Münster. Der Bischof von Münster, Felix Genn, lehnt trotz persönlicher Kritik in einer Studie zu sexuellem Missbrauch in seinem Bistum einen Rücktritt ab. In der am Montag veröffentlichten Studie wird dem Bischof ein zu lascher Umgang mit Priestern vorgeworfen, die nach ihren Taten Reue gezeigt hatten. Genn räumte am Freitag Fehler ein. Er habe aber nichts vertuscht. „Ich möchte daher die mir verbleibende Amtszeit als Bischof von Münster mit höchstem Engagement nutzen, weiterhin und verstärkt auf das zu hören, was Betroffene und unabhängige Gremien mir für den Umgang mit sexuellem Missbrauch im Bistum Münster empfehlen und versuchen, das umzusetzen.“
Genn kündigte an, dass sein Bistum Konsequenzen aus der Studie ziehen werde, in der fast 200 katholische Geistliche als Straftäter ausgemacht wurden. Dazu gehört, dass die Bischofsgruft im Dom vorerst geschlossen bleibt. Dort liegen drei Amtsvorgänger begraben, die sich der Studie zufolge im Umgang mit Missbrauchsfällen schwerer Versäumnisse schuldig machten. „Ich werde die Toten ruhen lassen, die Wahrheit aber muss ans Licht“, sagte Genn. In welcher Form dies geschehen soll, sei noch offen.
Der Bischof sprach von falsch verstandener Brüderlichkeit im Umgang mit Tätern. Sexueller Missbrauch sei „immer auch Missbrauch von Macht“. Deshalb werde er prüfen lassen, ob eine kirchliche Verwaltungsgerichtsbarkeit eine Lösung sein könnte. Deren Entscheidungen müsste sich der Bischof fügen. Die Bischofskonferenz prüft bereits eine solche Einführung. Außerdem will Genn Personalentscheidungen transparenter machen.