Viernheim. Monatelang mussten die Sänger schweigen – nun wird wieder gesungen. Die aktuelle hessische Verordnung gestattet den Viernheimer Chören, den Singstundenbetrieb aufzunehmen.
Mit der Lockerung der Corona-Maßnahmen sind Zusammenkünfte im Kulturbereich wieder möglich, „solange die vorgeschriebenen Abstands- und Hygieneregeln gewahrt bleiben“, wie Johannes Bunsch, Pressesprecher des Kreises Bergstraße, bestätigt. Dazu zählen auch Singstunden von Gesangs- und Musikgruppen, wenn die Bildung von Aerosolen vermieden werden kann – durch Proben im Freien oder ausreichend Platz im Probenraum.
Die Viernheimer Chöre holten sich zusätzlich eine offizielle Erlaubnis des städtischen Ordnungsamts für den Probenbetrieb. Die ersten Singstunden liefen noch unter freiem Himmel ab: Der MGV 1846 lud seine Sänger zu einem „Testlauf“ auf die Terrasse des neuen Vereinsheims ein. Etwas mehr als die Hälfte der aktiven Sänger nahm an der außergewöhnlichen Probe teil. Die Stühle waren im Halbkreis um Dirigent Hans Kaspar Scharf verteilt, immer mit mindestens anderthalb Metern Abstand zum nächsten Sänger. Im Freien musste man sich nicht nur an den ungewohnten Chorklang gewöhnen, sondern auch an die Nebengeräusche aus der Natur und von der Autobahn. „Singen mit Abstand war eine neue Erfahrung, jeder musste und konnte fast nur auf sich hören“, beschreibt MGV-Vorsitzender Jens Heinen die Eindrücke während der Singstunde.
Das bestätigt Sylvia Thoms: „Chorgesang mit Mindestabstand im Freien ist ein bisschen wie allein singen“, sagt die Vorsitzende des Frauenchors. Der Chor nutzte nämlich tags darauf das Freigelände des MGV 1846 für seine erste Singstunde. Auch die Sängerinnen befolgten die strengen Auflagen für die erste Probe. Das Singen bezeichnen beide Vorsitzende als einen „kleinen Schritt hin zur Normalität“, und Jens Heinen ergänzt: „Auch der Dirigent war trotz Nebengeräuschen positiv von der Qualität einer Singstunde unter freiem Himmel überrascht.“
Am Donnerstag und Freitag wollen MGV und Frauenchor dann im Vereinsheim singen. Damit nicht auf Anhieb zu viele Sänger im Probenraum sind, probt der jeweilige Chor nach Stimmen getrennt. „Es erscheint uns noch zu früh, mit so vielen Menschen in einem Raum zu singen“, begründet Sylvia Thoms den vorsichtigen Schritt, „wir werden aber im Wechsel auch mit dem gesamten Chor proben“.
Sänger-Einheit wartet noch ab
Die Sänger-Einheit will mit dem Probenbeginn noch warten. Die Singstunde findet im kleinen Saal des Bürgerhauses statt, das seit dieser Woche wieder geöffnet ist. „Wir haben das grundsätzliche Okay der Stadt bekommen“, erklärt Vorstandsmitglied Wolfgang Haas, „aber wir wollen die Situation zunächst weiter beobachten.“ Das Hygienekonzept, wie es von Chorverband, Sängerbund und Sängerkreis vorgeschlagen wird, wird auf die Gegebenheiten des Chors angepasst. Vielleicht werden die Proben schon im Juni wieder aufgenommen, auch wenn die Sänger-Einheit keinen Zeitdruck verspürt. „Für das immer noch geplante Konzert der Viernheimer Chöre am 8. November kann man auch erst nach der Sommerpause proben“, meint Haas.
Mit dieser Pause hat der MGV Liederkranz begonnen. „Wir werden die offiziellen Ferien des Vereins vorziehen“, berichtet Geschäftsführer Peter Weiröther. Am 27. Juli soll es mit der ersten Singstunde unter Dirigentin Edith Schmitt losgehen, bis dahin ruht auch weiterhin das gesamte Vereinsleben rund um das Domizil. „Wir sind im Vorstand übereingekommen, dass wir die Verantwortung für unsere 35 Sänger und deren Angehörige nicht übernehmen wollen“, begründet Weiröther die längere Unterbrechung, verbunden mit der Hoffnung, dass sich die Situation in den nächsten Wochen spürbar verbessert.