Totengedenken

Wie der Volkstrauertag in den großen Mannheimer Stadtteilen begangen wird

Mit Friedensgebeten und Kranzniederlegungen wird der Volkstrauertag in den Mannheimer Stadtteilen Feudenheim, Käfertal, Rheinau und Neckarau begangen. Was geplant ist und wann die Feierstunden beginnen.

Von 
Thorsten Langscheid , Konstantin Groß und Peter W. Ragge
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Auf dem Feudenheimer Friedhof, hier das Denkmal fur Gefallene der Weltkriege und des Krieges 1870/71 sowie Kriegsgräber, wird am Sonntag auch der im Ort verstorbenen Zwangsarbeiter gedacht. © Markus Proßwitz | masterpress

Feudenheim, Käfertal, Rheinau, Neckarau. Er ist längst mehr als der 1919 eingeführte „Heldengedenktag“ - der Volkstrauertag. Am Sonntag, 16. November wird er wieder begangen als Tag der Erinnerung an alle Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft aller Nationen, als Mahnung zu Frieden, Versöhnung und Verantwortung.

Etwas ganz Besonderes gibt es auf dem Feudenheimer Friedhof. Für die Kirchen spricht hier erstmals Priester Petro Bokanov von der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche - aus einem besonderen Grund. Vor den Kranzniederlegungen an den beiden Gedenkstätten wird eine neue Gedenkstätte eingeweiht. Initiiert hat sie der ehemalige Vorsitzende des Vereins für Ortsgeschichte, Alois Putzer. Nachdem er sich lange mit der Geschichte der jüdischen Mitbürger im Ort befasste, ließ ihn das Schicksal der Zwangsarbeiter während des Zweiten Weltkriegs keine Ruhe. „Dabei war das eines der sichtbarsten Verbrechen, deutlich erkennbar und doch von der Geschichte ausgeblendet“, so Putzer. Die meisten von ihnen stammten aus der Ukraine, Polen, Russland oder Frankreich, arbeiteten auf Feldern, in Haushalten und Werkstätten. Putzer fand heraus, dass acht Zwangsarbeiter in Feudenheim auf dem Friedhof begraben sind, für die nun an diesem Tag eine Gedenktafel enthüllt wird und deren Lebenswege vorgetragen werden.

Die um 11 Uhr beginnende Feier organisiert wieder Stadtrat Alexander Fleck (CDU), der als Ortsbeauftragter des Volksbunds fungiert. Zunächst wird in der Trauerhalle der Gesangverein „Teutonia“ singen. An den beiden Gedenkstätten nehmen dann als Vertreter der Stadt Bürgermeister Thorsten Riehle sowie Fleck für den Volksbund und für die Bürgergemeinschaft Feudenheim ihr zweiter Vorsitzender Christian Schulze das Totengedenken und die Kranzniederlegungen vor, flankiert von den Fahnenabordnungen der Vereine des Stadtteils. Miriam Frank liest die Fürbitten, ehe die „Teutonia“ die Feier beendet. Paul Rinneberg spielt die Trompete.

Gerade angesichts der aktuellen Weltlage ist es wichtiger denn je, öffentliche Zeichen des Friedens und der Solidarität zu setzen. Mit der Teilnahme am Friedensgebet besteht die Möglichkeit, dies sichtbar zu tun.
David Hergesell Interessengemeinschaft Neckarauer Vereine

In Käfertal hat Bernhard Mäder als Ortsbeauftragter des Volksbunds die Gedenkstunde zum Volkstrauertag organisiert, die am Sonntag um 11.15 Uhr vor dem Mahnmal stattfinden wird. Mäder, Mitbegründer der Initiative Friedhof Käfertal und aktiv in der Geschichtswerkstatt des Stadtteils, nimmt die Totenehrung und Kranzniederlegung mit Wilfried Engelhardt und einem – noch nicht benannten – Vertreter der Stadt vor. Die Ansprache hält Pfarrerin Almut Hundhausen-Hübsch.

Auf der Rheinau geht man weiter einen etwas anderen Weg. Sinnbildlich dafür ist bereits die vor einigen Jahren erfolgte Verlegung der Veranstaltung vom Friedhof in die Versöhnungskirche am Marktplatz inmitten der Rheinau. Hier beginnt um 10.30 Uhr die Veranstaltung, dei vom Gemeinnützigen Verein Rheinau, der Dachorganisation des Stadtteils, veranstaltet wird.

Im Mittelpunkt steht ein geistiger Impuls, für den in bewährter Weise Pfarrer Hansjörg Jörger verantwortlich zeichnet. Sein Vortrag steht diesmal unter dem Motto „Sprachlos“.Denn gerade dies wollen die Organisatoren und ihre Gäste an jenem Tag nicht sein. Am Herzen liegt ihnen daher auch der zweite, der gesellige Teil der Veranstaltung, bei dem sie vor Ort zu einem gemeinsamen Mittagstisch einladen.

Veranstaltungen am Volkstrauertag



Feudenheim: Trauerhalle, Talstraße 56, Beginn 11 Uhr, anschließend Kranzniederlegungen, Einweihung neue Gedenkstätte.

Käfertal: Trauerhalle, Alter Postweg 26, Beginn 11.15 Uhr, anschließend Kranzniederlegung.

Rheinau: Versöhnungskirche, Schwabenheimer Straße 2-4, Beginn 10.30 Uhr, anschließend gemeinsamer Mittagstisch.

Neckarau: Trauerhalle, Friedhofstraße 11 (Zugang auch von Donaustraße), Beginn 11 Uhr, anschließend Kranzniederlegungen.

Die Interessengemeinschaft Neckarauer Vereine lädt am Sonntag um 11 Uhr in der Trauerhalle des Friedhofs Neckarau ein. „Vertrauen – was bleibt, was trägt – in unfriedlichen Zeiten“ – so lautet das Motto des Friedensgebets, wie David Hergesell vom IG-Vorstand ankündigte. Die Gestaltung übernimmt Pastoralreferent Stefan Mayer von der katholische Kirchengemeinde Mannheim-Südwest. Für die musikalische Begleitung sorgt der Frauenchor 1924, als Vertreter der Stadt Mannheim nimmt Stadtrat Bernhard Boll an dem Friedensgebet teil. Im Anschluss findet eine Kranzniederlegung am Ehrenmal statt. Hergesell: „Gerade angesichts der aktuellen Weltlage ist es wichtiger denn je, öffentliche Zeichen des Friedens und der Solidarität zu setzen. Mit der Teilnahme am Friedensgebet besteht die Möglichkeit, dies sichtbar zu tun.“

Redaktion koordiniert die Berichte aus den Mannheimer Stadtteilen.

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