Die Gefahr, in Schriesheim Opfer einer Straftat im öffentlichen Raum zu werden, ist sehr gering – statistisch gesehen. Polizeioberrat Holger Behrendt, Chef des Reviers in Weinheim, zog diese positive Bilanz bei der Vorstellung der Kriminal- und Verkehrsstatistik vor dem Gemeinderat.
Die Straßenkriminalität in der Stadt ist 2020 stark zurückgegangen – von 161 auf 109 Fälle. „Niemand muss in Schriesheim Angst haben, überfallen und ausgeraubt zu werden. Alle Straftaten im öffentlichen Raum sind auf niedrigem Niveau und deutlich zurückgegangen. Aber natürlich ist jede Straftrat schlimm“, berichtete Behrendt bei der Vorlage des umfangreichen Zahlenwerks. Auch die Zahl der Wohnungseinbrüche habe sich extrem reduziert – wahrscheinlich wegen der Corona-Pandemie. „Die Leute sind zu Hause und passen auf ihr Hab und Gut auf“, so Behrendt. Die Anzahl der Körperverletzungen – in den meisten Fällen Beziehungstaten – sei ebenfalls auf einem erfreulich niedrigen Niveau. Behrendt: „Die Aufklärungsquote beträgt hier 90 Prozent.“
Mehr Stratftaten als 2019
Dafür haben die Delikte im Bereich Vermögen und Fälschungen vorwiegend über das Internet erheblich zugenommen. „Der Zuwachs bei der Cyber-Kriminalität ist für die Polizei schwer präventabel, wir kommen da kaum nach“, bedauerte der Oberrat. Falsche Polizeianrufe, Enkeltricks, Betrugsdelikte zwielichtiger Handwerksfirmen, kriminelle Verkäufe im Internethandel – hier registrierte das Weinheimer Revier im vergangenen Jahr 204 Fälle für Schriesheim (2019: 108). Die Gesamtzahl der Vermögens- und Fälschungsdelikte hat sich damit von 129 auf 227 Fälle erhöht.
Unterm Strich stehen so in der Statistik 609 Straftaten in Schriesheim. 2019 waren es 586. Aufgeklärt wurden im vergangenen Jahr 387 Fälle, 2019 waren es 283. In der Gesamtbetrachtung liegt die Weinstadt an der Bergstraße im Vergleich unter den Zahlen des Rhein-Neckar-Kreises, der Bilanz im Polizeipräsidium Mannheim sowie Baden-Württemberg.
Kein Verkehrstoter
In der Verkehrsstatistik zog Behrendt ebenfalls eine positive Bilanz. Zum Glück habe es 2020 in Schriesheim keinen Verkehrstoten gegeben. Insgesamt wurden 310 Verkehrsunfälle, 39 mit gravierenden Personenschäden registriert (2019: 335/43). Sorge bereitet der Polizei die Zahl von Verkehrsunfallfluchten. „Hier ist die Dunkelziffer besonders hoch“, berichtete Behrendt.
Unfallschwerpunkte kann die Polizei nicht ausmachen. Auf Nachfrage von Stadtrat Christian Wolf (GL) nach einer gefährlichen Kurve zwischen Altenbach und dem Abzweig nach Ursenbach erklärte Behrendt, dass dieser Bereich noch nicht negativ aufgefallen sei: „Unfallschwerpunkt ist, wenn an einer Stelle in einem Jahr fünf Unfälle passiert sind,“ so der Experte.
Die Arbeit der Polizei und speziell des Polizeipostens in Schriesheim bekam allseits Lob. „Was Sie leisten, können wir uns gar nicht vorstellen“, betonte Dagmar Wenger (GL), Mutter einer Polizistin. Frank Spingel (CDU): „Wir leben sicher in Schriesheim, Dank des unermüdlichen Einsatzes unserer Polizei.“ Auch Sebastian Cuny (SPD) würdigte „die hervorragende Arbeit und der Präsenz der Polizei – gerade zu Corona-Zeiten“. Wolfgang Renkenberger (FDP) dankte den Polizisten „für ihren erhöhten Streifeneinsatz“, und Lieselore Breitenreicher (BgS) mahnte, „dass unserer Polizei auch weiterhin hoher Respekt gezollt wird“.
Zu viele Überstunden
Kritische Worte kamen neben Lob für die Einsatzkräfte von Bernd Hegmann (FW), der auf die hohe Zahl von Überstunden hinwies: „Bei der Polizeidichte liegt Baden-Württemberg auf dem vorletzten Platz der Bundesländer. Und es dauert ewig lang, bis hier mal eine freiwerdende Stelle wieder besetzt wird – auch in Schriesheim.“ Darauf Behrendt: „Unsere Zahl an Überstunden ist überschaubar, auch weil wir durch einen Finanzausgleich 2020 und Arbeitszeitkonten abgebaut haben.“
Gerne nehme er als Polizeichef in Weinheim die Anerkennung des Gemeinderats mit. „Unsere Arbeit ist unser Job, der allerdings im Moment alles andere als normal ist“, verabschiedete sich Holger Behrendt mit Blick auf die Herausforderungen durch die Corona-Pandemie.