Fußball

Zu nett, zu brav, zu harmlos

Hertha BSC lässt im Abstiegskampf den nötigen Kampfgeist vermissen, hat aber noch alles selbst in der Hand

Von 
dpa
Lesedauer: 
Diskussionsbedarf: Herthas Lucas Tousart (Mitte) und seine Teamkollegen reagieren während der 1:4-Niederlage in Leverkusen. © Marius Becker/dpa

Leverkusen. Solch gute Gäste sind selten. Dass Hertha BSC bei Auswärtsspielen regelmäßig dem Gegner die Punkte überlässt, ist im Abstiegskampf frustrierend genug. Richtig ärgerlich wird es aber dann, wenn die Berliner wie beim 1:4 bei Bayer Leverkusen noch nicht mal ums sportliche Überleben in der Fußball-Bundesliga kämpfen.

„Ich will jetzt nicht zu viel sagen. Aber wenn du eine so spielstarke Mannschaft wie Leverkusen spielen lässt, brauchen wir nicht darüber zu sprechen, was nicht gut war“, sagte Mittelfeldspieler Tolga Cigerci. Und Kapitän Marvin Plattenhardt antwortete auf die Frage, ob seine Mannschaft „zu nett“ gewesen sei: „Ein Stück weit schon. Da müssen wir uns in den nächsten Wochen wieder richtig reinfuchsen, um die nötigen Punkte zu holen.“

Die Leistung dürfe man „nicht schönreden“ und die Situation auch nicht. „Die ist schon gefährlich“, sagte Plattenhardt: „Die anderen Mannschaften gewinnen auch. Wir wollen uns da hinten rauskatapultieren. Und das geht nur gemeinsam als Team.“

Mehr zum Thema

Bundesliga

Zu nett, brav, harmlos: Hertha auswärts nur Punktelieferant

Veröffentlicht
Von
dpa
Mehr erfahren
23. Spieltag

«Ein gebrauchter Tag»: Hertha weiter ein gern gesehener Gast

Veröffentlicht
Von
Holger Schmidt
Mehr erfahren
22. Spieltag

Ex-Augsburger Richter verschafft Hertha Luft

Veröffentlicht
Von
Thomas Flehmer
Mehr erfahren

Davon war am Sonntag in Leverkusen nichts zu sehen. Und das, obwohl die beiden Heimsiege gegen Mönchengladbach (4:1) und Augsburg (2:0) eigentlich Selbstvertrauen hätten geben müssen. Doch nach der siebten Auswärts-Niederlage in Folge hat die Hertha im zu diesem Zeitpunkt engsten Abstiegskampf der Bundesliga-Historie plötzlich nur noch einen Punkt Vorsprung auf den Tabellenletzten VfL Bochum. Der Zeitpunkt für Geschenke und Larifari ist das eigentlich ganz und gar nicht.

Am Samstag gegen Mainz

Plattenhardt wertete die Tatsache, dass sein Team aus dem Spiel heraus nur eine Gelbe Karte sah – dazu eine wegen einer Rangelei für Jessic Ngankam – als Indiz für mangelnde Gegenwehr. „Das ist zu wenig“, sagte er. Schwarz bezeichnete es als „populistisch“, die Zahl der Gelben Karten als Zeichen für mangelnde Aggressivität zu werten. Dass diese gefehlt hat, ist aber auch dem Coach bewusst, der nun am Samstag gegen seinen Herzensclub FSV Mainz 05 mit der Hertha wieder richtig unter Druck steht. „Das war über 90 Minuten plus Nachspielzeit keine gute Leistung“, sagte er: „Wir haben völlig verdient verloren.“

Dennoch hat die Hertha den Klassenverbleib noch in der eigenen Hand. Nicht nur belegt sie als 14. aktuell keinen Abstiegsplatz, sie trifft im restlichen Saisonverlauf auch noch auf alle vier hinter ihr stehenden Konkurrenten. Auf die ersten beiden davon, Hoffenheim und Schalke, allerdings zunächst auswärts. Da wirkt das Motto von Dodi Lukebakio, der in Leverkusen per Foulelfmeter sein zehntes Saisontor erzielte, fast schon beschwörend: „Es ist keine Option, negativ zu sein.“

Im Hintergrund schwelt zudem weiter der Streit um die Freistellung des früheren Sport-Geschäftsführers Fredi Bobic. Schlagzeilen, die der Bundesligist in der aktuellen Lage eigentlich nicht auch noch benötigt. In der Auseinandersetzung um dessen Kündigung soll es Anfang April zu einem ersten Gerichtstermin kommen. Das Arbeitsgericht Berlin hat für den 3. April eine Güteverhandlung angesetzt, wie Gerichtssprecherin Andrea Baer am Montag auf Anfrage mitteilte. Solch ein Termin ist bei arbeitsrechtlichen Klagen obligatorisch und zielt auf einen möglichen Vergleich der Parteien ab. Bobic hatte im Februar beim Arbeitsgericht Klage gegen seine Kündigung eingereicht.

Der 51-Jährige wollte sich am Montag nicht öffentlich zu der Angelegenheit äußern. Der Fußball-Bundesligist Hertha BSC hatte sich Ende Januar von seinem Sport-Geschäftsführer getrennt. Dagegen geht Bobic mit einer Kündigungsschutzklage vor. Hertha BSC hatte nach Bekanntwerden erklärt, sich zu Vertragsangelegenheiten nicht öffentlich äußern zu wollen. „Wir bemühen uns aber selbstverständlich um eine einvernehmliche Lösung“, hieß es.

Im Vorfeld des Termins sei schwer abzuschätzen, wie sich die Beteiligten bei dem Gütertermin verhielten, erklärte Baer. „Nach bisherigem Stand liegt uns nur der Vortrag der Klägerseite vor“, sagte die Sprecherin. Kommt es am 3. April nicht zu einer Einigung, würde Richter Hans-Jürgen Streicher einen Verhandlungstermin der zuständigen 41. Kammer ansetzen. dpa

Autor