Viernheim. Braunbär und Eisbär sind Leidensgenossen, ihr natürlicher Lebensraum verschwindet. Und so nehmen sich die Tiere zwischen gefällten Bäumen und schmelzenden Eisschollen einfach in den Arm. Auf einem anderen Bild staunen drei Pinguine, wie vor ihnen plötzlich eine kleine Palme aus dem Schnee wächst.
In der Apostelkirche ist seit dem Wochenende die Ausstellung „Mit Volldampf in die Katastrophe?“ zu sehen. Karikaturen, gezeichnet von Künstlern aus ganz Europa, rücken Umweltkrise und Klimawandel in den Blickpunkt. Die Motive sorgen beim Betrachter für spontane Lacher oder betretene Mienen. Und sie regen allesamt zum Nachdenken an, wie Menschen mit ihrer Erde, mit Gottes Schöpfung, umgehen. Beispielhaft dafür ist das Bild des Kartenhauses: „Was kümmert mich das Artensterben?“, fragt der Mensch überheblich und versteht nicht, dass er auf der Spitze eines fragilen Gebildes steht und es zusammenbricht ohne Flora und Fauna.
Die teils gravierende Schädigung der Umwelt in ganz Europa wird in den Zeichnungen thematisiert: der hohe Schadstoffausstoß der Kohlekraftwerke in Bulgarien, die illegale Abholzung in der Ukraine oder Rumänien, wilde Müllkippen in Albanien, die zunehmende Vermüllung der Gewässer und der Meere.
Bezug auf die Bibel
Das haben die Karikaturisten teils humorvoll, teils mahnend, teils aufrüttelnd in Bildern umgesetzt. Gerodete Waldflächen werden einfach grün angemalt, verbliebene Bäumchen mit Stacheldraht geschützt – und der Klapperstorch nimmt das Baby wieder mit, weil die Eltern es mit Atemmaske im Industriehochhaus empfangen wollen.
Die Künstler nehmen auch Bezug zur Bibel: Waren früher die Insekten die Plage für die Ägypter, sind es heute die Menschen auf den Blumenwiesen. Die Tiere auf der Arche würden heute ohne die Menschen wegsegeln. Und schließlich ist sogar Papst Franziskus sehen, der ein Spruchbanner zwischen zwei Schornsteinen aufhängt und so für die Schöpfung demonstriert.
Die Ausstellung mit den sehenswerten Bildern hat „Renovabis“ zusammengestellt, die Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken mit Menschen in Mittel- und Osteuropa. Der Name leitet sich vom Schöpfungspsalm 104 ab: „Renovabis faciam terrae – du erneuerst das Angesicht der Erde“.
Ausstellung wandert
Bei der Pfingstaktion 2021 im Erzbistum Bamberg wurde die Karikaturen-Ausstellung das erste Mal gezeigt, aus rund 2000 Einreichungen waren 77 Bilder dafür ausgewählt worden. Seitdem werden die Bilder als Wanderausstellung in Deutschland, aber auch in Ländern in Mittel- und Osteuropa gezeigt. In der Apostelkirche sind die Bilder bis zum 19. Februar zu sehen.