Kein starker Stamm, wenig Blätter, kaum Äste: Die 66 ahornblättrigen Platanen am Alten Meßplatz schwächeln schon seit Jahren. Einige seien gar der Hitzewelle 2018 zum Opfer gefallen, mutmaßen Anwohner. Sie fürchten, dass die Bäume zeitweise nicht richtig gegossen wurden und deshalb verkümmert sind. Das weist die Stadtverwaltung zurück, gibt aber zu: „Die Bäume auf dem Alten Meßplatz gehören mit zu unseren Problembäumen.“
Die Methode
- Die Wassersäcke sind laut Rathaus-Auskunft seit wenigen Jahren in der Anwendung.
- Das Wasser wird in einen Sack eingebracht, der über einen Perforierung das Wasser nach und nach in den Untergrund entlässt.
- Wenn Baumscheiben angelegt werden können, die auch eine Bewässerungsmulde ermöglichen, sind solche Säcke nicht erforderlich. Hier wird das Wasser über eine Bewässerungsmulde an die Baumwurzel gebracht.
- Da, wo Standorte verfestigt oder Bewässerungsmulden schwer auszubilden, gar nicht mehr existent sind, kommen solche Säcke zum Einsatz. Wie jetzt am Alten Meßplatz.
Zum Stadtjubiläum gepflanzt
Seit Jahren werde die Entwicklung beobachtet, die Platanen intensiv bewässert, sagt Klaus Bernd Schwennen, Leiter der Abteilung Grünflächen bei der Stadt. Laut Auskunft aus dem Rathaus sind 2019 insgesamt 21 Wässerungsgänge in der Neckarstadt geplant, zehn seien bereits durchgeführt worden. „Trotz dieser Vorsorgemaßnahmen sei das Absterben einzelner Bäume nicht immer zu verhindern“, vermutet Schwennen, „dass die Probleme wahrscheinlich im Untergrund und am zunehmenden Trockenstress liegen.“ Die Stadt hat die Bäume 2006 im Vorfeld der Neugestaltung des Alten Meßplatzes und im Zuge der 400-Jahr-Feier der Stadt gepflanzt. 66 Exemplare mit einem Stammumfang von 20 bis 24 Zentimeter kamen damals in den eigens vorbereiteten Untergrund.
Grundsätzlich war die Platzfläche so konzipiert, dass das Regenwasser zu den Bäumen hingeleitet wurde, um deren Bewässerung sicherzustellen. Weil das nicht funktionierte, wurden einzelne Pflanzen mit Gießrändern umgeben – doch das Wasser floss mitunter an den Bäumen vorbei und konnte nicht wie geplant versickern. Die Ränder, kleine Erdwälle um den Stamm, wurden mit Abschluss der Entwicklungspflege schließlich eingeebnet. 2013 hat die Stadt neue Bewässerungsmulden geschaffen und die Bewässerung intensiviert. Den großen Austrieb brachte das, anders als erhofft, allerdings nicht. Vermutlich sei der Boden stark verdichtet worden, als der Platz angelegt wurde – insbesondere im Bereich der östlichen Baumgruben, vermutet der Behördenchef. Er stellt fest: „Die Vitalität dieser Bäume ist seit Jahren deutlich eingeschränkt, so dass hier kaum Zuwachs zu verzeichnen ist.“
Die erste Reihe im Osten (in Richtung Feuerwache) wird daher derzeit speziell über Wassersäcke bewässert. „Die Idee, das Wasser tropfenweise nach und nach in den Boden zu führen, damit es von den Feinwurzeln besser aufgenommen werden kann, ist für uns in Mannheim neu und soll hier am Extremstandort ausprobiert werden“, erklärt Schwennen. Die Säcke würden sozusagen als „letzte Rettung“ angebracht. Bei drei Bäumen sei diese aber schon zu spät gekommen.
Die Säcke werden demnächst gewechselt und sollen anderen Bäumen zugute kommen. Die abgestorbenen Bäume werden bei der nächstmöglichen Pflanzaktion ersetzt. Die könne aber auf dem Alten Meßplatz erst Ende 2020 nach einer Standortsanierung erfolgen, sagt Schwennen.
Die in der Fachsprache so genannte Platanus x acerifolia gilt eigentlich als unempfindlich gegenüber verdichteten Böden und als frosthart. Sie kann unter optimalen Bedingungen bis zu 45 Metern hoch werden. In vielen europäischen Ländern ist sie deshalb ein sehr beliebter Straßenbaum. Die Baumkrone wird bei älteren Exemplaren hoch und breit. Es sind über 300 Jahre alte Exemplare bekannt, die noch immer kräftig austreiben.
„Es muss etwas passieren“
Im Stadtteil ist man wenig glücklich über das Erscheinungsbild am Alten Meßplatz. Anwohner würden sich permanent über das kümmerliche Dasein und das klägliche Aussehen der Bäume beschweren, berichtet Maik Rügemer von der Bürgerinitiative Neckartstadt-West. Er drängt: „Am prominenten Eingang zur Neckarstadt muss schnell etwas passieren.“ Auf der einen Seite versuche die Stadt, das Quartier aufzuwerten. „Auf der anderen Seite lässt man diese Pflanzen hier verrotten.“
Dass abgestorbene Exemplare zügig ersetzt werden, das hatte die Stadt den Bürgern bereits 2013 versprochen.