Viernheim. „Es ist Unterricht, wie man ihn von früher kennt: Der Lehrer steht vorne und erklärt den Kindern den Stoff.“ Anke Hofmann erzählt vom ersten Unterrichtstag an der Nibelungenschule. Nach neun Wochen Corona-Zwangspause hat der Unterricht an hessischen Grundschulen wieder begonnen. Die vierten Klassen sind die ersten, die wieder in die Schule gehen. Dabei müssen sie strikte Hygienevorgaben beachten.
Statt Partner- oder Gruppenarbeit in der ganzen Klasse ist Frontalunterricht vor einer kleinen Schülergruppe angesagt. „Wir haben unsere vier vierten Klassen aufgeteilt in jeweils zwei Gruppen“, erklärt Anke Hofmann, kommissarische Schulleiterin der Nibelungenschule. Jede Gruppe hat einen Klassenraum, in dem die Tische weit genug auseinanderstehen, und eine feste Lehrkraft, die Deutsch, Mathe, Sachunterricht, aber auch Englisch und Kunst unterrichtet. „Musik und Sport sind nicht erlaubt“, erzählt Hofmann. Man habe aber Bewegungspausen in den Unterricht eingebaut.
Unterrichtsanfang und -ende der verschiedenen Klassen sind zeitversetzt, auch die Pausenzeiten wurden gestaffelt – so begegnen sich die Schüler möglichst wenig auf dem Gelände. „Die Schüler waren am ersten Tag sehr diszipliniert“, hat die Schulleiterin von den Kollegen erfahren, „und sie waren vor allem froh, dass sie wieder in die Schule dürfen.“ Man wolle sich die Zeit nehmen, um mit den Schülern über die vergangenen Wochen zu sprechen.
Vier Stunden am Tag
Wie auch an der Friedrich-Fröbel-, Schiller- und Goetheschule kommen die Viertklässler diese und nächste Woche jeden Tag für vier Stunden an die Schule. Ab dem 2. Juni dürfen auch die Jahrgangsstufen eins bis drei wieder kommen. Für alle soll es dann bis zum Schuljahresende Präsenzunterricht geben, jeweils mit sechs Wochenstunden pro Stufe. Die Grundschulen erarbeiten gerade, wie das mit den vorhandenen Kapazitäten am besten funktioniert.
„Wir wollen, dass die jüngeren Schüler mehrmals in der Woche in die Schule kommen“, wünscht sich Markus Taube. Der Schulleiter der Friedrich-Fröbel-Schule (FFS) ist nach dem ersten Schultag sehr zufrieden: „Nur das Laufwege-Konzept im Schulhaus haben wir optimieren müssen. Dabei ist es schon sehr herausfordernd, den Schulbetrieb unter diesen Voraussetzungen zu realisieren.“ Auch die restlichen Klassen der Sekundarstufe I haben am Montag den Schulbetrieb aufgenommen. Der Unterricht für die Abschlussklassen hatte bereits vor drei Wochen begonnen. Die Klassengruppen der Fünft- bis Neuntklässler wechseln sich wochenweise ab.
Die Alexander-von-Humboldt-Schule (AvH) hat den Start mit mehreren Klassen ebenfalls gemeistert. Wie die Schule mitteilte, sei der erste Schultag wie geplant verlaufen. An der Albertus-Magnus-Schule (AMS) waren bislang nur die Kurse der Oberstufe im Haus, seit Montag kommen täglich acht Klassen dazu. Das Konzept ist, dass die Klassenstufen tageweise die Schule besuchen. Die Jahrgänge fünf und sechs, sieben und acht sowie neun und zehn kommen jeweils gemeinsam für sechs Stunden in die Schule. Der Unterrichtsbeginn ist versetzt, vier Klassen starten eine Viertelstunde früher als die anderen. „Dieses Modell mit den abwechselnden Tagen haben die Eltern für sehr gut befunden“, sagt die stellvertretende Schulelternbeiratsvorsitzende Tina Kempf. An ihrem ersten Schultag starten die Fünft- und Sechstklässler mit der Hygiene-Einweisung. Sie stehen einzeln mit eineinhalb Metern Abstand vor den Eingängen, und im Klassenzimmer führt der erste Gang zum Waschbecken. Die acht Klassen sind in 16 Lerngruppen auf das gesamte Schulhaus verteilt, so dass ausreichend Abstand gewährleistet ist. Das Schulgebäude ist in mehrere Bereiche mit eigenen Eingängen und dazugehörigen Pausenzonen geteilt. „Am ersten Tag waren die Schüler irritiert über die abgesperrten Bereiche“, berichtet Schulleiterin Ursula Kubera.
An den Präsenztagen werden die Klassen in den Hauptfächern unterrichtet. In den Nebenfächern werden Arbeitspläne auf der Internetplattform eingestellt, mit der die Schule seit einigen Wochen arbeitet. „Bis zur Zeugnisausgabe sind die AMSeln insgesamt neunmal zum Unterricht an der Schule“, rechnet Kubera vor. Für Lehrer, Schüler und Eltern ist der Wiederbeginn des Unterrichts wichtig, wie Kempf betont: „Es ist ein bisschen Normalität – zumindest jeden dritten Tag.“