Pilzinfektionen, in der Fachsprache Mykosen genannt, gehören zu den weltweit am meisten verbreiteten Infektionskrankheiten. Die meisten Menschen haben im Laufe ihres Lebens mindestens einmal mit einer Pilzinfektion zu tun, so zum Beispiel mit Fuß- oder Nagelpilz. Verursacht werden die Erkrankungen, wie der Name bereits verrät, durch Pilze, die ganz unterschiedliche Körperregionen betreffen und sich durch ebenso vielfältige Symptome äußern. In vielen Fällen verlaufen Pilzinfektionen harmlos und sind gut zu behandeln; es gibt aber auch potenziell gefährliche Varianten.
Fußpilz, Nagelpilz und Co.: Was genau sind Pilzinfektionen?
Eine Pilzinfektion ist eine Erkrankung, die durch krankheitserregende Pilze ausgelöst werden. Mediziner unterscheiden in diesem Zusammenhang oberflächliche und systemische Pilzerkrankungen. Oberflächliche Infektionen kommen sehr häufig vor: Statistisch gesehen leidet einer von fünf Erwachsenen einmal oder mehrmals im Leben an Pilzinfektionen, die in diesem Bereich einzuordnen sind. Bei einer oberflächlichen Pilzerkrankung sind meist Haut, Nägel oder Schleimhäute betroffen. Dazu zählen beispielsweise Fußpilz, Nagelpilz, Mundpilz oder Scheidenpilz. Auch wenn sich diese Krankheiten durch teilweise sehr unangenehme Symptome äußern, stellen sie kein besonderes Risiko für den Patienten dar. Anders sieht es bei den systemischen Pilzerkrankungen aus. Diese können durchaus lebensbedrohliche Zustände verursachen, denn sie befallen Organe wie zum Beispiel den Darm oder die Lunge und können dort großen Schaden anrichten. Allerdings kommen systemische Pilzinfektionen eher selten vor und betreffen vornehmlich Menschen mit einem deutlich geschwächten Immunsystem.
Für Laien ist die Unterscheidung in oberflächliche und systemische Infektionen kaum aussagekräftig, da diese Einteilung keinerlei Aussage über den spezifischen Erreger trifft und auch nicht dessen Herkunft beleuchtet. Aus diesem Grund wird häufig zusätzlich die sogenannte DHS-Einteilung verwendet, welche die Pilzerkrankung nach dem verantwortlichen Erreger bestimmt. In diesem Zusammenhang gibt es drei verschiedene Gruppen von krankheitsverursachenden Pilzen:
- Dermatophyten
- Hefepilze
- Schimmelpilze
Bei Dermatophyten handelt es sich um Fadenpilze, die etwa zwei Drittel aller Mykosen verursachen. In den meisten Fällen ist die Haut von der Infektion betroffen, zum Beispiel an den Füßen im Falle von Fußpilz oder auch überall dort, wo die Kleidung eng an der Haut anliegt. Eine Ansteckung erfolgt durch direkten Kontakt mit bereits infizierten Personen oder durch den gemeinsamen Gebrauch von Gegenständen. Hefepilze werden auch Sprosspilze genannt. Sie sind für etwa ein Viertel aller Pilzerkrankungen verantwortlich. Hier sind meist Schleimhäute etwa im Mund oder auch im Intimbereich betroffen. Infektionen treten auf, wenn das Keimgleichgewicht des Körpers gestört ist, so etwa durch die Einnahme von Antibiotika oder hormonelle Störungen. Schimmelpilze lösen etwa eine von 20 Pilzinfektionen aus. Sie werden meist über die Atemluft oder die Nahrung aufgenommen und können bei immungeschwächten Personen unter Umständen lebensbedrohliche Zustände hervorrufen.
Pilzinfektionen der Haut treten am häufigsten auf
Wer regelmäßig öffentliche Schwimmbäder und Saunen besucht, hat sicherlich schon einmal Bekanntschaft mit Fußpilz gemacht. Diese Erkrankung wird verursacht durch Dermatophyten. Es handelt sich hierbei um eine oberflächliche beziehungsweise lokale Infektion, welche die Haut an den Füßen betrifft. Meist beginnt eine Infektion zwischen den Zehen und breitet sich je nach Ausprägung unter Umständen über die Fußsohle und den Fußrücken aus. Fußpilz ist auch unter dem Namen Sportlerfuß bekannt, was darauf zurückzuführen ist, dass sportlich aktive Menschen häufig Umkleidekabinen und Gemeinschaftsduschen nutzen, wo das Ansteckungsrisiko hoch ist. Grundsätzlich kann sich aber jeder mit Fußpilz anstecken, unabhängig vom Alter und Gesundheitszustand. Eine Infektion erfolgt meist durch Körperkontakt mit Betroffenen oder auch durch das Nutzen gemeinsamer Handtücher oder Badematten.
Eine Infektion mit Fußpilz macht sich durch weißlich aufgequollene Haut, Rötungen und Schuppungen sowie Hautrisse und Pusteln bemerkbar. Diese werden von Juckreiz begleitet, ebenso wie von Brennen, Schmerzen und einem unangenehmen Geruch. In manchen Fällen kann die Haut an den Füßen auch nässen. Betroffene empfinden diese Symptome als überaus unangenehm und auch peinlich: Wer unter Fußpilz leidet, zeigt seine Füße auch in der warmen Jahreszeit nur sehr ungern. Die Infektion lässt sich mithilfe von Antimykotika meist gut behandeln. Hier ist es allerdings sehr wichtig, dass die vom Arzt oder Apotheker empfohlene Behandlungsdauer unbedingt eingehalten wird. Fußpilz ist eine sehr hartnäckige Infektion, die auch dann wiederkehren kann, wenn schon längst keine Symptome mehr sichtbar oder spürbar sind. Wird die Behandlung verfrüht abgebrochen, besteht ein hohes Risiko, dass die Infektion erneut ausbricht. Betroffene sollten zudem sicherstellen, dass sie Familienmitglieder, die etwa dasselbe Badezimmer benutzen, nicht versehentlich anstecken.
Nagelpilz tritt an Füßen und Händen gleichermaßen auf
Wie der Name bereits andeutet, handelt es sich bei Nagelpilz um eine Pilzinfektion an den Finger- oder Fußnägeln. Ähnlich wie beim Fußpilz sind es auch hier Fadenpilze, die für die Erkrankungen verantwortlich sind; in manchen Fällen können aber auch Hefepilze die Ursache für eine derartige Infektion sein. Nagelpilz zählt zusammen mit Fußpilz zu den am weitesten verbreiteten Pilzerkrankungen und betrifft etwa 12 Prozent aller Menschen. Dabei kommen Infektionen der Fußnägel etwa viermal so häufig vor wie Erkrankungen an den Fingernägeln. Das Risiko einer Ansteckung steigt mit zunehmendem Alter: Statistiken zufolge sind vor allem Menschen über 65 betroffen. Besonders Diabetiker und Personen mit einem geschwächten Immunsystem erkranken an Nagelpilz. Die Ursachen für die Erkrankung liegen dann vor allem in der Tatsache, dass sich der Körper nicht ausreichend gegen die Pilze wehren kann. Ein feucht-warmes Klima etwa in Schuhen und Strümpfen begünstigt das Vermehren der Fadenpilze. Auch die Einnahme bestimmter Medikamente kann dazu führen, dass eine Infektion mit Nagelpilz auftritt.
Eine Nagelpilzerkrankung äußert sich durch unterschiedliche Symptome. Abhängig davon, ob Nagel, Nagelwurzel und/oder Nagelbett betroffen sind, treten Verfärbungen des Nagels auf, ebenso wie eine auffällige Verdickung des Nagels oder eine Entzündung im Nagelbett. Brüchige Nägel können ebenfalls auf eine Infektion mit einem Pilz hindeuten. Die Übertragung der Fadenpilze erfolgt durch direkten Kontakt mit infizierten Personen, aber auch durch die sogenannte Schmierinfektion: Wer sich mit einem Infizierten Handtücher oder vergleichbare Gegenstände teilt, geht Gefahr, sich ebenfalls mit Nagelpilz anzustecken. Wie auch beim Fußpilz kann Nagelpilz mit geeigneten Antimykotika behandelt werden. Diese sind teils frei verkäuflich in der Apotheke erhältlich. Nach einer fachgerechten und ausreichend lang andauernden Therapie heilt die Infektion in den meisten Fällen problemlos ab. Während dieser Zeit sollten Ansteckungen anderer Personen ausgeschlossen werden, indem etwa keine Handtücher gemeinschaftlich benutzt werden. Ein Arztbesuch ist bei einer Nagelpilzinfektion nur dann erforderlich, wenn es zu dauerhaften Entzündungen kommt oder sich der Nagel vollständig ablöst. Diese Symptome können unter Umständen zu schwereren Entzündungen führen und sollten von einem Mediziner behandelt werden.
Scheiden- und Eichelpilz: unangenehme Infektionen im Intimbereich
Pilzerkrankungen, welche die Schleimhäute befallen, zählen ebenfalls zu den oberflächlichen Pilzinfektionen. Sie betreffen unter anderem die Schleimhäute im Intimbereich, also an der Vagina oder auch der Eichel. Im Gegensatz zu Fuß- oder Nagelpilz sind für diese Infektionen in den meisten Fällen Hefepilze verantwortlich. Diese befinden sich etwa bei jeder Frau im Intimbereich, um für eine gesunde und ausgeglichene Scheidenflora zu sorgen. Eine gewisse Menge an Hefepilzen ist deshalb vollkommen normal und auch erforderlich. Nehmen diese aber überhand und erreichen ein krankheitserregendes Niveau, kommt es zu einer Pilzinfektion. Bei Frauen wird diese Erkrankung Vaginalmykose genannt und in den meisten Fällen durch den Pilz Candida albicans verursacht. Zu einer Vaginalmykose kommt es etwa, wenn der Hormonhaushalt der Betroffenen durch die Pille, eine Schwangerschaft oder die Wechseljahre gestört ist. Aber auch Stress, die Einnahme von Medikamenten oder ein allgemein geschwächtes Immunsystem kann dazu beitragen, dass das Risiko einer Pilzerkrankung erhöht wird.
Bei einer Scheidenpilzinfektion sind sowohl die inneren als auch die äußeren weiblichen Geschlechtsorgane betroffen. Die Erkrankung äußert sich durch einen starken Juckreiz im Intimbereich, Rötungen und Schwellungen und ein Brennen in den betroffenen Bereichen. Außerdem kann es zu einem verstärkten Ausfluss kommen, der teilweise bröckelig und krümelig ausfällt. Die Beschwerden stellen kein großes Gesundheitsrisiko dar, werden aber meist als sehr unangenehm empfunden. Um die Pilzinfektion einzudämmen, sind auf dem Markt spezielle Antimykotika für den Intimbereich erhältlich. Hierbei handelt es sich um Cremes für die äußeren Geschlechtsorgane, aber auch um Zäpfchen, um die Infektion an den inneren Schleimhäuten zu beseitigen. Aber Vorsicht: Hefepilze können beim Geschlechtsverkehr an den Partner/die Partnerin übertragen werden.
Eine Infektion mit einem Eichelpilz beim Mann ist meist ebenfalls auf Hefepilze zurückzuführen. Hier erfolgt eine Ansteckung meist beim Geschlechtsverkehr mit einer Partnerin, die unter einer Scheidenpilzinfektion leidet, denn der Erreger ist derselbe. Es kann aber auch eine Verbreitung durch mit Erregern verunreinigte Handtücher oder Bettwäsche möglich sein. Nicht nur der Hefepilz, sondern auch die Symptome einer Infektion am Penis ähneln denen einer Scheidenpilzerkrankung: Insbesondere im Bereich der Eichel und der Vorhaut kommt es zu Rötungen, Juckreiz und Brennen. Später können Bläschen auftreten, die aufplatzen können und dann einen nässenden Penis zur Folge haben. Eine Behandlung ist mit entsprechenden, auf den männlichen Intimbereich abgestimmten antimykotischen Salben möglich. Während der Therapie sollte der Penis möglichst trocken gehalten werden, so etwa mithilfe von Mullbinden. Sexuelle Kontakte sollten vorübergehend nicht stattfinden, da die Gefahr einer Ansteckung sehr hoch ist: Nicht nur beim Geschlechtsverkehr selbst, sondern auch durch Berührungen mit den Händen werden die Pilze übertragen. Patienten sollten Hygiene während der Dauer einer Pilzinfektion großschreiben, so zum Beispiel mit einem täglichen Wechsel der Unterwäsche, die anschließend bei 60° C gewaschen wird.
Pilzinfektionen der Kopfhaut führen zu Juckreiz und nässenden Stellen
Eine Pilzerkrankung auf der Kopfhaut wird in der Fachsprache auch Tinea capitis genannt. Diese Infektion betrifft, wie der Name bereits andeutet, die behaarte Kopfhaut. Im allgemeinen Sprachgebrauch ist die Erkrankung auch vereinfachend als Kopfpilz bekannt. Verursacht wird die Infektion durch Dermatophyten, die etwa durch den Umgang mit infizierten Tieren wie Katzen oder Hunden übertragen werden kann. Auch eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist möglich: Hier können es etwa Kopfstützen, Kissen oder Polster sein, welche die Pilze von einem Kopf zum anderen verbreiten. Bei Kindern kommt es nicht selten zu Übertragungen beim Spielen, wenn sich die Köpfe der Kleinen sehr nah beieinander befinden.
Eine Kopfpilzinfektion äußert sich durch eine gravierende und mit bloßem Auge sichtbare Veränderung der Hautoberfläche. In diesem Zusammenhang kommt es etwa zu juckenden und nässenden Stellen, die oftmals kreisrund und lokal begrenzt ausfallen. Im weiteren Verlauf fallen an den betroffenen Stellen die Haare aus, was die Patienten stark belasten kann. Wie intensiv die Symptome ausfallen, hängt vom jeweiligen Einzelfall ab: Während bei manchen Betroffenen nur wenige haarlose Stellen vorhanden sind, ist bei anderen ein Großteil des Kopfes betroffen. Behandelt werden Pilzinfektionen im Bereich der Kopfhaut wie üblich mit Antimykotika, die als Salben oder auch als Shampoos erhältlich sind. Neben dieser lokalen Therapie werden vom Arzt meist aber auch orale antimykotische Medikamente verordnet, um die Heilung optimal zu unterstützen. Übrigens gilt hier: Je kürzer die Haare, umso schneller heilt die Pilzerkrankung ab. Es kann also sinnvoll sein, die Haare zu schneiden, um die Dauer der Infektion zu verkürzen.
Pilzinfektionen vorbeugen: Was tun, um Infektionen zu vermeiden?
Nicht immer ist es möglich, eine Infektion mit einer Pilzerkrankung zu umgehen: Besonders in öffentlichen Einrichtungen wie Schwimmbädern, Fitnessstudios oder Saunen kann es schnell geschehen, dass man sich ohne Eigenverschuldung einen Fuß- oder Nagelpilz einfängt. Das Risiko einer Ansteckung lässt sich aber mit einigen Vorsichtsmaßnahmen verringern. So sollte es vermieden werden, sich mit anderen Menschen Handtücher oder Badematten sowie Strümpfe und Schuhe zu teilen. Dies gilt insbesondere auch für Familienmitglieder oder Partner, die im selben Haushalt wohnen und derzeit an einer Pilzinfektion leiden. Gelingt es allen, sich für einige Zeit an strenge Sicherheitsvorkehrungen zu halten, kann eine Ansteckung oftmals zuverlässig vermieden werden. Bei Infektionen im Intimbereich ist es ratsam, eine Zeit lang auf Sex zu verzichten oder zumindest beim Geschlechtsverkehr Kondome zu verwenden, die eine Übertragung von Penis zu Scheide oder umgekehrt verhindern können.
Ein weiteres Mittel, um Pilzinfektionen vorzubeugen, ist eine angemessene Körperhygiene. Dies betrifft insbesondere den Intimbereich: Hier sollte immer ein gesundes Maß gewählt werden, denn nicht nur mangelnde, sondern auch übertriebene Hygienemaßnahmen können dazu beitragen, dass die Intimzone anfälliger für Pilze wird. Nicht selten besteht darüber hinaus eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionen jeglicher Art, wenn das Immunsystem geschwächt ist. Im Sinne der eigenen Gesundheit ist es daher sinnvoll, die körpereignen Abwehrkräfte zu stärken und so eventuellen Pilzangriffen etwas entgegensetzen zu können. Das Immunsystem lässt sich mithilfe einer ausgewogenen Ernährung, regelmäßiger Bewegung an der frischen Luft und einer allgemein gesunden Lebensweise fördern. Hier kann auch der Hausarzt helfen und sinnvolle Tipps rund um Ernährung, Sport und mehr geben.