Ladenburg. An Vorbildern außerhalb ihrer Sportart nennt Kyra Loose die Illusionskünstler Ehrlich Brothers. Doch ist es keineswegs Zauberei, was die 15-jährige Ladenburgerin an Hantelgewichten zur Hochstrecke bringt. Auch wenn es wie Magie erscheinen mag, dass eine 63-Kilogramm leichte Teenagerin im Zweikampfwettbewerb der Gewichtheber weit mehr als das Doppelte ihre Körpergewichts reißt und stößt: Dahinter stecken neben einer gehörigen Portion Talent viel Trainingsfleiß, Physik-Verständnis und eiserne Disziplin.
Kyra Loose
- Geburtstag: 22.10.2002 in Sondershausen (Thüringen).
- Mutter: Gaby (im Veranstaltungsservice tätig, 42).
- Geschwister: Kevin (19), Zwillingsbruder Tom (15).
- Beste Freundinnen: Lucia, Jana.
- Schule: Merian-Realschule Ladenburg, 10. Klasse.
- Hobbys: Zeichnen, Veranstaltungen besuchen, Freunde treffen.
- Am liebsten online bei: WhatsApp.
- Verein: ASV Ladenburg.
- Vorbilder: Olympionikin Christin Ulrich (Ex-Gewichtheberin), Ehrlich Brothers (Zauberkünstler).
„Es hat mich schon mit neun Jahren begeistert, eine Sportart zu betreiben, die nicht mädchentypisch ist“, sagt die Zehntklässlerin aus Ladenburg. Dabei ist sie auch dank der Trendsportart „CrossFit“ inzwischen nicht mehr die einzige Frau im Kraftraum. Dorthin hatte sie Stiefvater Joachim Loose, zugleich Chef des örtlichen Athletik-Sport-Vereins (ASV), mitgenommen, weil er selbst begeisterter Gewichtheber war. „Es hat mir gleich Spaß gemacht“, berichtet Kyra. „Man hat von Anfang an gesehen, dass sie für das Gewichtheben begabt ist“, sagt ASV-Trainer Werner Rapp, der schon Asse wie den Olympia-Fünften Roland Feldhoffer (1988), Europameister Jürgen Spieß (2009) und Olympionikin Christin Ulrich (2012) auf ihre größten Erfolge vorbereitete.
Zu Kyras Triumphen zählen neben Landes- und süddeutschen Meister-Titeln der zweite und der dritte Platz bei den Deutschen Meisterschaften der Jugend 2017 und 2018. Die 2. Bundesliga-Heberin gehörte bereits dem Bundesnachwuchskader an, trainierte am Olympiastützpunkt Rhein-Neckar. Dass ihre Leistungen vorübergehend stagnierten, hatte einen Grund: Sie wuchs in einem Jahr stark . Wer weiß, wie bedeutend beim Gewichtheben die Technik ist, kann ermessen, was dies bedeutete: „Danach stimmte der gesamte eintrainierte Bewegungsablauf nicht mehr, vor allem in ihrer Paradedisziplin: dem Stoßen“, erklärt Rapp. Doch Kyra habe diese Phase erfolgreich überwunden.
„Man sieht im Wettkampf anhand der Leistungssteigerung, wofür man trainiert hat“, schildert Kyra die Faszination dieser Einzeldisziplin. „Dafür brauchst du keine Figur wie ein Bodybuilder, sondern neben der richtigen Technik und mentaler Kraft einen starken Rücken und kräftige Beine“, weiß Coach Rapp. Willensstärke benötigt Kyra im neuen Schuljahr: Sie möchte die Mittlere Reife und den Deutschen Meistertitel packen. Rapp ist sicher: „Dann wäre der internationale Weg offen.“
Im nächsten Teil lesen Sie über eine, die Rhythmus im Blut hat.