Mannheim. Es hat bisher nie jemand dort untergebracht werden müssen – und es rechnet auch niemand mehr damit: Die Stadt hat die Jugendherberge am Rheinufer, erst am 21. April zu einem Ersatz-Pflegeheim für die Corona-Krise umgebaut, de facto schon wieder aufgegeben. Offiziell bestätigt wird das nicht. Da sagt Stadtsprecher Ralf Walther, sie sei „zunächst bis 31. Mai auf Standby gestellt“.
Gedacht war die Jugendherberge mit bis zu 40 Betten als „Station für Routine-Quarantänefälle“. Hier sollten Bewohner von Pflegeheimen unterkommen, die nicht an Covid-19 erkrankt sind, aber ihre Einrichtungen aus anderen Gründen verlassen haben – etwa aufgrund einer Operation – und die nun nicht ohne Isolationsphase zurückverlegt werden durften. Zudem wollte die Stadt vorbeugen, sollten ambulante Pflegedienste ausfallen und viele Menschen deshalb plötzlich stationär betreut werden müssen.
Die Stadt hatte für diesen Zweck sowie als mögliches Ausweich-Krankenhaus auch Hotels geprüft und bereits das Mercure-Hotel am Friedensplatz genannt. Dann bauten 39 Ehrenamtliche von Freiwilliger Feuerwehr Neckarau und Technischem Hilfswerk zwei Tage lang zwei Stockwerke der Jugendherberge um.
Drei Wochen war sie rein vorsorglich in Betrieb – aber keine einzige Person musste dort untergebracht werden, „weil es in den Pflegeheimen beziehungsweise in den Kliniken Kapazitäten gab“, so Walther. Die betroffenen Menschen könnten in den Kliniken bleiben, zudem hätten die Pflegeheime jetzt selbst die Möglichkeit, zwischenzeitlich auswärtig untergebrachte Bewohner oder neu hinzuziehende Menschen in Quarantäne unterzubringen. Dazu hätten sich auch „die Strategie des Landes und die Vorgaben zum Quarantäne-Umgang in Pflegeheimen geändert“, erläutert er. Durch den Rückgang der Zahl an Infizierten gebe es freien Kapazitäten in Kliniken und Möglichkeiten „innerhalb der bestehenden Strukturen“, sprich Platz in den Heimen selbst. Walter räumt auch ein, dass es „Weigerungen von Kostenträgern“ gab, die vorübergehende Unterbringung in der Jugendherberge zu zahlen. Die Kosten, welche die Stadt für den temporären Umbau gehabt habe, könne sie aber beim Land anmelden.
Die Entscheidung der Stadt für die Jugendherberge hatte auch zu – aber nur intern geäußertem – Unmut bei freien Trägern geführt. Sie erfuhren aus dem „MM“ von den Plänen. Während nur Personal der städtischen Altenpflegeheime-GmbH in dem Haus an der Rheinpromenade eingesetzt war, blieben Betten in Heimen freier Träger leer, da ja ein Aufnahmestopp wegen Corona bestand. Die Kosten der freien Träger für ihr Personal und ihre Häuser liefen aber voll weiter. Walter bestätigt dazu einen „Austausch mit der Liga der Wohlfahrtsverbände“.
Weiter geplant ist laut Walther, ein Kasernengebäude auf Spinelli notfalls in der Corona-Krise zu nutzen. Derzeit würden dazu von der GBG notwendige Instandsetzungen vorgenommen, sagte er.