Sommertagszug: Mit bunten Blumen die Kälte vertreiben / Schneemann verbrennt in Sekundenschnelle

Winter streckt Kindern die Zunge raus

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Kathrin Miedniak

Viernheim. In diesem Jahr ist der Winter frech. Sein Spießgeselle, der Schneemann, wagt es sogar auf dem Weg zu seiner eigenen Hinrichtung noch, den frierenden Kindern die Zunge herauszustrecken. Ein eisiger Wind fegt am gestrigen Freitagnachmittag durch die Straßen und zerzaust die bunten Stecken der Kinder beim Sommertagszug.

Nach dem Erfolg vom letzten Jahr hat die Interessengemeinschaft Tivolipark auch in diesem Frühjahr wieder die fast vergessene Tradition aufleben lassen. Denn kaum ein Frühling hat die Hilfe der Kindergartenkinder bei der Vertreibung des Winters nötiger gehabt.

Doch einige haben sich anscheinend von dem langen Winter entmutigen lassen. "Letztes Jahr haben mehr Kindergärten mitgemacht", ist Mitorganisator Gerhard Echle von der IG Tivolipark ein wenig enttäuscht. Immerhin rund 400 Kinder haben mit ihren Eltern, Großeltern und Kindergartenbetreuerinnen den Weg in den Tivolipark gefunden. Dort fällt um 15 Uhr der Startschuss.

Kolping bläst Winter den Marsch

Eine Abordnung der Kolpingkapelle marschiert hinter dem Schneemann her und sagt ihm musikalisch die Meinung: Winter Ade. Doch der Schneemann schwankt auch zu den Liedern "Im Märzen der Bauer", "StriStraStroh" und "Der Mai ist gekommen" gleichmütig grinsend auf seinem Wagen dem Apostelplatz entgegen. Ob das bedeuten soll, dass mit ihm auch im Mai noch zu rechnen ist? Ein kalter Windstoß reißt einen bunten Schmetterling von einem Sommertagsstecken und scheint genau das bestätigen zu wollen. Doch die anderen Stecken leisten dem letzten Aufbäumen des Winters tapfer Gegenwehr.

Frösche, Herzen, Küken, Blumen und viele bunte Kreppbänder flattern nur lustig im Wind, anstatt davon zu fliegen. Am unbeeindrucktsten marschiert das Pony, das den kleinen Wagen der Kutschengilde zieht, der Innenstadt entgegen. Durch das dicke Winterfell des Tiers dringt auch kein noch so kalter Winterwind. Nur sein trauriger Blick auf die harten Grashalme am Straßenrand zeigt, dass auch in der Tierwelt sehnsüchtig auf den Frühling gewartet wird. Um den endlich hervor zu locken, versammeln sich die Kinder schließlich auf dem Apostelplatz.

"Ich wünsche mir, dass nach der Verbrennung der Frühling endlich kommt", ruft Bundestagsabgeordnete Christine Lambrecht in den Wind. Die Kinder der Kita Gänseblümchen tanzen einen letzten Ringelreien um den Verurteilten, während die Kids aus den Kitas Kleeblatt, Kapellenberg, Pirmasenser Straße, dem Waldkindergarten, der Johanniterjugend und die Knaxx-Kinder der Sparkasse zuschauen.

Schneemann geht in Flammen auf

Dann hält die Feuerwehr dem Schneekoloss die Lunte an den Bauch. Mit einem unheilverkündenden Donnern fängt das mit Papier gefüllte Wintersymbol Feuer und ist in Sekundenschnelle nur noch ein schwarzes Metallgerüst. Doch von Wehmut keine Spur, im Gegenteil: "Oh, ist das schön warm", ruft ein Junge begeistert. Da lässt der Winter noch einmal seinem Zorn freien Lauf: Ein Windstoß wirbelt den Ruß über den Platz und lässt die Menge schreiend auseinander stieben. Vielleicht hat dieser Lärm den Frühling nun endlich doch geweckt.

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