Mönchengladbach. Die Aufgabe ist kniffliger als sonst. Vor dem Bundesliga-Topspiel gegen Rekordmeister FC Bayern München am Samstag (15.30 Uhr/Sky) scheint Marco Rose fast mehr als Moderator denn als Trainer des Tabellenführers Borussia Mönchengladbach gefordert. Der 43-Jährige ist bemüht, die überschwänglich gewordenen Erwartungen im Umfeld in die richtigen Bahnen zu lenken. Kleinreden mag er sie nicht. Die Meisterträume der Fans sollen ruhig weitergehen.
„Das macht uns schon stolz“, sagte Rose zu immer mehr Experten, die einen sechsten Meistertitel der Borussia 43 Jahre nach dem bislang letzten für möglich halten. „Es gehört zu unserer Arbeit, die Menschen, die Fans glücklich zu machen“, meinte Rose weiter und befeuerte die Euphorie vor dem Klassiker: „Samstag kann einfach alles passieren.“
Zwar wird die Meisterschaft am 14. Spieltag noch nicht entschieden und Rose will sich explizit auch (noch) nicht mit dem Titel beschäftigen („Auf die anderen Themen lassen wir uns jetzt noch nicht ein“). Doch der 43-Jährige weiß sehr wohl, dass eine Vorentscheidung zumindest im Hinblick auf die Bayern fallen kann. Mit einem Sieg gegen den Rekordmeister wüchse Borussias Vorsprung auf sieben Punkte auf den Titel-Favoriten an. „Die Spiele, auf die wir hinarbeiten, sind Endspiele, entscheidende Spiele, in denen du was gewinnen kannst. Das ist ein Spiel auf dem Weg dahin.“
Glaube an Erfolge ist zurück
Längst hat sich Roses Ehrgeiz, diese Gier nach Erfolg auf das Team übertragen, das in den vergangenen Jahren stets in einem Umfeld des Understatements agiert hatte. „Wir sind Borussia, wir können jeden schlagen“, sagte Rechtsverteidiger Stefan Lainer, der zusammen mit Rose vor der Saison von Red Bull Salzburg nach Gladbach gekommen war, nun im „Kicker“-Interview.
Genau diese neue Einstellung versetzt das Umfeld inzwischen in die goldenen 1970er Jahre zurück. Zum 100. Geburtstag des 1983 gestorbenen Club-Idols Hennes Weisweiler am Donnerstag meldeten sich etliche Alt-Borussen überschwänglich lobend zu Wort und verglichen Rose bereits mit dem Trainer-Guru und Meister-Coach von einst. „Man kann schon sagen, dass da zur Zeit eine Parallele entsteht“, sagte Horst Köppel, der als Spieler in den 70ern alle bisherigen Meisterschaften mit der Borussia errungen hatte. dpa