Mannheim/Frankfurt. Es ist viel Porzellan zerschlagen worden zwischen den Vertretern der 3. Fußball-Liga. Die atmosphärischen Störungen nach dem öffentlich ausgetragenen Streit um die Fortsetzung der Saison wirken nach. Waldhof-Geschäftsführer Markus Kompp, der sich im Frühjahr an die Spitze der Abbruchbefürworter gesetzt hatte, scheiterte am Dienstag bei der virtuellen Managertagung mit den DFB-Verantwortlichen mit seiner Kandidatur für ein wichtiges neues Gremium.
FCK statt SVW: Entscheidung im Pourié-Poker naht
Der SV Waldhof muss den nächsten Mittelstürmer-Kandidaten von seiner Liste streichen: Marvin Pourié (Bild) steht laut einem Bericht der „Badischen Neuesten Nachrichten“ vor einer Ausleihe von Zweitligist KSC zum Mannheimer Erzrivalen 1. FC Kaiserslautern. Die Rede ist von „fortgeschrittenen Verhandlungen“.
Der 29-jährige Torjäger, der in Karlsruhe unter Trainer Christian Eichner keine Perspektive mehr hat, soll beim KSC 500 000 Euro jährlich verdienen – das Gehaltsgefüge des SVW würde er mit einem solchen Salär völlig sprengen.
Der FCK hat trotz des laufenden Insolvenzverfahrens offenbar eine Möglichkeit gefunden, Pourié zu finanzieren. Die Waldhof-Stürmersuche geht damit weiter. alex
Eine Retourkutsche für Kompps in vielen medialen Stellungnahmen und Interviews dokumentierte klare Haltung zur Saisonfortsetzung? Wie das Fachblatt „Kicker“ berichtet, wählten die Drittligisten Christian Seiffert (Vorstand 1. FC Saarbrücken), Frank Strüver (Geschäftsführer KFC Uerdingen), Unterhachings Präsident Manfred Schwabl sowie den dreifachen Weltschiedsrichter und Kaiserslauterer Aufsichtsrat Markus Merk als Liga-Vertreter in die neu gebildete Task Force „Wirtschaftliche Stabilität“. Kompp und Thoralf Wagner vom FSV Zwickau, der ebenfalls für einen Abbruch plädiert hatte, fielen durch.
Dabei hatte der Waldhof-Boss die Idee einer Arbeitsgruppe, die an Zukunftskonzepten für die nicht erst seit der Corona-Krise mit existenziellen wirtschaftlichen Problemen kämpfende unterste deutsche Profiklasse arbeiten soll, Mitte Mai selbst in die Diskussion eingebracht.
Von einem „Denkzettel für die Kandidaten der Abbrecherfraktion“ schreibt der „Kicker“. Auch bei der Neubesetzung des Drittliga-Ausschusses gingen die einstigen Gegner einer Saisonfortsetzung leer aus. Schwabl und Thomas Wulf (Prokurist MSV Duisburg) ersetzen die ausgeschiedenen Daniel Sauer (Aufstieg mit Würzburg) und Michael Klatt, der als Duisburger Geschäftsführer aufgehört hat.
Ohne Gästefans bis Ende 2020
Kompp betrachtet die Angelegenheit indes nüchterner. „Ich sehe es nicht als Retourkutsche an. Es gab sieben Kandidaten für die Task Force, und die jetzigen Mitglieder haben größtenteils auch meine Stimme bekommen. Für mich ist die Gesamtzusammensetzung der Task Force wichtiger“, sagte der 37-Jährige dieser Redaktion.
Weitgehend Einigkeit unter den Drittliga-Geschäftsführern herrschte hingegen beim Thema Zuschauer-Rückkehr (wir haben berichtet). „Die Drittligisten kamen zu dem klaren Ergebnis, dass sich die Zahl der Zuschauer nach den regionalen Verfügungslagen richten und sie von jedem Club mit den zuständigen Gesundheitsbehörden individuell vor Ort abgestimmt werden muss. Das bedeutet, dass es an einigen Standorten zur Zulassung von Fans kommen kann, während gleichzeitig andere Clubs bei ihren Heimspielen weniger oder gegebenenfalls noch keine Zuschauer in den Stadien begrüßen dürfen“, teilte der DFB mit.
Von dieser flexiblen Lösung profitieren dürften vor allem die Vereine im Osten, wo die Politik aufgrund niedrigerer Infektionszahlen bereits Bereitschaft signalisiert hat, die Stadien wieder zu öffnen – in Sachsen-Anhalt mit den Drittligisten Halle und Magdeburg etwa sollen schon beim Saisonstart wieder 2500 Zuschauer zugelassen sein. In Baden-Württemberg lässt die Verfügungslage momentan nur 500 Personen bei Profispielen im Stadion zu.
Einheitlich festgelegt wurde, dass in den Spielen der 3. Liga bis mindestens 31. Dezember keine Gästefans erlaubt sind. Neben Sitzplätzen soll in der 3. Liga mit Saisonstart grundsätzlich auch der Verkauf von Tickets für den Stehplatzbereich möglich sein, sofern es die behördliche Verfügungslage gestattet.
In der Frage nach dem Ausschank von Alkohol in den Stadien verständigten sich die Drittligisten auf ein grundsätzliches Verbot für den Saisonstart. Im Falle einer ausdrücklichen Genehmigung durch die örtlichen Behörden kann der betreffende Club dieses Verbot jedoch aufheben.