Corona - Tierheim bleibt geschlossen / Online-Auktion ermöglicht Finanzierung einer Lehrstelle / Auftritt im Fernsehen

Gassigeher müssen sich gedulden

Von 
Othmar Pietsch
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Niklas Linde absolviert derzeit einen Bundesfreiwilligendienst im Tierheim und beginnt im September eine Ausbildung zum Tierpfleger. © Othmar Pietsch

Viernheim. „An den Feiertagen war es außergewöhnlich ruhig, obwohl ich an Silvester noch weniger Feuerwerk erwartet hätte. Gerade die Hunde genießen die Zeit, denn wenn wir Besuch haben, geht es in den Zwingern doch recht turbulent zu“, berichtet Tierheimleiterin Nicole Dalesio. Die Einrichtung bleibt aufgrund der Corona-Pandemie weiterhin für Besucher und die bis zu 15 Gassigeher geschlossen.

Die Vorsichtsmaßnahme ist nicht zum Schutz der Tiere gedacht, sondern soll verhindern, dass sich das Pflegepersonal mit dem Coronavirus infiziert. „Wir müssten im Ernstfall alle Mitarbeiter in Quarantäne schicken. Wer soll sich dann um die Tiere kümmern?“, erklärt Dalesio. An Arbeit mangelt es nämlich nicht.

Der Tierheimleiterin fehlt allerdings das Zwischenmenschliche, und deshalb hofft sie, dass es bald wieder persönliche Kontakte geben kann und der Austausch mit anderen Tierfreunden dann wieder möglich ist.

Über die Feiertage wurden Tiere weder abgegeben noch vermittelt. „Das war in den vergangenen Jahren allerdings schon anders. Wir prüfen genau, wem wir Tiere geben, und schauen nach einigen Wochen immer wieder vorbei. Tiere, die an Weihnachten verschenkt wurden, werden erfahrungsgemäß aber ohnehin erst einige Monat später, also im Sommer, abgegeben“, erklärt Dalesio. Dabei gibt es unter den Hunden im Tierheim durchaus einige Kandidaten, die für ein neues Zuhause geeignet sind.

Im Rahmen des Projekts „Start ins neue Leben“ werden schwierige Hunde durch erfahrene Kräfte resozialisiert. Projektleiterin Perdita Lübbe-Scheuermann war jüngst sogar in der Sendung „Tiere suchen ein Zuhause“ des Westdeutschen Rundfunks (WDR) zu Besuch, um einige ihrer Schützlinge zu präsentieren. „Wer einen Hund sucht, kann sich auf der Homepage des Tierheims umschauen, dort gibt es Fotos und ausführliche Beschreibungen, etwa von Herkunft und Wesen“, berichtet Dalesio. Wenn das Tierheim wieder geöffnet hat, kann man dann bei einem Termin vor Ort direkt Kontakt aufnehmen.

Umbau der Krankenstation

Die Pandemie hat nicht nur die Abläufe in der Einrichtung verändert, sondern auch dem Tierschutzverein große finanzielle Probleme bereitet. So musste das beliebte Musikfestival Wuzzdog abgesagt werden, bei dem sonst Erlöse im vierstelligen Bereich erzielt wurden. Daneben konnten die monatlichen Flohmärkte nicht stattfinden. „Leider zeichnet sich kein Ende ab, und auch Wuzzdog 2021 steht auf der Kippe“, erklärt Dalesio. Gut entwickelt hat sich dagegen die aus der Not heraus geborene Auktionsgruppe im Internet, in der die Mitglieder alle möglichen Sachen zum Kauf anbieten können. Der Erlös fließt dann an den Tierschutzverein. Dadurch kann inzwischen auch eine Lehrstelle für einen angehenden Tierpfleger angeboten werden. Lange war unklar, ob das Tierheim dafür genug Geld zusammenbekommen würde (wir berichteten mehrmals). Besetzt werden soll die Stelle mit Niklas Linde, der gerade seinen Bundesfreiwilligendienst (BFD) ableistet. Die dreijährige Ausbildung beginnt voraussichtlich im September.

Mit dem Umbau der Krankenstation soll außerdem die Modernisierung der Anlage an der Alten Mannheimer Straße in den kommenden Monaten weiter vorangetrieben werden. Zunächst werden aber in den Ausläufen der Hunde sechs neue Bäume gepflanzt, die durch eine großzügige Spende angeschafft werden konnten.

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