Spielball Opel

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Das Schicksal von Opel bestimmt zunehmend den anlaufenden Wahlkampf und spaltet die ohnehin schon auseinanderdriftende Große Koalition weiter. Während die SPD die Arbeitsplätze um jeden Preis retten und damit die Kanzlerin vor sich hertreiben will, spielt die Union auf Zeit. Die Minister Wolfgang Schäuble und Karl-Theodor zu Guttenberg spekulieren bereits öffentlich über eine Insolvenz, was allerdings ihren hessischen Parteifreund Roland Koch in Rage bringt. Damit sind die Rollen verteilt: Die Standort-Ministerpräsidenten ziehen an einem Strang mit den Sozialdemokraten, Angela Merkel und die Unionsspitze hingegen scheinen auch den Untergang des Rüsselsheimer Autobauers notfalls in Kauf nehmen zu wollen.

Immer mehr zeigt sich, dass das Opel-Drama für die Wahl-Auseinandersetzung instrumentalisiert werden soll. So geraten Zehntausende von Arbeitnehmern in den Opel-Werken und bei den Zulieferern zum Spielball der Parteien: Tritt die SPD-Riege als Schutzpatronin auf, lässt die Merkel-Mannschaft die Mitarbeiter zappeln, weil sie sich vom Opel-Management nicht unter Druck setzen und schon gar nicht erpressen lassen will. Kapital schlägt aber vorerst keine Partei daraus, zumal auch die Wähler in der Frage, ob der Staat Opel am Leben erhalten soll, geteilter Meinung sind.

Für die Opel-Beschäftigten bedeutet dies unter dem Strich nichts Gutes: Nachdem nun auch aus dem Bundeskabinett heraus gezielt gestreut wird, dass Opel seine üppigen Gewinne an die amerikanische Mutter abliefern musste und die deutsche Tochter deshalb keinen einzigen Euro Steuern zahlte, dürfte die Stimmung zugunsten staatlicher Milliarden-Hilfen auf Kosten des Steuerzahlers weiter sinken. Insgeheim zieht man wohl im Kanzleramt das Aus für das Traditionsunternehmen ins Kalkül. Opel wird dann nicht zum Fall fürs Rettungspaket, sondern fürs staatliche Sozialsystem. Teuer kommt es am Ende so oder so.

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