Eine unschöne Erkenntnis hat die Pandemie auch im Sport (mal wieder) ans Tageslicht gebracht: Es ist so einfach, die Bemühungen anderer schlechtzureden.
Zu den Leidtragenden gehört in diesen Tagen der Hessische Fußball-Verband. Die Tipps zur Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs? Gut gemeint, aber lächerlich kleinlich – und schwer umsetzbar! Die Empfehlung des HFV-Vorstands, die Saison abzubrechen? An sich richtig, aber waren die Abstimmungskriterien landesweit einheitlich?
Dem Unmut Luft machen – das scheint vielen Miesmachern wichtiger zu sein als der Gegenstand ihrer Kritik. Auch der Umstand, dass der Landesverband gerade nur in einem behördlich vorgegebenen Rahmen handeln kann, wird schnell ausgeblendet. Ob es effektivere Wege gegeben hätte, 32 Fußballkreisen und noch mehr Einzelfällen in der Kürze der Zeit gerecht zu werden, sei dahingestellt. Fakt ist: Auch für den HFV ist die Krisenbewältigung eine Aufgabe ohne Testphase und Erfahrungswerte. Einen kapitalen Bock hat der Verband nach jetzigem Kenntnisstand nicht geschossen. Die Voraussetzungen für eine saubere Abstimmung waren gegeben. Mit dem empfohlenen Saisonabbruch folgt der HFV einer Mehrheit, Beschlüsse zur Relegation kommen erst.
Vereine, die sich im Stich gelassen fühlen, bekommen beim Kreisfußballwart tiefergehende Erklärungen zu den teils komplizierten Regelungen. Ein Anruf bei Reiner Held und seinen Kollegen dürfte sich jedenfalls zielführender gestalten als öffentliches Stänkern Hilfreich kann es zudem sein, den Blick der anderen einzunehmen. Es ehrt Trainer wie Riedrodes Duro Bozanovic, wenn sie zugeben, dass sie nicht in der Haut der Entscheider stecken wollten. Oder wenn sie Vernunft vor Egoismus stellen – so wie Thomas Roth. Der baldige Ex-Coach des FV Biblis ruft trotz bester Aufstiegschancen in Erinnerung, was für ihn an erster Stelle steht: die Gesundheit.
Die Bibliser sind Dritter in der A-Klasse, ein Punkt fehlt zum Primus. Der Abbruch wird „unsere beste Saison seit über 15 Jahren“ (Roth) über den Haufen werfen. Für den 59-Jährigen ist das jedoch zweitrangig. So viel Größe und Gelassenheit darf in der Krise gerne öfter bewiesen werden – sehr gerne über den Fußball hinaus.