Corona I - Deutschlands Nachbarn sind von den Auswirkungen der zweiten Welle teilweise schon viel härter getroffen

Wie die Länder in Europa das Virus bekämpfen

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dpa
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Passanten in Rom mit Mund-Nasen-Bedeckung. Italiens Regierung hat die Schutzmaßnahmen gegen Corona verschärft. © dpa

Paris/Madrid/Wien/Rom/Den Haag. Die zweite Corona-Welle rollt gnadenlos über Europa hinweg. Die Bundesregierung erklärt eine EU-Region nach der anderen zum Risikogebiet. Nur noch Griechenland, Zypern und Lettland gelten als „risikofrei“. Doch während Deutschland über Beherbergungsverbote und Sperrstunden diskutiert, ist die Lage in den Nachbarländern teilweise noch viel verheerender. Alle europäischen Länder versuchen mit Maßnahmen gegenzusteuern – die einen mehr, die anderen weniger entschlossen. Ein Überblick:

Frankreich: Die Regierung in Paris versucht mit nächtlichen Ausgangssperren in großen Städten die Ausbreitung des Virus einzudämmen. In Paris, Lyon oder Marseille gilt sie ab Samstag zwischen 21 Uhr abends und 6 Uhr morgens. Zu dieser Zeit dürfen sich dort nur Menschen auf der Straße aufhalten, die einen triftigen Grund haben. Das müssen sie mit einem Formular nachweisen. Wer sich nicht daran hält, muss mit 135 Euro Strafe rechnen. Bereits seit einiger Zeit haben in den Regionen mit höchster Corona-Warnstufe die Bars geschlossen, es gelten strengere Hygieneregeln in Restaurants.

Niederlande: Die Regierung in Den Haag hat die Corona-Maßnahmen am 13. Oktober erheblich verschärft und einen „Teil-Lockdown“ angeordnet. Kneipen, Cafés und Restaurants müssen für vier Wochen schließen, der Verkauf von Alkohol ist ab 20 Uhr verboten. Die Bürger dürfen nur maximal drei Gäste pro Tag in ihren Wohnungen empfangen. Zudem sollen sie Bus und Bahn nur in dringenden Fällen nutzen. Ministerpräsident Mark Rutte kündigte auch eine allgemeine Maskenpflicht an für alle öffentlichen Räume wie Geschäfte, Museen oder Bibliotheken an.

Österreich: Mit der 7000-Einwohner-Gemeinde Kuchl im Salzburger Land steht ab Samstag erstmals seit Monaten wieder ein Ort unter Quarantäne. Die Ein- und Ausreise ist – abgesehen von Ausnahmen – bis 1. November nicht mehr erlaubt. Der Ort und die Region haben Spitzenwerte bei den Corona-Neuinfektionen in Österreich. Außerdem hat die Alpenrepublik nun erstmals seine Corona-Ampel für vier Bezirke in drei westlichen Bundesländern wegen des sehr hohen Risikos auf Rot gestellt. In Österreich gilt verbreitet eine Maskenpflicht, Sperrstunden sind teils auf 22 Uhr vorverlegt.

Spanien: Landesweit besteht in Spanien schon seit Anfang August eine generelle Maskenpflicht außerhalb der eigenen vier Wände. Seither gilt auch ein weitreichendes Rauchverbot in der Öffentlichkeit. In mehr als 700 Gemeinden gibt es weitergehende Einschränkungen – etwa beim Zugang zu Bars, Restaurants, Konzerthallen oder Einkaufszentren wie zum Beispiel auf der bei Deutschen beliebten Ferieninsel Mallorca oder die Begrenzung der Teilnehmer an Treffen auf nur noch sechs Personen wie etwa in Katalonien.Teilweise abgeriegelt sind landesweit 46 Gemeinden mit insgesamt 5,7 Millionen Einwohnern. Sie dürfen nur aus triftigem Grund verlassen oder betreten werden.

Italien: In Italien gilt eine generelle Maskenpflicht – drinnen und draußen. In den eigenen vier Wänden ist das zwar nicht geboten. Doch die Regierung riet allen, bei Besuch trotzdem den Mund-Nasen-Schutz aufzuziehen. Wer draußen ohne erwischt wird, muss bis zu 1000 Euro Buße zahlen. Um ein Zeichen zu setzen, hat Rom in dieser Woche zudem private Partys strikt verboten. Nur Familientreffen wie Hochzeiten und Beerdigungen sind erlaubt, müssen aber auf 30 Teilnehmer beschränkt werden.

Außerdem rät die Regierung von Giuseppe Conte den rund 60 Millionen Bürgern dringend, daheim auf gesellige Abendrunden mit mehr als sechs eingeladenen Gästen zu verzichten. Beherbergungsverbote dagegen existieren nicht. Auch das Reisen ist heute, anderes als während des Lockdowns im Frühjahr, ungehindert möglich. Rom möchte die notleidende Tourismusbranche nicht weiter schwächen. dpa

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