„Ein gutes Ergebnis, aber unter dem Vorjahr“ – das sagt Feuerio-Präsident Bodo Tschierschke für das 52. Blumepeterfest voraus. Zuletzt waren als Erlös der großen Benefizveranstaltung an die „MM“-Aktion „Wir wollen helfen“ stets über 40 000 Euro übergeben worden, „aber wir können solche Traumergebnisse nicht immer toppen, das ist ja nicht Sinn der Sache“, bittet er um Verständnis. „Sehr gut“ werde der Erlös dennoch.
Blumepeterfest
- Das Blumepeterfest wird in der Regel am letzten September-Samstag des Jahres vom Feuerio, Mannheims größter und ältester Karnevalsgesellschaft, ausgerichtet – seit 1967.
- Es erinnert an den „Blumepeter“, den Blumenverkäufer Peter Schäfer (1875-1940), körperlich wie geistig zurückgeblieben. Aber weil er schlagfertig gewesen sein soll, wurde aus ihm in der Nachkriegszeit eine Symbolfigur des Mutterwitzes.
- Der „MM“ stiftete 1966, als er 20 Jahre alt wurde, der Stadt und ihren Bürgern einen Brunnen und dazu eine Skulptur von Gerd Dehof – den Blumepeter, der heute auf den Kapuzinerplanken steht.
- Zur Einweihung des Denkmals gab es ein Fest, im Jahr darauf wieder – das „Blumepeterfest“. Gewidmet Menschen wie ihm – Armen auf der Schattenseite des Lebens. Seither kommt der Erlös der „MM“-Aktion „Wir wollen helfen“ zugute.
Gegen 9 Uhr am Samstag, als der Aufbau in den letzten Zügen ist, strahlt die Morgensonne vom Himmel. „Hoffentlich bleibt das Wetter“, sagt Notker Heep, der am Grillstand hilft – und beschreibt damit, was viele denken. Gerüstet ist alles für einen großen Ansturm. „Gerade bringt Ingrid Krobath noch zwei Kuchen („Ich bin dafür eigens um 6 Uhr aufgestanden“) an den Kuchenstand von Gwendolyn Wentzlaff vom „Mohrenköpfle“. „Ich habe so viele Kuchen wie nie!“, freut sie sich.
Vorfreude auch bei Christiane Forelle, ehe sie an ihre Kasse eilt: „Es geht wieder los!“ Für das Küchenteam des Roten Kreuzes ist es schon viel früher losgegangen. Seit 5.30 Uhr haben sie in ihrer Feldküche die Erbsensuppe gekocht. Aber immer wieder blicken die Helfer in den Himmel, wo zwischendurch häufig dunkle Wolken aufziehen.
Beim Start des Losverkaufs ist es aber wie immer: Ehe Tschierschke den Ex-Prinzen den ersten Eimer mit den bunten Papierröllchen bringt, hat sich schon eine lange Warteschlange gebildet. „Meine Frau will Lose, aber die darf ausschlafen, ich muss aufstehen“, begründet Horst Möller, warum er ganz vorne steht. Sonja Diedrich holt für die Enkel die Lose, Ortrud Osmer „wegen der schönen Rosen – und weil es für einen guten Zweck ist!“
Das sagt auch Marcel Borchert. Er ist startklar für den Urlaub, kommt aber vorher noch zum Wasserturm – um für die Mutter Erbsensuppe und für sich Lose zu holen: „Das Blumepeterfest darf man sich einfach nicht entgehen lassen“, betont er. So sieht es auch Christa Held: „Ich mache das ganze Jahr keine großen Spenden, aber das hier ist für den guten Zweck, es ist ein schönes Fest mit guter Musik. Da kann man den ganzen Tag sein und dabei helfen“, so Held.
„Eine gewaltige Leistung“
Gute Musik – die kommt zunächst von der Big Band2, die mit „Sing, Sing, Sing“ von Louis Prima schwungvoll in den Tag startet. Immer wieder verdüstert sich aber der Himmel, obgleich es bis auf ganz wenige Tropfen trocken bleibt.
„Ich drücke Ihnen die Daumen, dass das Wetter stabil bleibt“, sagt Oberbürgermeister Peter Kurz, als er seinen Dienst am Weinstand kurz für ein Grußwort auf der Bühne unterbricht. „Eine gewaltige Leistung“, lobt er das ehrenamtliche Engagement des Feuerio, aller Helfer und Spender. Zudem sei das Blumepeterfest ja „nicht nur zum Spaß“, sondern diene über die „MM“-Aktion „Wir wollen helfen“ der „Hilfe für Menschen in Not überall dort, wo der Sozialstaat nicht helfen kann“. „Wir wollen diese Tradition weiterführen“, versichert Florian Kranefuß, seit Juli Sprecher der Geschäftsführung der Mediengruppe Dr. Haas, die auch den „Mannheimer Morgen“ herausgibt, ehe er Dienst am Weinstand macht. „Kaufen sie Lose, gehen Sie an die Getränkestände“, appelliert er an die Besucher.
Vormittags weniger los
Um die Mittagszeit, als erst die „Drei Prinzen“ des Feuerio mit Schlagern für gute Stimmung sorgen und Joachim Schäfer mit „Ich lieb diese Stadt“ und anderen lokalpatriotischen Titeln die Zuhörer begeistert, ist viel Gedränge rund um den Wasserturm. „Das Fest lief – verglichen mit dem Vorjahr – aber schleppender an“, so Annegret Queissner vom Lachsstand. Um 16 Uhr meldet sie „ausverkauft“, schon um 14 Uhr gibt es bei den Bloomäulern keine Dampfnudeln mehr und um 15 Uhr ist der 500-Kilogramm schwere, von Egon Scheuermann gespendete Ochs am Spieß nur noch Gerippe.
„Aber vormittags war einfach weniger los, da fehlte der Andrang“, begründet Hauptfeldwebel d. R. Harald Seyfarth von der Reservistenkameradschaft, warum nicht nur an diesem Stand der Erlös etwas geringer ausfallen wird. Auch der Kuchen reicht noch bis in den Abend, als schon das Technische Hilfswerk zum Abbau anrückt. Da ist schönes Spätsommerwetter, und es fällt vielen Gästen schwer, nach Hause zu gehen. Von der Peter Maffay Fake Band fordern sie Zugabe um Zugabe.