Vor dem Ritterschlag fragte Jürgen Janßen vom Großen Rat der Stadt Ludwigshafen und der Rheinschanze nach, ob im Saal ein Arzt oder eine Krankenschwester anwesend sei. Schließlich sollte bei einer Verletzung des neuen Ordensträgers kein großerer Schaden angerichtet werden. Eine Kinderärztin war anwesend. So konnte das Zeremoniell sicher durchgeführt werden.
Der Club der Knöchelträger ist jetzt um einen echten Kurpfälzer Charakterkopf bereichert worden. Beim Gala-Abend in Mannheims „schönster Stube“, dem Leonardo Royal wurde der Neue, in Person von Schwetzingens Oberbürgermeister René Pöltl, in den noblen Reigen der Ritter zum „Blauen Zecher“ aufgenommen. Der Orden war 1986 geschaffen worden, um humorvolle Politiker auszuzeichnen, die sich nicht in allen Lebenslagen als den „Nabel der Welt“ verstehen. Die Idee stammte ursprünglich von den „Blauen Veilchen“ des Karnevalsvereins „Fidele Zecher“. OB Pöltl reiht sich nun ein in eine lange Reihe neben Bernhard Vogel (ehemaliger Ministerpräsident), Theo Waigel, Wolfgang Bosbach (Bundestagsabgeordneter), Hans-Ulrich Rülke (FDP-Fraktionschef in Stuttgart) oder Jutta Steinruck (OB Ludwigshafen).
„Ich habe mich über diese Ehrung total gefreut. Das ist alles andere als selbstverständlich“, sagte Pöltl vor seinem Ritterschlag. Schon die Laudatio durch Christoph Heller vom Großen Rat der Ludwigshafener Fasnachtsvereine war ein Erlebnis für alle Zuhörer. Die erfolgte nämlich nicht wie gewohnt auf Hochdeutsch, sondern auf Kurpfälzisch. „Er kommt aus Heidelberg und versteht mich daher“, hatte Heller das begründet. Übrigens habe der Geehrte das Badner Lied erst auf dem dritten Bildungsweg gelernt. Mit launigen Worten betrachtete Heller den Werdegang des parteilosen Politikers bis auf den Stuhl als Schwetzinger Oberbürgermeister. Im Anschluss bedankte sich Pöltl nach dem Ritterschlag, den traditionsgemäß Jürgen Janßen von der Rheinschanze Ludwigshafen vornahm, mit einem Gedicht von Karl Valentin, das jener in den krisengeschüttelten Jahren 1939/1940 für seine Münchener Spelunke geschrieben hatte.
Janßen erklärte die Bedeutung des „Blauen Zechers“. Blau stammt dabei von einem wohlriechenden blauen Veilchen, das den ganzen Winter über blüht und keine Trockenheit verträgt, was auch für Fasnachter gelte. Als Zecher werden ein geselliger Zeitgenosse verstanden, der sich mit anderen gut verträgt und mit dem man sich selbst gut verstehen könne. Übrigens wurde der Ritterschlag im Stehen ausgeführt, „denn der humorvolle Politiker sollte bei seinen Taten immer aufrecht sein“, sagte Jansen.
Pöltl konterte nicht weniger humorvoll: „Mit großer Freude bin ich heute hier, denn eine besondere Ehre gebt ihr mir, nicht nur den Goldenen Knöchel am Revers, sondern nunmehr auch Ritter bitte sehr, zum Blauen Zecher habt ihr mich gemacht, das hätte ich niemals zuvorgedacht.“ Dazu sang er „Ja mir sann die lust’gen Rittersleut“.
Musikalisch begleitete das Ganze die Alleinunterhalterin Martina Vogt, die für Schunkeln im Saal und eine spontane Polonaise sorgte. Für hoheitlichen Glanz beim Festmahl hatte das Mannheimer Stadtprinzenpaar, Daniela II. und Benn I, gesorgt, das bei seinen vielen Auftritten nicht von Stress, sondern von großem Spaß reden wollte.