Stuttgart. Innerhalb von fünf Jahren ist die Menge der gefährlichen Bauabfälle in Baden-Württemberg um 31 Prozent auf 1,05 Millionen Tonnen gestiegen. Allein im Jahr 2018 wuchs die Menge nach einer neuen Statistik der Sonderabfallagentur Baden-Württemberg (SAA) um 8,5 Prozent. „Diesen Anstieg führen wir besonders auf das anhaltende Wirtschaftswachstum zurück und den damit zusammenhängenden Bevölkerungsanstieg“, sagte ein Sprecher des Umweltministeriums.
Mehr Asbest im Schutt
Weil Deponieraum knapp ist, plädiert Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) für den Aufbau von Behandlungskapazitäten im Land. Allerdings habe sich in den bisherigen Gesprächen gezeigt, dass potenzielle Investoren zurückhaltend sind. Untersteller: „Für uns ist das eine Schwerpunktaufgabe. Und wir setzen alles daran, mit den Akteuren aus Straßenbau und Entsorgungswirtschaft Lösungen zu erarbeiten“.
Zu den gefährlichen Bauabfällen gehören nach SAA-Angaben vor allem teerhaltiger Straßenaufbruch, verunreinigte Böden und Altholz. Beim Straßenschutt droht jetzt eine weitere Zunahme. Denn der Bund lässt seit Jahresanfang die Verwertung von mit Teer vermischten Böden beim Bau von Bundesstraßen nicht mehr zu. Aufgrund der bundesweit fehlenden Verwertungsanlagen führt dies dazu, dass immer mehr gefährliche Bauabfälle deponiert werden müssen.
Ein zunehmendes Problem ist Bauschutt, der mit Asbest belastet ist und deshalb gesondert deponiert werden muss. „Seit einiger Zeit nimmt die Menge der Asbestabfälle zu“, erklärte eine SAA-Sprecherin. Es werden inzwischen mehr Gebäude aus den 1970er Jahren abgerissen. Damals wurde bei Neubauten viel Asbest verarbeitet.
Auch die Deutsche Bahn trägt zur Vermehrung der gefährlichen Bauabfälle bei. Der Konzern tauscht derzeit viele Holzschwellen gegen stabilere Betonteile aus, die durch ihre Imprägnierung als Sondermüll unter besonderen Vorkehrungen verbrannt werden müssen. Dies gilt auch für das meiste Altholz, das beim Abriss von Gebäuden anfällt.
Der Verband der Bauwirtschaft fordert ein Umdenken der Kommunen beim Bodenrecycling. Erdreich, das von Natur aus hohe Nitrat- oder Arsenwerte aufweist, sollte vor Ort als Ausgleichsmaterial eingesetzt werden. Bisher müssen die so belasteten Böden meist deponiert werden. „Stattdessen könnte man den Aushub vor Ort als Lärmschutzwall einsetzen“, forderte Hauptgeschäftsführer Thomas Möller.
Im Gegensatz zum Bauschutt stagniert die Menge des Sondermülls aus der Industrieproduktion. Trotz des Wirtschaftswachstums seit 2014 ist das Aufkommen nur um ein Prozent auf 809 000 Tonnen gestiegen. Stark zugenommen um 26 Prozent haben dagegen die sonstigen Abfälle auf 55 500 Tonnen. Darunter fällt vor allem Elektroschrott von Waschmaschinen bis Computern.