Mannheim. Wie geht es für den Einzelhandel nach dem 14. Februar weiter? Bis zu diesem Tag ist der Lockdown vorläufig befristet. Zwei Monate werden dann seit dem Beginn Mitte Dezember vergangen sein, und eine Verlängerung mindestens bis Ende Februar ist nicht unwahrscheinlich. Der Handelsverband Deutschland erhöht daher den Druck auf die Politik.
In einem Schreiben an Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, das dieser Redaktion vorliegt, fordert der Verband eine „Öffnungsperspektive“. Die Aussage Altmaiers, ein Lockdown sei auch bei einer Inzidenz unter 50 möglich, „hat unsere Kaufleute weiter tief verunsichert und deren Existenzsorgen dramatisch verstärkt“, heißt es.
„Wir brauchen endlich eine konkrete Perspektive“, unterstreicht Swen Rubel, Geschäftsführer des Handelsverbands Nordbaden. „Idealerweise mit einer Öffnung ab 15. Februar“, ergänzt Vizepräsident Hendrik Hoffmann, „wir können Hygiene“. Dies gelte für alle Betriebe, die jetzt geschlossen seien und die entsprechenden Hygieneregeln einhielten, so Rubel. Ideen, wie eine Öffnung aussehen könnte, gebe es reichlich. „Über zusätzliche Auflagen wie das Tragen einer FFP2-Maske kann man reden.“ „Wenig sinnvoll“, um Kundenströme zu entzerren, sei der Vorschlag, an geraden und ungeraden Tagen die Läden auf beiden Seiten der Planken abwechselnd zu öffnen.
Forderung nach Entschädigung
Eine Entscheidung soll beim Treffen der Ministerpräsidenten mit der Kanzlerin am 10. Februar fallen. Es gebe eine „hohe Erwartung“, dass man sich für eine Öffnung entscheidet, sagt Hoffmann. „Man sieht in Österreich und anderen europäischen Ländern, dass es möglich ist.“ Darauf müsse man entsprechend reagieren. „Jede weitere Wasserstandsmeldung, die nicht belastbar ist, hilft uns nicht weiter.“ Hoffmann stellt klar: „Die Kollegen brauchen konkrete Daten und Zusagen zur Hilfe.“ Die Läden seien unverschuldet geschlossen worden und hätten ihren Beitrag zur Eindämmung der Pandemie geleistet. „Jeder Euro, der fehlt, muss entschädigt werden.“
Überblick: Coronavirus - so viele Fälle sind in der Metropolregion Rhein-Neckar bekannt
Dossier Corona: Hintergründe, Infografiken, Berichte zur Entwicklung der Pandemie in Mannheim, Heidelberg, Ludwigshafen und der Metropolregion
Nichts verpassen: Verschärfter Lockdown, Impfungen, milliardenschwere Wirtschaftshilfen – alle Entwicklungen zum Coronavirus: Jetzt 30 Tage gratis E-Paper und Morgenweb lesen
„Wir brauchen dringend eine Perspektive, wann wir wieder aufmachen dürfen“, sagt Volker Peeck, Geschäftsführer des gleichnamigen Möbelhauses in Käfertal. „Die Kunden fehlen uns sehr, Januar und Februar sind für den Möbelhandel die umsatzstärkste Zeit.“ Sein Haus bietet Onlineberatungen an, nach Terminvereinbarungen bringen die Mitarbeiter den Kunden Stoff- oder Farbmuster auch an die Haustüre.
Trotzdem brauche man „offene Türen“. Eine Besichtigung im Laden, Probesitzen oder -liegen lassen die Corona-Regeln nicht zu, auch nicht nach einer individuellen Terminvergabe. Viele Kunden würden danach fragen, doch Peeck muss ablehnen. „Es ist schade, dass die Politik diese Möglichkeit nicht darstellt“, bedauert er, „das trifft vor allem die regionalen, stationären Händler“.
Die Einschränkungen ergeben für ihn deshalb keinen Sinn: „Wir sind sehr großflächig und können die Distanz- und Hygieneregeln sehr gut gewährleisten.“ Seine Kunden zeigten Verständnis für die Situation, es gebe aber auch Anfragen von Leuten, die in den nächsten Wochen umziehen und eine neue Küche bestellen möchten. „Ich hoffe wirklich, dass der geregelte Zutritt bald erlaubt wird.“
Coronavirus in Mannheim - Grafiken zu Fällen, Verlauf und 7-Tage-Inzidenz
„Lieber heute als morgen“, sagt Schuhhändler Alexander Seppel über eine Öffnung der Geschäfte. Er glaubt nicht, dass sie schon am 15. Februar ermöglicht wird. „Aber ich hoffe auf Ende Februar/Anfang März. Viel länger kann man die Situation nicht durchhalten.“ Ihm ist es ebenfalls wichtig, Planungssicherheit zu bekommen. „Wir drücken nicht einfach auf den Schalter und machen wieder auf.“ Das Geschäft müsse auf die Wiedereröffnung vorbereitet werden. Das sei nicht innerhalb von zwei bis drei Tagen möglich. „Wenn ich weiß, es wird Mitte März, dann kann man noch einzelne Winterschuhe anbieten, aber wenn es Ende März wird, müssen wir die Frühjahrsware ausstellen.“
„Wir akzeptieren die Corona-Richtlinien und dass wir alles dichtmachen mussten“, sagt Andreas Hilgenstock, geschäftsführender Gesellschafter von Engelhorn, „wir gehen diesen Weg mit, damit die Infektionszahlen sinken.“ Er hofft nun, „eine Perspektive zu bekommen, wann wir wieder öffnen dürfen“. Außerdem brauche es eine „fachgerechte Entschädigung“, also ein finanzieller Ausgleich, der auf den Handel zugeschnitten ist.