Deutschlands Gruppengegner

Didier Deschamps - Motivator und Mahner

Von 
Holger Schmidt, dpa
Lesedauer: 
15. Juli 2018: Die französische Mannschaft feiert nach dem Sieg im WM-Finale ihren Trainer Didier Deschamps. © dpa

Mit seinem Star-Ensemble ist Deutschlands Gruppengegner Frankreich der große EM-Favorit. Der Baumeister des Erfolgs ist aber der Trainer: Didier Deschamps.
Einen ganz besonderen Eintrag in den Geschichtsbüchern des Fußballs hat Didier Deschamps schon sicher. Am 11. Juli könnte er daraus einen einmaligen machen. Seit dem WM-Titel 2018 in Russland ist der 52-Jährige neben Franz Beckenbauer und dem Brasilianer Mario Zagallo der Einzige, der als Spieler und als Trainer Weltmeister wurde. Da Beckenbauer als Coach nie Europameister wurde und Zagallo als Spieler nie die Copa America gewann, wäre Deschamps im Falle des EM-Titels mit Frankreich also der Einzige, der als Spieler und Trainer Weltmeister und Kontinental-Meister wurde.

Doch mit solchen Dingen beschäftigte sich der bescheidene Baske nicht. „Auch wenn ich immer ein Wettkämpfer bin, jage ich dem nicht hinterher“, sagte Deschamps in einem Interview mit dem „kicker“: „Rekorde waren nie eine treibende Kraft für mich.“ Sehr wohl aber ist er ein Perfektionist. Die nur drei Niederlagen, die Deutschlands erster Vorrunden-Gegner seit der WM vor drei Jahren hinnehmen musste, seien „drei Niederlagen zu viel“, sagte Deschamps: „Es mag nicht viel sein, aber es ist nie angenehm. Und dennoch bringt es die Dinge auch wieder ins Lot.“

Mehr zum Thema

Deutschlands Gruppengegner

Cristiano Ronaldo - Portugals unersättliche Ich-AG

Veröffentlicht
Von
dpa
Mehr erfahren
Deutschlands Gruppengegner

Peter Gulacsi und Ungarn - Außenseiter mit kühlem Kopf

Veröffentlicht
Von
dpa
Mehr erfahren
Nur bei der Telekom alle Spiele

Die Fußball-EM im TV: Wo die Spiele übertragen werden

Veröffentlicht
Von
dpa
Mehr erfahren

Denn Deschamps ist gleichzeitig Motivator und Mahner. Noch schwieriger als nach oben zu kommen sei es, oben zu bleiben, erklärt der frühere Mittelfeld-Stratege mantraartig. Der EM-Titel müsse natürlich ein Ziel sein für eine Mannschaft wie Frankreich, für den amtierenden Weltmeister. Aber man müsse Schritt für Schritt denken.

Es gibt auch einige Unwägbarkeiten auf dem angestrebten Weg zum dritten EM-Titel der Franzosen nach 1984 und 2000. Da wäre neben dem möglichen Effekt der Selbstzufriedenheit der der Belastung, den seine Spieler bei den weltweit größten Clubs wie Real Madrid, FC Barcelona, Bayern München oder Paris Saint-Germain haben. Da wäre zudem die starke Vorrunden-Gruppe mit Titelverteidiger Portugal und dem vorherigen Weltmeister Deutschland. Oder auch die Tatsache, dass die Franzosen im Gegensatz zu vielen anderen Teams keinerlei Heimvorteil haben, weil Frankreich keine der elf Gastgeber-Städte stellt.

Argumente hat Deschamps also genug, um zu mahnen. Was alles freilich nichts daran ändert, dass die Franzosen der absolute Top-Favorit sein werden. „Was die Qualität und Quantität angeht, habe ich das Glück, hochkarätige Spieler zu haben“, gibt Deschamps zu. Torhüter Hugo Lloris (Tottenham), Abwehrchef Raphaël Varane (Real Madrid), die Mittelfeld-Strategen Paul Pogba (Manchester United) und N’Golo Kanté (FC Chelsea) sowie Stürmer Antoine Griezmann (FC Barcelona) bilden seit Jahren ein starkes Gerüst. Dahinter steht ein scheinbar unerschöpfliches Reservoir an Ausnahme-Talenten, angeführt von PSG-Star Kylian Mbappé, der als kommender Weltfußballer gilt.

Dazu kommt überraschend Altstar Karim Benzema, der nach starker Saison bei Real Madrid in den Kader zurückkehrt. Im Kader stehen mit den Münchnern Lucas Hernandez, Benjamin Pavard, Corentin Tolisso, Kingsley Coman sowie dem Gladbacher Marcus Thuram fünf Profis aus der Bundesliga

Mischung macht’s

Die Mischung aus Erfahrung sowie funktionierenden Automatismen und Hierarchien auf der einen sowie Unbekümmertheit und Titelgier auf der anderen Seite ist eine schwer zu schlagende. Und auch, wenn er das Glück des starken und breiten Kaders hat, ist Deschamps der Baumeister dieser Mannschaft, die sich in der Vergangenheit auch immer mal durch Querelen und Eifersüchteleien auszeichnete. Gipfelnd im Spieler-Streik während der WM 2010 in Südafrika. Zwei Jahre später kam Deschamps. dpa

Mehr zum Thema

Infografik Spielorte und Stadien der Fußball-EM

Veröffentlicht
Mehr erfahren

Thema : Fußball-WM 2022

  • Sport Starker WM-Start für Schott - Paar Hocke/Kunkel chancenlos

    Der Start in die Eiskunstlauf-WM verläuft für das deutsche Paar Annika Hocke und Robert Kunkel nach Verletzungsproblemen enttäuschend. Nicole Schott kann dagegen zufrieden sein.

    Mehr erfahren
  • Sport Flicks Radikal-Umbau: Mit Wirtz und Wolf gegen Peru?

    «Die WM ist abgehakt», sagt Hansi Flick. Im Training zeichnet sich eine Startelf gegen Peru mit gerade noch drei Akteuren ab, die auch beim WM-Aus gegen Costa Rica beginnen durften.

    Mehr erfahren
  • Sport Wagner-Brüder: Lust auf WM-Teilnahme für Deutschland

    Franz Wagner war einer der Leistungsträger auf dem Weg zu EM-Bronze, Moritz Wagner fehlte dabei verletzt. Bei der Basketball-WM im Sommer könnten die Brüder erstmals gemeinsam für Deutschland spielen.

    Mehr erfahren