Mannheim. Opulent und ganz bunt wird es sein, verspricht Lena Hiebel: „Es wird visuell sehr viel geboten“, so die Bühnen- und Kostümbildnerin über die neue Familienoper „Alice im Wunderland“, die am Freitag, 14. November in der Ersatzspielstätte Opal des Nationaltheaters Premiere hat und dann bis Ende Dezember noch sechs Mal läuft. Das werde „ein ganz großer Spaß für Kinder, aber auch für Erwachsene“, verspricht sie.
Als sie selbst Kind gewesen sei, habe sie gar keinen richtigen Bezug zu der Geschichte von Alice gehabt, erzählt Hiebel, und sie „eher gruselig und die Figuren unhöflich“ empfunden. „Aber heute finde ich sie viel interessanter“, so die Bühnen- und Kostümbildnerin. Natürlich habe jeder die Bilder des bekannten Disney-Films des Romans von Lewis Caroll im Kopf. Davon habe sie sich bewusst absetzen, die für das Nationaltheater von Melanie Huber inszenierte Familienoper von Pierangelo Valtinoni rund um die Welt voller Kuriositäten, Zauber und skurriler Typen für Zuschauer aller Altersgruppen attraktiv ausstatten wollen.
Dicke Bäuche und eine Lampe auf dem Kopf
Dazu hat sie für die Welt voller Nonsens und Absurdität ein Bühnenbild mit riesigen rosa und roten Klötzen gebaut, die auf einem schachbrettartigen Boden stehen. Für Solisten, Damenchor, Kinderchor und Statisten entwarf sie prachtvolle bunte wie witzige Kostüme, deren Farben aber auch etwas aussagen. Alice etwa trägt ein gelbes Kleid, das weiße Kaninchen eine gelbe Schleife – „ein Zeichen, dass sie später Freunde werden“, so Hiebel. Im Reich der Herzkönigin dominieren dafür Rottöne und Marie-Belle Sandis als die bedrohliche Herrscherin singt in einem Kleid in Form von einem Herz in grellem Pink.
Die Herzogin – von einem Bass, Renatus Pola Glattinger, gesungen – trägt nicht nur einen riesigen Reifrock, sondern als Hut einen Lampenschirm, in dem auf Knopfdruck eine Lampe angeht. Uwe Eikötter und Thomas Jesatko dürfen als Zwiddeldei und Zwiddeldum künstliche dicke Bäuche und gestreifte Hosen tragen.
Dabei ist die Bühnen- und Kostümbildnerin dankbar, dass die Werkstätten des Nationaltheaters in der Lage sind, ihre Ideen umzusetzen. „Die sind super, da zeigen sie echt, was sie können!“, lobt sie. „Wir mussten fast alles neu machen, es gab kaum etwas im Fundus, nur die Stoffe“, so Pola Glattinger, Werkstattleiterin Herrenschneiderei. Dafür gab es aber auch eine ungewöhnliche Mitarbeiterin: Eva Müller-Dürrschmidt, eigentlich Bürokraft der Kostümabteilung, häkelte den Sommer über das Oberteil für das weiße Kaninchen. Außer der Raupe, die ein Spezialist außerhalb angefertigt habe, sei aber sonst alles selbst gemacht.
16 Herren- und 14 Damenschneider umfasst die Kostümabteilung. Mit den Vorbereitungen haben sie bereits vor den Sommerferien angefangen, etwa die zwei dicken Bäuche zu formen oder den riesigen Zylinder des Hutmachers herzustellen. Nach Fertigstellung der „Lohengrin“-Kostüme habe man noch viereinhalb Wochen Zeit gehabt, alles zu nähen. Immerhin sind außer den Solisten 22 Chordamen und Kinderchor-Mitglieder einzukleiden gewesen und manche Rollen auch doppelt besetzt. „Aber es hat viel Spaß gemacht, und das macht es den Zuschauern sicher auch“, so Glattinger.
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