Mannheim. Die einen oben, die anderen ganz unten und er zwischendrin. Mikail Erdem trifft mit seinem FC Türkspor am Sonntag in der Fußball-Landesliga auf seinen Ex-Verein VfL Kurpfalz-Neckarau (15 Uhr). Der 31-jährige Spielmacher steht nach dem jüngsten 3:1-Erfolg in Schwetzingen mit seinem Team auf Rang vier, Neckarau hingegen am Abgrund. Der VfL hat nach acht Spieltagen keinen Zähler auf dem Konto. Schon in der Vorsaison legten die Neckarauer einen desaströsen Saisonstart hin, schafften unter Trainer Feytullah Genc aber noch den Lastminute-Klassenerhalt – ein ähnliches Wunder scheint nun aber schwer vorstellbar.
„Ich finde es einfach nur schade, was aus Neckarau geworden ist. Der VfL ist ein echter Traditionsverein und diese negativen Schlagzeilen der letzten Jahre werden ihm nicht gerecht“, erklärt Erdem, der bis zum Sommer 2022 in Neckarau kickte. Der jetzige FC-Mittelfeldmann kann sich an die guten Zeiten des Vereines erinnern: „Wir waren damals alle Freunde – das war eine einzige Familie im Verein. Kaum einer hat für das Geld gespielt, jeder war einfach gerne da. Jetzt, wo die komplette Führungsetage ausgetauscht wurde, scheint das nicht mehr der Fall zu sein.“ Der gebürtige Ludwigshafener war in eben jenem VfL-Kader, der 2022 den Aufstieg in die Verbandsliga schaffte. Damals stand mit Richard Weber, Feytullah Genc und Bernd Wiegand noch ein erfolgreiches Trainer-Trio an der Seitenlinie – keiner von ihnen ist mehr im Verein. Lacky Paschaloglou, der als Sportlicher Leiter jahrelang gute Dienste für Neckarau leistete, zieht nun die Strippen beim SC Rot-Weiß Rheinau. „Auch wenn ich mir den Kader anschaue: Da ist aus den guten Zeiten keiner mehr da“, ordnet Erdem ein, will dem neuen Trainer Giovanni Marino aber keine Schuld geben – beide kennen sich noch aus gemeinsamen aktiven Zeiten.
„Gio hat es schwer in Neckarau. Die Mannschaft ist sehr jung und vielleicht auch nicht dafür gemacht, in der Landesliga Punkte zu holen. Beim VfL läuft zuletzt alles rückwärts und ich wünsche dem Trainer und dem Verein einfach nur, dass sie da irgendwie herauskommen. Nur sollen sie gegen uns nicht damit anfangen.“ Dabei will FC-Trainer Serif Gürsoy die Neckarauer trotz der aktuellen Misere keinesfalls auf die leichte Schulter nehmen und stellt sich ebenfalls schützend vor seinen Trainerkollegen Marino: „Das ist eine sehr junge Mannschaft und komplett neu zusammengestellt – das ist nicht einfach für einen Trainer. Wir müssen da aber voll konzentriert an die Sache gehen und dürfen nicht denken, dass es ein Selbstläufer wird. In genau solchen Spielen kann eine Mannschaft Charakter zeigen.“
Keine Zeit für alte Erinnerungen
Charakter und Einstellung schätzt der Coach auch an Mikail Erdem, beschreibt ihn als einen seiner wichtigsten Spieler. Der 31-jährige Mittelfeldmann, der für den FK Pirmasens auch schon wenige Minuten in der Regionalliga auf dem Platz stand, hilft dem FC auch mit seinem Erfahrungsschatz, den er einst beim VfL erweiterte. „Am Sonntag ist aber keine Zeit für alte Erinnerungen. Wir haben den Vorteil, dass wir zu Hause spielen und da eigentlich immer gut in die Partie finden. Unsere Marschroute ist klar: Schon in der ersten Halbzeit wollen wir die Partie bestmöglich entscheiden, damit keine Zweifel aufkommen. Die drei Punkte wollen wir haben.“ bah
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