Viernheim. Ein Auszubildender, nennen wir ihn Anton, verdient im Monat 940 Euro brutto. In seinem Geldbeutel landen nach Abzug von Steuern und Versicherungen noch ungefähr 800 Euro. Davon möchte er seinen Lebensunterhalt bestreiten. Wünsche nach einem eigenen Auto und einer eigenen Wohnung kann er sich damit erst einmal nicht erfüllen. Er bleibt also zu Hause bei den Eltern wohnen und fährt mit dem Rad oder öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit und zu Freizeitterminen.
Das ist das Ergebnis, zu dem die Jugendlichen der Klasse 10 M der Friedrich-Fröbel-Schule (FFS) im Kurs „Finanzführerschein“ kamen. Im Rahmen der Berufsorientierung wurde den Teilnehmern der richtige Umgang mit Geld vermittelt. Am Ende gab es für die Schüler Teilnahmezertifikate. Klassenlehrerin Martina Schuch hatte den Kurs zum Thema Wirtschaft und Finanzen geleitet und erhielt durch Melanie Schilling von der Schuldnerberatung der Arbeiterwohlfahrt (Awo) fachliche Unterstützung. Die Sparkassenstiftung Starkenburg hat das Projekt erneut gefördert.
Nettogehalt reicht nicht
In der Hauptsache ging es darum, auf die Fallstricke einer Überschuldung hinzuweisen. Das sind bei Jugendlichen in erster Linie Kosten für Handyverträge oder die Nutzung von zahlungspflichtigen Diensten im Internet. „Wir haben schnell gemerkt, dass das Nettogehalt nicht für alles reicht. Deshalb haben wir uns entschlossen, zu Hause nicht auszuziehen und auch kein Auto anzuschaffen, denn das wäre am teuersten gewesen. Schließlich braucht man ja auch Klamotten und möchte auch mal ausgehen“, so die Meinung der Schüler. Deshalb stand am Ende der Berechnungen noch ein kleines Plus auf dem Finanzplan. Außerdem kam ihnen im Lauf der Zeit die Erkenntnis, dass die Eltern viel Geld für ihre Kinder aufwenden. In den insgesamt 18 Stunden im vergangenen Vierteljahr wurde im Unterricht zur Berufsförderung auch die Bedeutung von Finanzbehörden und der Geldinstitute angesprochen und Fachbegriffe wie Vermögensauskunft, Schufa und sogar Erzwingungshaft erläutert.
Sparkassenstiftung unterstützt
Andrea Helm von der Sparkassenstiftung war bei der Übergabe der Finanzführerscheine anwesend und lobte die Jugendlichen für ihr Interesse und die Mitarbeit, „denn dieses Wissen gibt uns als Geldinstitut auch ein gutes Gefühl“. Die Sparkassenstiftung Starkenburg unterstützt das Projekt schon seit rund zehn Jahren, nicht nur an der Fröbelschule, sondern auch an den anderen weiterführenden Schulen in Viernheim.