Energiepolitk

Überraschend klares Votum pro Windkraft in Schriesheim und Dossenheim

Der Ausgang war am Ende deutlich: Bei den Bürgerentscheiden in Schriesheim und Dossenheim erhielten die Windkraftgegner lediglich 45 bis 40 Prozent der Stimmen. Was das Ergebnis bedeutet - und wie die Reaktionen ausfallen.

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Konstantin Groß
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Großer Andrang gestern Abend im Schriesheimer Rathaus beim Einlaufen der Abstimmungsergebnisse. © Konstantin Groß

Nach den am Sonntag gescheiterten Bürgerentscheiden gegen die Windkraft in Schriesheim und Dossenheim steht den vier geplanten Windrädern auf dem Gewann Weißer Stein nichts mehr im Wege. Weder in Schriesheim noch in Dossenheim hat das Bürgerbegehren gegen diese Anlagen eine Mehrheit gefunden. Damit kann in Kürze der nächste Schritt erfolgen, nämlich die formale Beauftragung des bereits ausgewählten Projektträgers, der Firma Pionext aus Alzey. Dies teilte Bürgermeister Christoph Oeldorf am Sonntagabend nach Bekanntgabe des Abstimmungsergebnisses im Gespräch mit dieser Redaktion mit.

Bürgerentscheide in Schriesheim und Dossenheim: Klare Entscheidung, Quorum erreicht

„Ich bin erleichtert und zufrieden“, kommentierte der Rathauschef, der im Vorfeld angekündigt hatte, mit Nein, also für Windkraft, zu stimmen. Erleichtert, weil es eine klare Entscheidung gegeben habe und auch das Quorum erreicht worden sei. „Damit ist der Weg frei, die nächsten Schritte in unserer Energiepolitik zu gehen.“ Auf die Frage, ob er persönlich auch glücklich sei, antwortete er: „Das kommt erst noch.“

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Bei den Initiatoren der Bürgerentscheide herrschten verständlicherweise die entgegengesetzten Gefühle. „Natürlich sind wir sehr enttäuscht“, bekannte ihr Schriesheimer Repräsentant Christoph Randt. Eine solch hohe Niederlage habe er nicht erwartet, wenngleich er in den zurückliegenden Wochen eine Stimmungsänderung registriert habe: „Wir sind eben keine Wahlkampfprofis, die andere Seite aber schon“, meinte Randt. Zudem seien die Windkraftbefürworter von wichtigen Persönlichkeiten öffentlich unterstützt worden. „Bei uns war das von Seiten der Parteien, die uns eigentlich unterstützt haben, leider nicht der Fall“, kritisierte er.

Nach Bürgerentscheiden: „Mit der Auszählung ist nicht alles vorbei“

„Wir sind sehr froh und erleichtert, dass in beiden Gemeinden die Mehrheit der Menschen verstanden hat, dass wir lokal Verantwortung für den Klimaschutz übernehmen müssen, auch wenn es teilweise schmerzhaft ist“, bekannte Thomas Rinneberg von den Windkraftbefürwortern der „Energiewende“: „Mit der Auszählung ist nicht alles vorbei, im Gegenteil! Lasst uns damit weitermachen, gemeinsam an einer besseren Zukunft für unsere Welt und unsere Region zu bauen!“

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„Ich war immer optimistisch gewesen“, betonte der SPD-Landtagsabgeordnete Sebastian Cuny, der die Windkraftbefürworter unterstützt hatte. Dass vor allem in Schriesheim die Mehrheit mit 55 Prozent so groß sei, fand er schlichtweg „toll“. Das Ergebnis zeige, dass die Menschen den Weg zur Windkraft mitgehen wollen, und es sei außerdem eine Bestätigung der Politik der SPD Schriesheim, die dies von Anfang an und entschieden unterstützt habe.

CDU-Vorsitzende in Schriesheim: Stets geahnt, „dass es knapp wird“

Auch der Co-Fraktionsvorsitzende der Grünen im Gemeinderat, Bernd Molitor, zeigte sich überrascht, dass die Mehrheit so deutlich ausgefallen ist: „Aber wir haben in den letzten Tagen schon gemerkt, dass sich die Stimmung gedreht hat.“ Dies sei vor allem der Mobilisierung und dem Engagement der jungen Leute zu verdanken gewesen.

Bürgermeister Christoph Oeldorf gibt das Abstimmungsergebnis bekannt. Christoph Randt (l.), einer der Initiatoren der Bürgerentscheide, und Unterstützer Wolfgang Renkenberger von der FDP sind konsterniert. © Konstantin Groß

Die CDU-Ortsvorsitzende Christiane Haase bekannte, dass sie stets geahnt habe, „dass es knapp wird“. Mit einem solchen Ergebnis habe sie jedoch nicht gerechnet. Andere Vertreter von CDU und Freien Wählern waren nach der Bekanntgabe des Ergebnisses für eine Stellungnahme nicht mehr greifbar, da sie das Rathaus zügig verließen. Ohnehin waren bei der „Wahlparty“ im Foyer des Rathauses vor allem Windkraftbefürworter und Repräsentanten von Grünen, SPD und Linken anwesend.

Das Einlaufen der Ergebnisse aus den Stimmbezirken war ein reiner Krimi. Begonnen hatte er kurz nach 18 Uhr, als der erste von 20 Wahlbezirken ausgezählt war: In Ursenbach hatten 71 Prozent für Ja und nur 29 Prozent für Nein gestimmt. Doch das sollte sich als nicht repräsentativ erweisen. Um 18.16 Uhr, nach 4 von 20 Bezirken, stand es bereits 52 zu 48 Prozent für die Windkraftbefürworter. Und dieser Vorsprung sollte nicht mehr verschwinden, steigerte und stabilisierte sich auf gut 200 Stimmen. Um 18.29 Uhr, als 15 der 20 Bezirke ausgezählt waren, war mit 2.550 Stimmen pro Windkraft auch das gesetzliche Zustimmungsquorum erreicht. Um 18.39 Uhr, als 19 von 20 Bezirken ausgezählt waren, lautete das Ergebnis 54,5 zu 45,4 Prozent. Nun aber dauerte es quälende 20 Minuten, bis das Endergebnis feststand und zu lautem Jubel im Rathausfoyer führte.

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In Schriesheim votierten nur 45,32 Prozent gegen die Windkraft, 54,68 Prozent waren dafür. In Dossenheim sagten sogar nur 39,77 Prozent ja zum Bürgerentscheid und damit nein zu den Windkraftanlagen, 60,23 Prozent stimmten für den Bau. Die Wahlbeteiligung lag in Schriesheim bei 56,77 Prozent und in Dossenheim bei 58,62 Prozent. Das Ergebnis wird am Montag, 16 Uhr, in einer Sitzung des Wahlausschusses offiziell bestätigt werden.

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