Ding macht, wenn er mit der Mannschaft arbeitet, sondern wir lassen alle Elemente einfließen, damit ein kontinuierlicher Trainingsaufbau gewährleistet ist, wenn einer von uns einmal nicht da ist“, erklärt Arendt, der selbst vom Cross-Fit kommt und ein Center in Altlußheim betreibt.
Ein wichtiges Ziel der Adler-Organisation bei ihrem Umbruch in diesem Sommer ist es, den Nachwuchs näher an die Profimannschaft heranzuführen. Insofern ist es nur ein logischer Schritt, dass dies im Athletikbereich ebenfalls vorangetrieben wird. So unterstützte Högberg immer wieder die Arbeit von Jungadler-Chefcoach Frank Fischöder. „Den Talenten wird gezeigt, wie wir unsere Fitnessübungen aufbauen, damit sie diese schon kennen, wenn sie zu den Profis kommen“, erklärt Arendt.
Hohes Pensum
Zwar entwickelt sich die Sportwissenschaft stetig weiter, das Rad neu erfinden müssen die Athletiktrainer aber nicht. Auffälligstes Merkmal im Vergleich zu den Vorjahren waren in diesem Sommer keine neuen Übungen, sondern das Trainingsvolumen. „Am Anfang hatten die Jungs Muskelkater, weil wir ganz schön Dampf gemacht haben und sie diese hohen Belastungen nicht gewohnt waren“, sagt Arendt. „Die Arbeit hat sich aber ausgezahlt. Die Jungs, die bei uns von Anfang an dabei waren, hatten einen gewissen Vorteil gegenüber den ausländischen Spielern, die erst Ende Juli in Mannheim ankamen.“ Negative Überraschungen habe es aber keine gegeben.
Wichtig und manchmal auch knifflig sei es gewesen, die Belastung richtig zu dosieren. „Jeder Körper reagiert anders darauf, wir mussten mit den Kräften der Spieler haushalten“, verdeutlicht Arendt. Dass die Jungs die Gelegenheit hatten, so früh wie selten zuvor aufs Eis zu gehen, habe die Arbeit der Athletiktrainer kaum beeinflusst: „Die Einheiten auf dem Eis auf freiwilliger Basis kamen zur ohnehin hohen Belastung dazu und waren quasi das Leckerli.“
Wenn Arendt darauf angesprochen wird, wie sich die Saisonvorbereitung im Vergleich zu seinem Profidebüt vor fast 20 Jahren verändert hat, kann er sich ein Lächeln nicht verkneifen: „Damals gab es einen Chefcoach und einen Co-Trainer, mehr nicht. Man hat sich Anfang August getroffen, trainiert, die ersten Testspiele bestritten – dann ging’s los.“ Dass die Arbeit jenseits des Eises eine immer größere Rolle spielt, habe sich Anfang des Jahrtausends langsam entwickelt – und 2006 beim „Sommermärchen“ der Fußballer einen weiteren Schub bekommen. Damals machte Mark Verstegen die „Klinsmänner“ fit – es dauerte nicht lange, ehe die neue Fitnesswelle zum Eishockey überschwappte.
Wer Meister wird? Das steht noch in den Sternen. Fakt ist aber, dass niemand den Pokal in die Höhe stemmen wird, der im Sommer seine Hausaufgaben nicht erledigt hat.