Käfertal. Es qualmt, der Rauch breitet sich blitzschnell aus. Aber genauso schnell kann man eingreifen, durch Hebel an der Rückseite, mit Seitenfenstern und Lüftern das Abziehen des Rauchs simulieren, neue Brandherde inszenieren, blockierte Treppenhäuser darstellen und einen Rauchmelder auslösen. „Das ist enorm praktisch“, lobt Markus Richter, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr, Abteilung Nord, das neue Rauchhaus. „Das werden wir auch zur Ausbildung der Aktiven einsetzen“, kündigt er an. Doch geschenkt bekommen hat es die Abteilung für die Kinderfeuerwehr „Löschlöwen“ zu ihrem ersten Geburtstag.
Mit 85 Männern und Frauen in der Einsatzmannschaft ist die Abteilung Nord die größte Abteilung der Mannheimer Freiwilligen Feuerwehr. Zur Unterstützung der Berufsfeuerwehr kann sie rund um die Uhr einen kompletten Löschzug mit vier Fahrzeugen besetzen. Dazu ist sie für zahlreiche Sonderaufgaben, von Waldbränden bis zur Versorgung bei einem Massenanfall von Verletzten, zuständig. Umso wichtiger, dass stets Nachwuchs kommt - in der Regel durch Jugendarbeit. Eine Jugendfeuerwehr mit 30 Mitgliedern gibt es schon lange. Neu hinzu kam die Kinderfeuerwehr.
Bei der Kinderfeuerwehr dürfen Mädchen und Jungen ab sechs Jahren mitmachen
„Es war unser Herzenswunsch, als wir die Leitung 2022 übernommen haben“, so Kommandant Richter auch im Namen seines Stellvertreters Markus Balschbach. Schließlich gehe es darum, „langfristig den Nachwuchs zu sichern, damit wir immer genügend Einsatzkräfte haben“. Denn zur Jugendfeuerwehr kann man erst ab zehn Jahren, „aber ab sechs Jahren gehen viele Kinder schon in andere Vereine, dann sind sie für uns verloren oder nicht mehr so einfach zu erreichen“, so Markus Richter.
Eine Kinderfeuerwehr haben sonst nur noch die Abteilungen Innenstadt, Neckarau, Wallstadt und Rheinau der Freiwilligen Feuerwehr Mannheim, eine Jugendfeuerwehr (ab 10 bis 18 Jahre) dagegen alle. Bei der Kinderfeuerwehr dürfen Mädchen und Jungen schon ab sechs bis zehn Jahren zur Feuerwehr. Die Gründung im Jahre 2018 wurde von allen Lionsclubs aus Mannheim zu ihrem 100-jährigen Bestehen unterstützt – daher der Name. Die erfolgreiche Premiere für die „Löschlöwen“ war 2019. Nord kam als letzte Abteilung dazu.
Die Freiwillige Feuerwehr klärt kindgerecht über Gefahren auf
Sie hat sich schon im ersten Jahr bewährt. Sechs Kinder sind bereits zur Jugendfeuerwehr aufgerückt, „im nächsten folgen weitere acht“, so Christina Balschbach, die mit Jessica Caria die Kinderfeuerwehr leitet. Insgesamt gibt es sieben Betreuerinnen, die sich um die derzeit 18 Löschlöwen kümmern, die sich alle 14 Tage freitags treffen. „Feuerwehr zum Anfassen“ beschreibt Christine Balschbach das, was sie mit den Kindern machen. „Wir machen Spiele mit Feuerwehrbezug, klären kindgerecht über Gefahren auf und wie man einen Notruf absetzt, üben Knoten“, zählt sie auf. Spiel und Spaß, Gemeinschaft und Teamgeist, Sport und Bewegung stünden im Vordergrund. Natürlich helfen auch die Einsatzkräfte bei den Löschlöwen mit, „denn wir wollen zeigen, was so ein Feuerwehrmann alles anhat - auch um im Ernstfall die Angst zu nehmen“, erklärt sie. Natürlich dürften die Kinder im Sommer auch mal mit Wasser spritzen, im Winter werde gebastelt und gebacken. Und in den Stadtteil bringt sich die Kindergruppe ebenso ein, so beim Sommertagszug der Interessengemeinschaft Käfertaler Vereine oder beim Kulturhausfest.
Kommandant Markus Richter ist unheimlich stolz auf die Kinderfeuerwehr
Kommandant Richter ist „unheimlich stolz“ auf den aktiven Nachwuchs: „Es ist toll, dass das so gut angenommen wird“, freut er sich - so gut sogar, dass es eine Warteliste gibt und gar nicht alle Kinder, die möchten, aufgenommen werden können, da es am Räumen und Betreuern fehlt. „Wir sind an der Kapazitätsgrenze“, so Christina Balschbach. Über 80 Kinder stehen derzeit auf dieser Warteliste. Auch bei den „Löschlöwen“ in den anderen Stadtteilen ist die Nachfrage weitaus größer als die Plätze.
Zur Finanzierung der Jugendarbeit ist die Freiwillige Feuerwehr nämlich ganz überwiegend auf Spenden angewiesen. Mitgliedsbeiträge werden von den Kindern nicht erhoben. Sie sind über die Stadt versichert und bekommen als Grundausstattung ein T-Shirt und eine Kappe. Viele Anschaffungen können nur über den Förderverein finanziert werden. Für das Modellhaus hat die VR Bank 1500 Euro gespendet. „Großartig, was Ihr hier macht“, lobt Annette Pawliczek, die Käfertaler Filialleiterin, als alle Kinder gemeinsam das rote Tuch wegziehen, mit dem das Geschenk vorher verhüllt war. „So Menschen wie Ihr braucht man“, beglückwünscht sie die Kinder wie auch die engagierten Betreuerinnen. „Scheut auch in Zukunft nicht, uns anzusprechen“, stellt die VR-Bank-Vertreterin weitere Unterstützung in Aussicht.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-stadtteile-so-erfolgreich-sind-die-loeschloewen-in-mannheim-nord-_arid,2292168.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html