Sportliches Kabarett in der Kleidung eines Spielers von Eintracht Frankfurt, das bot Einhart Klucke, Schauspieler und Kabarettist, selbst aktiv in einem Sportverein. Er ließ berühmte Vertreter des literarischen Sportsgeistes auf dem 48er-Platz im Almenhof zu Wort kommen. Begleitet wurde er auf dem Akkordeon von Andreas Rathgeber, einem leidenschaftlichen Wanderer.
Dass es bei den beiden auf ihrer sportlichen Tour um den historischen Platz nicht ganz ernst zugehen konnte, lag ganz bestimmt in der Natur der Sache, die sich doch zwischen Reinhard Fendrichs „Es lebe der Sport“ und Winston Churchills „No sports“ (Winston Curchill) in ihrer ganzen Bandbreite bewegte. Weniger bekannt war allerdings bis dahin, dass manchen Schriftstellern der Sport Anlass zu dichterischer Aktivität war. Das erfuhren die Teilnehmer an diesem Rundgang aber spätestens jetzt. „Ich wusste gar nicht, dass es so viel Literatur über Sport gibt. Das war schon klasse, was die beiden da servierten“, meinte eine Veranstaltungsbesucherin begeistert zum Schluss.
Den Anfang nahm dieses sportliche Kabarett an der Treppe des Sportplatzes. Ein Auszug aus einem Essay von Robert Musil erfreute die Zuhörer: „Als Papa Tennis lernte, reichte das Kleid Mamas bis zu den Fußknöcheln. Es bestand aus einem Glockenrock, einem Gürtel und einer Bluse, die einen hohen, engen Umlegekragen hatte, als Zeichen einer Gesinnung, die bereits anfing, sich von den Fesseln zu befreien, die dem Weibe auferlegt sind. Denn auch Papa trug an seinem Tennishemd einen solchen Kragen, der ihn am Atmen hinderte. An den Füßen schleppten beide nicht selten hohe braune Lederschuhe mit zolldicken Gummisohlen, und ob Mama außerdem noch ein Korsett zu tragen hätte, das bis an die Achselhöhlen reichte, oder sich mit einem kürzeren begnügen dürfte, war damals eine umstrittene Frage. Damals war Tennis noch ein Abenteuer, über das sich die verzärtelte heutige Generation keine Vorstellung mehr machen kann. O, rührende Frühzeit, als man noch nicht wusste, dass auf kontinentalen Tennisplätzen kein Gras gedeiht. Man behandelte es vergeblich mit der Sorgfalt eines Friseurs, der an einem an Haarausfall leidenden Kunden all seine Mittel versucht. Aber man konnte auf solchen Grasplätzen bei Turnieren unerwartete Erfolge erzielen, wenn der Ball zufällig auf einen Maulwurfshügel fiel oder der Gegner über ein Grasbüschel.“ Dazu erklang auf dem Akkordeon Georg Kreislers leicht makabres Lied „Sport ist gesund“: „Mein Vater, ein Hotelportier ging schwimmen, einst im Wörthersee. Ich hab’ vom Strand gewunken – Dabei ist er ertrunken.“
Hommage an Steffi Graf
Weiter ging’s über Streetball zum Tennis mit dem Lied: „Ich liebe Steffi Graf“. Joachim Ringelnatz kam am Klettergerüst mit seinem „Turngedicht am Pferd zu Ehren“: „Bis plötzlich unter ihm das Pferd zerkrachte. Da brach er auch zusammen, und erwachte. Indem er schwor, nie wieder nachts zu picheln, bemerkte er, gereizt durch fremdes Sticheln, Dass ihn, der doch sich täglich glatt rasierte, ein langer Zwickelbart aus Rosshaar zierte.“ Peter Handkes „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“ kam hier zum Vorschein, während Rathgeber Gerhard Müllers „Dann macht es bumm“ intonierte. Das Laufen eines Marathons beschrieb Haruki Marukami. Auf dem Bouleplatz übernahmen schließlich Schnaken das Kommando und machten ihrem Ruf als Blutsauger doch alle Ehre. Die Rückkehr auf die Treppe beendete den sportlichen Rundlauf mit Einhart Kluckes doch etwas schrägen Gedanken über Hürdenlauf und Fitnesstraining. Rudi Carells „Trimm dich und halte dich fit“ passt da ideal dazu.
Der eine oder andere Besucher blieb noch ein wenig sitzen, um sich ein Bier zu gönnen, denn nach richtiger sportlicher Betätigung war keinem mehr zu Mute.