Das Rätselraten um eine bisher nicht gebaute Tiefgarage auf dem historischen Gelände der ehemaligen Turley-Kaserne wird größer. Es geht darum, ob der Frankfurter Investor Tom Bock zum Bau der etwa 300 Parkplätze umfassenden Tiefgarage vertraglich verpflichtet ist – oder ob der 58-Jährige bauen kann, aber nicht muss. Vor etwa sechs Wochen hatte der Geschäftsführer der städtischen Konversionsgesellschaft MWSP, Achim Judt, dieser Zeitung in einem Interview gesagt: „Sie sind falsch informiert, wenn Sie sagen, Tom Bock hätte nur ein Baurecht. Er hat eine Baupflicht für die Tiefgarage.“ Nun teilt die MWSP auf Anfrage schriftlich mit, es gebe „sowohl eine Bauverpflichtung als auch ein Baurecht“. Das, so heißt es weiter, „ist für uns kein Widerspruch“. Was das im Detail bedeutet, ließ sich nicht in Erfahrung bringen.
Sullivan
- Der Frankfurter Investor Tom Bock hat auf Sullivan ebenfalls Verträge gemacht. Dabei geht es um etwa 70 000 Quadratmeter Fläche. Der Kaufpreis, den die städtische Gesellschaft MWSP als Verkäuferin nicht bestätigt, liegt nach Informationen dieser Zeitung bei rund 26 Millionen Euro. Ob das Geld – der Vertrag zwischen Bock und MWSP stammt aus dem ersten Halbjahr 2017 – schon an die MWSP floss, ist offen.
- Der Mannheimer Gemeinderat hat bereits im April die Satzung des Bebauungsplans beschlossen. Das ist die Grundlage für spätere Baugenehmigungen. Dabei wurde in dem städtischen Parlament auch entschieden, einen größeren Teil der Tom Bock zuzuordnenden Flächen auf Sullivan aus dem Satzungsbeschluss herauszunehmen. Begründet wurde das im Nachgang mit Überarbeitungsbedarf auf Teilflächen sowie mit noch offenen städtebaulichen Fragen. Was das konkret heißt, ist nicht bekannt.
Schweigen über Vertragsdetails
Nach Informationen dieser Zeitung sollte die Tiefgarage, worauf die Eigentümer und Mieter auf dem Turley-Altgelände warten, im Jahr 2017 fertig sein. Der Bau hätte 2015 beginnen sollen. Kosten: sechs bis acht Millionen Euro. Der Vertrag – die MWSP hatte 2011/2012 an Investor Bock verkauft – soll ohne Sanktionsmöglichkeiten für die MWSP geschlossen worden sein, falls Bock sich nicht an Fristen wie die für den Bau der Tiefgarage halte. MWSP-Geschäftsführer Judt sagt dieser Zeitung auf Anfrage, zu Vertragsdetails öffentlich keine Stellung zu nehmen. Der Frankfurter Investor Tom Bock, der auf dem Turley-Altbestand mit den historischen Häusern seit mehreren Jahren arbeitet, hatte vor Wochen dieser Zeitung gesagt, einen Bauantrag für die Tiefgarage eingereicht zu haben. Auf die Frage, ob die MWSP Tom Bock verklagt, antwortet Geschäftsführer Achim Judt jetzt: „Es ist nicht auszuschließen, dass es zur juristischen/gerichtlichen Auseinandersetzung kommt.“ Tom Bock bezieht zu den Äußerungen keine Stellung.
Den Beginn der Bauarbeiten am ebenfalls auf dem Turley-Altbestand stehenden ehemaligen Casino hatte die MWSP für April dieses Jahres angekündigt und musste das nun neu terminieren. „Aufgrund der derzeitigen Entwicklung der Baubranche lagen die Angebote für Rückbauarbeiten deutlich über der Kalkulation. Deshalb wird eine öffentliche Ausschreibung notwendig. Wir gehen von einem Baubeginn im Sommer 2019 aus“, teilt Judt mit. Für die ehemalige Reithalle auf dem Gelände liege eine Baugenehmigung vor, und „mit den Bauleistungen wurde begonnen“.
Derweil haben zwei Mitglieder des Turley-Beirats, eine Art Anwohner-Vertretung, ihren Austritt aus dem Beirat angekündigt. In einer dieser Zeitung vorliegenden Mail an die MWSP heißt es: „Die Informationspolitik innerhalb des Turley-Beirats ist nicht für alle gleich. Wir sehen uns deshalb bereits seit längerem und zunehmend in der Rolle von Statisten.“ Investor Tom Bock war auch auf den unbebauten Baufeldern 4 und 5 auf Turley tätig und hatte sechs Millionen Euro für den Kauf vor dreieinhalb Jahren bezahlt; im August vorigen Jahres hatte er die etwa 22 000 Quadratmeter große Fläche für den sechsfachen Preis, also 36 Millionen Euro, weiterverkauft an die vier Gründer des auf Malta ansässigen Sportwettenanbieters Tipico (wir berichteten).