Feudenheim

Sehr geglücktes Comeback

„Narrebloos“ füllt zwei Abende die Kulturhalle mit eigenem Programm und sorgt für beste Stimmung

Von 
Peter W. Ragge
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Die „Narrebloos“-Spitze sorgt mit den „Töchtern Feudenheims“ für gute Stimmung: Mona Kourschil (v.l.), Michael Freund, Melissa Freund, Ingo Bauer und Sarah Freund. © Christoph Blüthner

„Das Jahrhundert-Comeback“ – es klingt übertrieben, ja vermessen, was auf der Eintrittskarte steht. Aber das ist es nicht. Voller Überzeugung singen die Gäste beim Finale nach fünfeinhalb Stunden „Ja das war ganz famos, heut bei der Narrebloos“, denn das mit ungeheuer großer wie liebenswürdiger Kreativität gestaltete Programm ist wirklich famos. Dabei nimmt die „Narrebloos“ gleich doppelt eine Sonderstellung ein – sie schafft es, mit einer traditionellen Prunksitzung gleich zwei Abende die Feudenheimer Kulturhalle ganz zu füllen, und bis auf einen Gastauftritt der „Gowe“ gibt es nur eigene, ehrenamtliche Akteure.

Die toll dekorierte Kulturhalle heißt an den Abenden „Narrena“, denn Sport ist das Motto der „Narrebloos“-Kampagne – während der Corona-Pause habe der Elferrat gut trainiert, so Präsident Ingo Bauer. Mit „Trize“ Michael Freund eröffnet er singend den Abend, dem man anmerkt: Hier agiert ein gut eingespieltes, harmonisches Team, wenn etwa Elferrat Georg Sommer plötzlich einen „Stadionflitzer“ spielt oder die Pagen Aline Drechsler und Katharina Moritz, Büttel Julian Frank, das „McBloos“ genannte Bedienungsteam aus den Reihen der KjG sowie das Musikerduo Dieter Augspurger und Peter Jaspers auch die nötige Wertschätzung für ihre wichtige Hilfe im Hintergrund erfahren.

Als das Stadtprinzenpaar nach Feudenheim kommt, staunt es: „Wahnsinn, so ein voller Saal!“, so Prinz Ben I., und gleich darauf ist die Bühne ebenso voll: Es gibt so viele „Bloosies“ (Trainerin Susi Bauer), wie die jüngste von fünf Tanzgruppen des Vereins heißt, dass die Bühne für sie fast zu eng ist. Ihr Auftritt als Cheerleader wird gleich mit rhythmischem Klatschen belohnt – so gut gelaunt, begeistert und dankbar wie auf die „Bloosies“ reagiert das Publikum, darunter Erster Bürgermeister Christian Specht, fast den ganzen Abend. „Abteilung Zukunftssicherung“ nennt Michael Freund die vielen jungen Tänzerinnen und Tänzer: Nachwuchssorgen kennt die „Narrebloos“ wahrlich nicht.

Mit Stefanie Elett geht eine junge Mutter als Protokollerin in die Bütt – und findet für viele Missstände von Welt- bis Kommunalpolitik sehr passend-pointierte Reime, für die sie sehr viel zustimmenden Beifall erntet. „Stadtbahn fahren wird zum Super-GAU, thank you for travelling with RNV“, kritisiert sie etwa den Ausfall von Stadtbahnlinien. „Fahrschein“ bedeute bei ihr nur: „Es scheint so, dass sie fährt!“ Das Anwohnerparkkonzept für Feudenheim kritisiert sie als „dilettantisch schlecht gemacht“ und empfiehlt Oberbürgermeister Kurz, er solle doch selbst am Wasserturm parken und dann zum Rathaus E 5 laufen.

In der Bütt sind zudem Sigi Gauch, die amüsante Erlebnisse mit ihrem nun pensionierten Mann, vorträgt, sowie Christiane Frank und Sabine Wieser als das beliebte ulkig-schlagfertige Duo Kriemhild & Ernestine zu erleben. Die allerbeste Reaktion auf ihre Büttenrede erlebt indes Irmi Benz, die im feschen Dirndl Alltagsbeobachtungen von Kindererziehung bis zu Ehemännern ironisch zuspitzt – wirklich wunderbar witzig. Da tobt der Saal!

Das gilt ebenso für die Glanznummer der Feudenheimer Frauenfasnacht, die auch bei der „Narrebloos“ zu erleben ist. Der ganze 15-köpfige weibliche Elferrat mit Irmi Benz an der Spitze, einstudiert von Angelika Dreher, präsentiert äußerst fantasievoll kostümiert eine ebenso klasse Show aus der Welt der Magie: „Lissis Zaubershow“ mit Melissa Freund als Zauberin. Kurz darauf ist Melissa Freund dann mit Sarah Freund und Mona Kourschil noch mal als „Töchter Feudenheims“ auf der Bühne. Für ihr flottes Potpourri mit Mannheimer Liedern, bei dem nicht nur Lokalpatrioten das Herz aufgeht, werden sie mit Recht enthusiastisch gefeiert – da legt die gute Stimmung nochmal zu.

Aber auch Jungs können singen und Stimmung machen – nämlich Ingo Bauer, Andreas Förter, Michael Freund und Peter Jaspers. Als Feudenheimer Klatschreporter glossieren sie musikalisch gekonnt Corona-Pandemie und lokale Ereignisse, aber gigantisch wird die Stimmung im voll besetzten Saal bei ihrer Version des umstrittenen Songs „Layla“: „Wallstadt ist geil, aber Feidene ist geiler“. Alle singen mit, und lautstarker Jubel brandet auf. Verdient kräftigen Jubel ernten auch die Tanzgruppen, ob die von Nadine Riesenacker trainierten „Jazz-Dancers“ oder die „Bloos Brothers“ von Katharina Moritz, die sogar Seilspringen beherrschen.

Mit Johlen, begeistertem Getrampel und „Zugabe“-Rufen belohnt werden insbesondere die „Narrebloos-Buwe“, mit denen Bettina Schorb eine sympathisch-sportliche wie originelle Show einstudiert hat, und die „Narrebloos Girls feat. Sexy Boys“, die Miriam Frank – die auch noch selbst mittanzt – rasant in Form gebracht hat. Sie sind eine klasse Krönung eines klasse Abends mit ansteckender Fröhlichkeit.

Dazu tragen auch kleine, witzige Einsprengsel bei, etwa das einfallsreiche wie satirisch-akrobatische „Bier-Yoga“ von Achim Bauer oder Sophia Rösch, Louise und Pauline Komischke, die auf sehr charmante Weise all jene Feudenheimer Geschäftsleute präsentieren, ohne die diese von sehr viel Idealismus getragene Volksfasnacht nicht möglich wäre.

Redaktion Chefreporter

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