3. Liga

Waldhof-Neuzugang Garcia: Schnell, filigran und effektiv

Von 
Thorsten Hof
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Rafael Garcia soll beim SV Waldhof auf der linken Seite Akzente setzen. Der 26-jährige Neuzugang spielte zuletzt beim Chemnitzer FC. © Pix

Mannheim. Das Auslaufen nach 45 Testspielminuten ist normalerweise eine eher ruhige Angelegenheit. Doch die Fans des SV Waldhof Mannheim waren am Mittwochabend offenbar so ausgehungert nach ihren Lieblingen, dass sich diese sogar auf ihren Regenerationsrunden über lautstarke Anfeuerung freuen durften. „Das war schon witzig“, amüsierte sich auch Neuzugang Rafael Garcia über die skurrilen Szenen während der zweiten Halbzeit beim 2:1-Testspielerfolg über den Verbandsligisten FV Fortuna Heddesheim. Der 26-Jährige freute sich aber vor allem darüber, wenigstens mal wieder vor immerhin 500 Zuschauern spielen gedurft zu haben. „Das war ein schönes Gefühl. Ich denke, das haben alle vermisst“, sagte Garcia nach dem Auftakt in die Testspielserie.

Bei diesem Start unter Wettkampfbedingungen war in vielen Bereichen erwartungsgemäß noch ordentlich Luft nach oben. Machte den Mannheimern im ersten Durchgang trotz drückender Überlegenheit die Chancenverwertung noch die meisten Probleme, war nach der Pause ein Leistungsabfall zu notieren, als vier U-23-Akteure und Gastspieler David Tomic auf dem Platz standen. „Da ist ein bisschen der Fluss verloren gegangen“, blieb das nach Toren von Gastspieler Yanik Frick (41.), Heddesheims Andreas Adamek (83,) und Andis Shala (89.) natürlich auch Trainer Patrick Glöckner nicht verborgen. „Aber wir haben ja gerade einmal eine Woche hinter uns gebracht, und die Jungs müssen erst einmal den Spielstil und die ganzen Automatismen umsetzen“, war der neue Coach insgesamt nicht unzufrieden.

„Toller Spieler in allen Bereichen“

Auch Neuzugang Garcia schätzte das 2:1 beim Verbandsligisten realistisch ein. „Wenn mehr Spielverständnis reinkommt, werden wir künftig bestimmt besser auftreten“, sagte der 26-Jährige, dem gerade in Sachen Offensivspiel eine entscheidende Rolle zugedacht ist. Vor allem auf der linken Außenbahn soll der vom Drittliga-Absteiger Chemnitzer FC gewechselte Mittelfeldspieler für die Überraschungsmomente sorgen und seine Qualitäten einbringen.

„Er ist ein toller Spieler in allen Bereichen. Rafa kann sowohl über außen mit Schnelligkeit gehen, als auch nach innen ziehen und den Mitspieler finden“, sagt Trainer Glöckner - und der muss es schließlich wissen. Schließlich kommt auch Glöckner vom CFC, seit September 2019 verbindet Trainer und Spieler ein gemeinsamer Weg. „Der Waldhof hatte mich aber schon kontaktiert, bevor das mit dem Trainer konkret wurde“, berichtet Garcia von einer früheren ersten Kurpfälzer Besichtigungstour mit Sportchef Jochen Kientz. Als dann allerdings klar wurde, dass der alte Coach auch der neue in Mannheim sein würde, freute sich der in Aachen aufgewachsene Flügelflitzer umso mehr. „Der Fußball, den der Trainer spielen lässt, passt absolut zu mir“, sagt Garcia, der lieber agiert, statt zu reagieren. Dass dabei dann meistens auch etwas Brauchbares herauskommt - umso besser für den SVW.

„Er hat die nötige Geschwindigkeit und ist sehr effektiv in der Quote“, sagt Glöckner über sein „Mitbringsel“ aus Sachsen - und die Zahlen sprechen für sich. In der Chemnitzer Aufstiegssaison 2018/2019 standen fünf Treffer und 19 Vorlagen zu Buche, in der abgelaufenen Spielzeit traf Garcia erneut fünf Mal und steuerte sieben Assists bei. Dabei absolvierte der beidfüßige Dribbler 35 der 38 Partien in der 3. Liga und war in der Startelf des CFC stets eine feste Größe.

Typ Windhund

Dass Garcia mit seinem äußeren Erscheinungsbild nicht unbedingt dem in der 3. Liga oft gesichteten Typus „Kraftpaket“ entspricht, muss dabei kein Nachteil sein. „Er ist eine Mischung aus Windhund und schlauer Fuchs, der nur schwer einzufangen ist“, charakterisierte ihn einmal sein ehemaliger Oberhausener Teamkollege Jannik Löhden, SVW-Coach Glöckner spricht von einem „sehr filigranen“ Spieler.

Und da Garcia nicht sofort alle Blicke auf sich zieht, ist er vielleicht „einer der am meisten unterschätzten Spieler in dieser Spielklasse“, wie bereits Glöckners Vorgänger in Chemnitz, David Bergner, mutmaßte. Dieser wollte Garcia als Vorlagengeber unbedingt nach Sachsen lotsen, nachdem der Deutsch-Spanier bis zu seinem 25. Geburtstag im Dreieck zwischen Aachen, Düsseldorf und Oberhausen verwurzelt war. Doch dann war Garcia offenbar bereit für das Fußball-Abenteuer im Osten, nun zog es ihn mit seiner Frau Cansu nach Mannheim.

Der SVW war ihm zuvor von einigen Freundschaftsspielen und den Liga-Vergleichen in der vergangenen Saison ein Begriff, besonders in Erinnerung blieb ihm die letzte Partie vor der Winter-Pause, als die Blau-Schwarzen im Carl-Benz-Stadion ein dramatisches Spiel in der Schlussphase noch in einen 4:3-Sieg verwandelten. „Da hat man gesehen, was mit diesen Fans im Rücken alles möglich ist. Auch darauf freue ich mich in Mannheim“, sagt Garcia. Und auch wenn eine Fan-Rückkehr in die Stadien momentan noch etwas in der Ferne liegt - 500 Zuschauer und Applaus beim Auslaufen am Mittwochabend waren immerhin schon einmal ein Anfang.

Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkte SV Waldhof, Rhein-Neckar Löwen.

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