Mannheim. „Eine gute Möglichkeit“ sieht Alexander Daub, stellvertretender Schulleiter der Almenhofschule, im Wechselunterricht. Das Modell, das man auch schon in der ersten Welle erfolgreich praktiziert habe, sei „ganz gut und machbar“. Allerdings: „Die Pläne sind sehr anspruchsvoll zu schreiben.“ Doch man habe bisher „so vieles immer irgendwie geschafft“, sagt Daub am Telefon. Der Lehrer klingt zuversichtlich. „Es darf halt jetzt niemand ausfallen“, sagt er mit ironischem Tonfall. „Weil sonst ist der Rahmen einfach gesprengt.“ Daub bezieht sich darauf, dass an den Schulen die Lehrer aktuell Präsenzunterricht von zwei Jahrgangsstufen, Fernunterricht der anderen beiden Stufen plus die Notbetreuung organisieren. Diese läuft auch für Kinder weiter, die gerade im Fernunterricht wären, aber deren Eltern Anspruch auf Notbetreuung haben. Eine Dreifachbelastung, ohne dass es mehr Personal dafür gibt.
Pläne des Kultusministeriums
- Zwei Klassenstufen an der Schule, zwei Stufen im Fernunterricht – die Grundschüler im Land werden ab 22. Februar zunächst im Wechselbetrieb unterrichtet. Das Kultusministerium legte am Donnerstag seine Vorstellungen für die schrittweise Öffnung von Grundschulen und Kitas vor.
- „Beispielsweise könnten in der letzten Februarwoche die Klassenstufen 1 und 3 und in der ersten Märzwoche die Klassenstufen 2 und 4 Präsenz-unterricht erhalten“, teilte das Ministerium mit. Die Klassen, die an den Schulen unterrichtet werden, sollen zudem jeweils geteilt werden. Die Kinder an den Schulen sollen in möglichst konstanten Gruppen lernen.
- Vorrang haben sollen die Fächer Deutsch, Mathematik und Sachunterricht – sowie in der vierten Klasse die Vorbereitung auf den Übergang auf die weiterführende Schule. Sportunterricht findet nicht statt.
- Der Präsenzunterricht soll jeweils mindestens zehn Unterrichtsstunden pro Woche umfassen. Es wird weiterhin keine Präsenzpflicht geben – die Eltern können wie bisher darüber entscheiden, ob die Kinder zur Schule gehen oder zu Hause lernen.
Rathaus nennt bisher keine Details
Beim Thema Corona-Tests allerdings gibt es aktuell noch ein großes Fragezeichen. Das Land hatte angekündigt, dass sich Lehrerinnen und Lehrer zwei Mal pro Woche anlass- und kostenlos testen lassen können. Hier arbeitet auch die Stadt Mannheim an einem Konzept für die Schulen. „Wir bereiten ein Testkonzept vor“, sagt Stadtsprecherin Beate Klehr-Merkl am Freitag auf Anfrage der Redaktion. Weitere Details könne sie jedoch aktuell noch nicht nennen.
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Auch Angela Speicher, geschäftsführende Leiterin der Mannheimer Grundschulen, sagt am Telefon sofort: „Wir warten darauf, dass die Schüler zu uns zurückkommen.“ Aktuell gehe ihr durch den Kopf, wie man das alles „gut organisieren“ könne. Doch man sei bereits durch die Erfahrung sehr gut vorbereitet. „Was einen aber umtreibt, ist die steigende Inzidenz in Mannheim“, sagt sie. „Und auch die Mutation.“ Immer im Blick habe man deshalb aktuelle Maßnahmen der Politik zur Virusbekämpfung. „Wir sind aber auch einfach der Meinung, dass die Schüler kommen sollen.“ In „leistungshomogenen Gruppen“ könnte man „intensiv“ mit den Schülern arbeiten, ist sich Speicher sicher.
Bei einer Telefonumfrage passiert es selten, dass Menschen am Ende der Leitung fast alle den selben Satz sagen. Doch diesmal ist es der Fall: Auch Peter Deffaa, Schulleiter der Neckarschule in der Neckarstadt-West, sagt: „Wir freuen uns so, dass die Schüler zurückkommen, wir warten darauf.“ Es sei „höchste Eisenbahn“, dass die Kinder wieder einen „festen Bezugspunkt“ erhielten. Deffaa äußert sogar, es wäre ihm lieber gewesen, alle Jahrgänge bereits im Wechselunterricht da zu haben.
Es sei so wichtig, dass die Lehrer mit den Schülern arbeiten und sie auch sehen. Doch auch an der Neckarschule werden nun „nur“ je zwei Klassenstufen wochenweise im Wechsel unterrichtet. Hinzu kommen Klassen mit Schülern, die fast gar keine Deutschkenntnisse haben. „Diese unterrichten wir jeden Tag in der Woche, alle vierzehn Tage“, so der Schulleiter. Auch an seiner Schule werden nun viele Aufgaben gleichzeitig vom Personal erfüllt. Die Notbetreuung etwa verschlinge dabei viele „Lehrerstunden“, so Deffaa.
Er betont, dass man aktuell zudem an einem Bewegungskonzept arbeite. „Wir wollen etwas für die Bewegung der Kinder tun, da sind wir grad am Überlegen.“ Denn es sei wichtig, dass sie das Haus verließen, hinaus kämen. „Und sei das jetzt, dass wir einen Zeitraum finden in einer Lernphase zuhause, wo wir auf der Neckarwiese spielen oder einfach mal zählen: ,Wie viele Brücken gibt es in der Neckarstadt‘.“
Indes sind die vom Land versprochenen FFP2-Masken an allen befragten Schulen angekommen. „Ja, ich sitze in einem Büro voller Kartons mit Masken“, berichtet Angela Speicher und lacht. Auch OP-Masken haben zusätzlich zu den FFP2-Masken ebenso Peter Deffaa und Alexander Daub erreicht. Beide berichten, dass viele Kinder in der Pandemie in der Schule die Alltagsmaske gern und „sehr diszipliniert“ getragen haben. Obwohl es keine Pflicht gibt.
„Positiv“ findet auch Thorsten Papendick, der Vorsitzende des Mannheimer Gesamtelternbeirats, dass Kultusministerin Susanne Eisenmann „jetzt endlich Wechselunterricht in den Grundschulklassen zulässt“. Während es für die Grundschulen klare Richtlinien gibt – wöchentlicher Wechsel zwischen Präsenz- und Fernunterricht jeweils für zwei Klassenstufen – lässt Eisenmann bei Abschlussklassen größere Freiheiten.