Viernheim. Es wird viel weggeworfen, was noch genutzt werden könnte. Um dieser Unvernunft entgegenzuwirken, sind Verschenktage ins Leben gerufen worden. Am Samstag feierte diese Idee in Viernheim Premiere. So standen vor Höfen und Haustüren viele Kisten oder Tische mit unterschiedlichem Inhalt, dazu ein Schild: „Zu verschenken!“
Die Geschenke waren allerdings kreuz und quer im Stadtgebiet verteilt, weshalb man doch etliche Kilometer zurücklegen musste und Glück brauchte, um fündig zu werden. Waren bei gutem Wetter viele Radfahren unterwegs, wurden einige Strecken auch mit dem Auto zurückgelegt, was sicher nicht im Sinne einer Brundtlandstadt ist. Allerdings wurden Standorte auch in den sozialen Medien angekündigt, viele davon mit Fotos, weshalb man sich gezielt auf den Weg machen konnte. Anscheinend fuhren auch Flohmarktfreunde mit Kleinbussen durch die Straßen, um nach Verwertbarem Ausschau zu halten.
„Meine Mutter hat in der Zeitung vom Verschenktag gelesen. Ich finde, das ist eine gute Idee. Da haben wir auch einige Sachen vor unserem Haus auf den Gehweg gestellt. Außerdem bin ich selbst am Suchen, ob irgendwo etwas Brauchbares zu finden ist“, verriet Jasmin Erben, die mit dem Fahrrad und einem Anhänger unterwegs war.
Zu schade für den Müll
Die Idee des Verschenktags ist simpel. Jeder kann Dinge verschenken, die für die Mülltonne oder den Recyclinghof zu schade sind. Einfach die gut erhaltenen und funktionstüchtigen Gegenstände in einer Kiste oder einem Karton mit der Aufschrift „zu verschenken“ vor die Haustür stellen. Wer diese Sachen gebrauchen kann, darf sie mit nach Hause nehmen. Am Abend muss alles, was noch übrig geblieben ist, vom Bürgersteig entfernt werden.
Mit der Aktion will die Stadt Viernheim auf den Erdüberlastungstag, der dieses Jahr schon am 4. Mai war, aufmerksam machen und ein Zeichen gegen die Wegwerfmentalität setzen. Klimaschutz und der respektvolle Umgang mit Gütern sollen mit der Aktion ins Bewusstsein gerückt werden.
Die Organisation „Global Footprint Network“ hat diesen Zeitpunkt errechnet, an dem die nachhaltig nutzbaren Ressourcen eines Jahres verbraucht sind. Deutschland ist eines der Länder, das ab diesem Datum quasi auf Pump lebt und Ressourcen verbraucht, die in dem Ausmaß nicht für alle auf der Welt vorhanden sind und auch nicht so schnell wieder hergestellt werden.
Um weltweit einer Rohstoffnachfrage auf deutschem Niveau gerecht werden zu können, bräuchte man mittlerweile fast drei Erden. Im privaten Bereich ist der Konsum ein wichtiger Faktor. Jeder Kauf trägt zum Ressourcenverbrauch bei. Auf Dachböden und in Kellern finden sich ungenutzte Schätze, die anderen Menschen noch Freude bereiten können. Um den eigenen Ressourcenverbrauch zu verringern, kann der Verschenktag genutzt werden.
„Alles zum Mitnehmen, auch der Tisch, aber bitte als Letztes!“, stand auf einem Schild. Bei den „Geschenken“ handelte es sich überwiegend um Videospiele, Bücher, CDs, Gesellschaftsspiele, Puzzles, Geschirr und kleine Elektrogeräte. Dazwischen waren auch Dinge, die niemand mehr brauchen kann.
In Viernheim gibt es das ganze Jahr über zahlreiche Möglichkeiten, Warenspenden abzugeben: im Katholischen Sozialzentrum, Kleidung bei der Arbeiterwohlfahrt in der Wasserstraße 18 oder im sozialen Möbelkaufhaus in der Rathausstraße 53. Alte oder defekte Fahrräder können dienstags (15 bis 17 Uhr) bei der Fahrradwerkstatt der städtischen Jugendförderung im Treff im Bahnhof (Friedrich-Ebert-Straße 8a) abgeben werden.