Berlin. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach begrüßt den Kursschwenk der Bundesregierung bei der Corona-Warn-App hin zu einer dezentralen Speicherung. Die Entscheidung sei unvermeidbar gewesen, weil sonst die Diskussion um den Datenschutz die Akzeptanz zerstört hätte, noch bevor sie fertig gewesen wäre, sagte er der „Passauer Neue Presse“. Noch ist unklar, wann die Smartphone-Anwendung, die auf Abstandsmessung via Bluetooth basiert, an den Start gehen kann.
Den Kursschwenk hatten am Sonntag Kanzleramtschef Helge Braun und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (beide CDU) bestätigt. Diese Lösung ist nach Einschätzung von Experten besser für den Datenschutz als ein zentraler Abgleich der Daten. Zudem wird damit der Weg frei, die App mit den Smartphone-Systemen von Apple und Google zu verknüpfen. Das dürfte die App effizienter und sicherer machen.
Warnung vor zu großer Hoffnung
Die Corona-App soll helfen, die Ansteckungen nachzuverfolgen, wenn Ausgehbeschränkungen gelockert werden. Sie soll erfassen, welche Smartphones einander nahegekommen sind – und Nutzer warnen, wenn sich später herausstellt, dass sie sich neben infizierten Personen aufgehalten hatten.
Der Bonner Infektiologe Peter Walger warnte vor übertriebenen Hoffnungen. „Ich erwarte von der App keine wirkliche Hilfestellung beim Versuch, in die Normalität zurückzukehren“, sagte der Vorstandssprecher der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. „Wenn alle Mundschutz tragen und Abstand einhalten, wäre sie überflüssig, weil sie dann nur die unkritische Nähe geschützter Leute erkennt.“
Bis die App in Deutschland bereitsteht, kann es laut Gesundheitsminister Jens Spahn noch etwas dauern. Man wolle den jetzt eingeschlagenen Weg „so schnell als möglich, aber auch so sicher als möglich gehen“, sagte der CDU-Politiker am Sonntagabend in den ARD-„Tagesthemen“. Auf den Hinweis, dass eine App ursprünglich Mitte April in Betrieb gehen sollte, sagte der Minister, er habe „immer darauf hingewiesen, mit den Erfahrungen aus anderen Digitalprojekten, dass es meistens ein, zwei, drei Wochen länger dauert, als manch einer öffentlich sagt, weil Datensicherheit und Datenschutz so wichtig sind“. dpa