Im Singspiel beim Starkbieranstich auf dem Münchener Nockherberg am Freitagabend, da wird seinem Double von einem Hai ein Arm „abgebissen“. Doch drei Tage später, da ist wieder alles dran. „Er ist nachgewachsen“, lacht Hubert Aiwanger. So kann der Bayerische Wirtschaftsminister und Chef der Freien Wähler auf der Pressekonferenz vor seinem Auftritt im Festzelt (wir berichteten) die Fragen des „MM“ beantworten.
Herr Aiwanger, der Nockherberg war ja heuer stark auf Sie zugeschnitten, sowohl die Fastenrede als auch das Singspiel. Man hatte ja fast den Eindruck, Sie wären der wichtigste Mann in Bayern. Ehrt Sie das oder ärgert Sie das?
Hubert Aiwanger: Es hat ja fast schon den Anschein, als hätte ich den bestochen, dass er mich so derbleckt hat. Aber das kann auch ein bisschen inszeniert gewesen sein vom Fastenprediger, dass er den Ministerpräsidenten ein bisserl provozieren wollte und mich da ständig genannt hat. Aber natürlich: Man muss genannt werden in der Politik, um stattzufinden. Wie man dann genannt wird, das kann man sich im Detail nicht mehr aussuchen. Man wird aber dann nicht genannt, wenn man unauffällig hinter den Kulissen nur seine Sacharbeit macht. Es ist eben mein politisches Naturell, dass ich immer versuche, die Themen der Leute auf den Punkt zu bringen.
Eine Frage an Sie als Bundes-Chef der Freien Wähler. Sie sind ja hier in einer Hochburg der Freien Wähler, die Ihr Projekt einer Partei der Freien Wähler skeptisch betrachten. Was sind Ihre Argumente?
Aiwanger: Wenn Sie sich die Ampel in Berlin anschauen, haben Sie eigentlich die Antwort auf der Hand. Wir brauchen wieder mehr Leute, die von der Basis kommen, die schon mal einen Hammer und eine Schaufel in der Hand gehabt haben, die idealerweise eine abgeschlossene Berufsausbildung haben und die auch den Mittelstand und die Themen des ländlichen Raums stärken wollen. Ich glaube, dass bei den Freien Wählern ein großes politisches Potenzial schlummert, und dieser gesunde Menschenverstand muss auch auf die Landes- und Bundesebene. Wenn wir es nicht tun, wählen die Leute aus Frust oft komische Parteien, und für bürgerliche Mehrheiten reicht es dann doch nicht. Und ich will behaupten: Wenn wir in Bayern nicht so stark wären, hätte die AfD noch ein paar Prozentpunkte mehr und auch die Grünen, dann hätten wir in Bayern Schwarz-Grün – genau wie ihr es hier habt.
Nun haben Sie mal gesagt: In Bayern braucht man keine AfD, da gibt es die Freien Wähler. Das ist ein wenig missverständlich. Was meinten Sie damit?
Aiwanger: So habe ich es gar nicht gesagt, sondern ich habe gesagt: Ich will verhindern, dass die Leute aus Frust zur AfD gehen. Und auch ich traue mich, Fehlentwicklungen bei der Migrationspolitik, bei der Inneren Sicherheit und Sonstiges anzusprechen. Nicht, dass die Leute sagen: Es traut sich ja keiner mehr was sagen. Ich glaube, da muss die bürgerliche Mitte sich wieder trauen, Fehlentwicklungen anzusprechen – vom Verbrennerverbot bis zu einer gescheiterten Energiepolitik. Dass nicht alle das Mainstream-Lied mitzwitschern und dann die Leute sagen: Jetzt weiß ich nicht mehr, was ich wählen soll. Also: Eine robuste bürgerliche Mitte verhindert starke Ränder.