Berlin. Er war Joachim Löws Lieblingsspieler und beim Langzeit-Bundestrainer über ein Jahrzehnt gesetzt – jetzt geht auch Toni Kroos in Nationalmannschaftsrente. Nach 106 Länderspielen beendet der Rio-Weltmeister von 2014 seine Karriere im DFB-Team. „Die Entscheidung steht, sie ist unwiderruflich“, sagte Kroos am Freitag in seinem Podcast „Einfach mal Luppen“.
Der bittere und enttäuschende Achtelfinal-K.o. bei der EM war der letzte Auftritt des 31 Jahre alten Mittelfeldspielers von Real Madrid im Adler-Trikot. „Es ist immer so, dass nach Turnieren logischerweise gewisse Resümees gezogen werden“, sagte Kroos im Gespräch mit seinem Bruder Felix. Er räumte zugleich ein, es sei schon „ein bisschen komisch, es so beendet zu haben“. „Ich hätte mir sehnlichst gewünscht, und dafür habe ich nochmals alles gegeben, dass es am Ende 109 Länderspiele gewesen wären und dass noch dieser eine große Titel, der EM-Titel, zum Schluss dazugekommen wäre“, schrieb Kroos auf Instagram.
In Brasilien auf dem Höhepunkt
- Toni Kroos startete seine Karriere als Jugendlicher beim Greifswalder SC. Sein Vater Roland, der schon in Greifswald sein Jugendtrainer war, begleitete ihn 2002 dann zu Hansa Rostock.
- Weitere Stationen waren der FC Bayern München, Bayer Leverkusen (Leihe) und dann wieder der deutsche Rekordmeister. 2014 folgte der Wechsel zu Real Madrid.
- Toni Kroos wurde 2014 in Brasilien Weltmeister, viermal Champions-League-Sieger mit dem FC Bayern und Real, Club-Weltmeister, mehrfacher deutscher und spanischer Meister, dazu Pokalsieger.
- In der Nationalmannschaft absolvierte Kroos 106 Spiele, dabei bestritt er jeweils drei Welt- und drei Europameisterschaften.
„Es war mir schon länger klar, dass ich für die WM 2022 in Katar nicht zur Verfügung stehe“, berichtete der in Mecklenburg-Vorpommern geborene und aufgewachsene Kroos. Der Rücktritt habe „absolut nichts mit dem Ausscheiden zu tun gehabt“.Löw übermittelte auf der Internetseite des DFB: „Toni hat überragende Qualitäten und war ein großer Leader auf und neben dem Platz. 106 Länderspiele, unser gemeinsamer langer Weg und unser Triumph in Brasilien werden uns für immer verbinden. Danke, Toni!“
Anfänge in Greifswald
Beim Greifswalder SC hatte der spätere Weltstar mit dem Fußball begonnen. Mit seinem Vater Roland, der sein Jugendtrainer war, ging er 2002 zum FC Hansa Rostock und dann weiter zum FC Bayern, der ihn zwischendurch zu Bayer Leverkusen auslieh. 2014 folgte der Wechsel zu Real Madrid. Schon nach der blamablen WM vor drei Jahren in Russland hatte Kroos an ein Karriereende gedacht. „Damals war es auch Jogi, der darum gekämpft hat, dass ich weitermache.“
Für Löw war Kroos immer „ein Vorbild an Professionalität“ mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, „gerade auch dann, wenn es schwierig ist und du auf dem Platz Kontrolle brauchst“. Er habe noch keinen Spieler gesehen, der so schwer vom Ball zu trennen sei, berichtete Teamkollege Robin Koch während der EM-Tage beeindruckt. Kein Feldspieler kam häufiger oder länger unter Löw zum Einsatz als der Mann mit der Nummer acht.
Mit Kroos verlässt der aktuell hoch dekorierteste Akteur das Nationalteam: Weltmeister 2014, viermal Champions-League-Sieger mit dem FC Bayern (2013) und Real (2016-2018), Club-Weltmeister, deutscher und spanischer Meister, dazu Pokalsieger und und und. Im März 2010 gegen Argentinien (0:1) hatte Kroos für Deutschland debütiert, bestritt bei jeweils drei Welt- und Europameisterschaften insgesamt 28 Spiele und schoss drei Tore. In Erinnerung bleiben wird vor allem auch sein Tore-Doppelpack innerhalb von 69 Sekunden beim furiosen 7:1-Sieg im WM-Halbfinale 2014 gegen Gastgeber Brasilien.
„Es war mir eine große Ehre, dass ich dieses Trikot über so einen langen Zeitraum tragen durfte“, ließ Kroos wissen. Dem Löw-Nachfolger Hansi Flick wünscht Kroos „ganz viel Glück und Erfolg“. Den neuen Bundestrainer habe er vorab informiert.
Flick vorab informiert
„Ich habe mit Hansi bereits alles geklärt, weil ich möchte, dass er planen kann“, sagte Kroos. Schon vor der EM habe er mit dem Nachfolger von Joachim Löw Kontakt gehabt. Flick habe ihm signalisiert, „dass er gerne mit mir nach der EM zusammenarbeiten würde“. Flick bedauerte die Entscheidung „wirklich sehr“, er können die Beweggründe jedoch nachvollziehen.
Kroos will sich „die nächsten Jahre“ voll auf die neuen Ziele mit Real Madrid konzentrieren. „Dazu werde ich mir von nun an ganz bewusst auch mal Pausen gönnen, die es als Nationalspieler seit elf Jahren nicht mehr gab. Und außerdem möchte ich auch mehr als Ehemann und Papa für meine Frau und meine drei Kinder da sein“, erklärte der Ex-Nationalspieler. Nach 14 Jahren im Profifußball spüre er natürlich auch den körperlichen Verschleiß: „Bevor ich ihn noch mehr merke, will ich einfach sichergehen, auch weiter in den nächsten Jahren noch auf Topniveau spielen zu können.“